Kapitel 7

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Der Kuss war natürlich kein langer und nur ein sanfter. Alles andere wäre bei einer Trauung unangebracht.

Nach dem Kuss grinste Lena breit. "Ach, vor Augen eurer Familie seid ihr jetzt auch offiziell Mann und Frau. Ist das nicht herzergreifend?" Sie fasste sich ans Herz und schniefte nochmal. Ich nickte nur, da ich ansonsten zu heulen angefangen hätte. Silas antwortete hingegen: "Ja, das ist es."

Die anderen fünf klatschten nochmal, danach ging es weiter. Meine Mum kam als erstes zu mir und umarmte mich fest. Ich erwiderte das gleich und sie sagte: "Mein Baby wurde viel zu schnell groß. Du bist sogar schon verheiratet." Ihre Stimme war leicht belegt und ich hatte selbst zu kämpfen.

Sie war so süß. Ich drückte sie nochmal fest an mich. Den heutigen Abend musste ich mit ihr genießen.

Lena klatschte in die Hände und sagte: "An die Gäste und das Brautpaar. Gehen wir zur nächsten Location." Da war ich gespannt, was die nächste Location überhaupt war. Interessant dürfte es sicher werden.

Ich bot meiner Mum meinen Arm an und sie hakte sich sofort unter. Wir folgten alle Lena und Silas ging auf meiner anderen Seite. Es hätte mich gewundert, wenn er nicht in meiner Nähe geblieben wäre. 

Schließlich konnte ich es erkennen. Viele Laternen waren aufgestellt und Blumen als Deko. Ein großer Tisch schön in der Mitte mit Stühlen. Abseits stand ein kleiner Tisch mit einer Hochzeitstorte darauf.

Ja, sie hatten sich Mühe gegeben und es sah richtig schön aus. Meinen Geschmack hatte man damit getroffen.

Meine Mum sagte: "Das ist richtig schön." Man hörte ihrer Stimme an, dass sie es ernst meinte. Mir gefiel es genauso und ich lächelte bereits.

Ich nickte und antwortete: "Das ist es wirklich." Ich sah hinüber zu Silas und sein Blick war längst auf mir gewesen. "So verrückt die Idee ist, aber eindeutig süß. Danke dafür, Silas." "Alles für dich." Da würde jedem warm ums Herz werden und so erging es mir. 

Diese Perfektion und war ausgerechnet mein Mann. So viele psychische Störungen er hatte, aber das Herz war am rechten Fleck. Viel aussetzen konnte man nicht, sofern er nicht seine eiskalte Maske aufhatte. 

Sogar Tischkärtchen waren am Tisch. Es war ein runder Tisch, so würden wir in einer netten Runde sitzen. Jeder könnte sich mit jedem unterhalten und niemand war ausgeschlossen. 

Links von mir saß Silas und rechts von mir meine Mum. Es mag meine Hochzeit sein, aber aktuell gehörte meine volle Aufmerksamkeit meiner Mum.

Ich lächelte sie an, was erwidert wurde. Ich fragte: "Erzähl, was habe ich so verpasst?" Sie schüttelte den Kopf und das sehr. "Nein, du fängst an. Dein Leben war sicher viel spannender. Daheim ist im Grunde alles gleich, nur das du fehlst." Da wurde mir schwer ums Herz. So würde es nie wieder sein, dass ich bei ihnen war.

Luke würde sich vermutlich nie beruhigen oder eine positive Reaktion auf Silas zeigen. Das war kein schöner Gedanke, aber ändern könnte ich es auch nicht. Außer mein Bruder könnte sich endlich beruhigen. 

Erst jetzt fiel mir mein Dad ein. Moment, wieso war meine Mum hier? Sie dürfte sauer sein, dass Dad nicht mehr daheim war. Sorgen sollte sie sich genauso machen. Angesprochen hatte sie es nicht. Gut, noch hatten wir wenig Zeit zu reden gehabt. Dennoch sollte sie eigentlich unfassbar wütend auf Silas sein.

Wie hatte Silas es geschafft, dass sie hier war? Es war jetzt noch fraglicher.

Das musste ich beantwortet haben, weshalb ich fragte: "Was ist mit Dad?" Vielleicht hatte sie keine Ahnung, dass er ausgerechnet bei Silas war. Das würde logisch klingen, anders konnte ich mir das schwer erklären.

Sie seufzte und wurde sehr ernst. Das Thema spannte mich an. Das hatte Silas wohl mitbekommen, denn er legte mir eine Hand aufs Knie und drückte leicht zu. Das war eine nette Geste von ihm und es beruhigte meine Nerven zumindest ein bisschen.

Meine Mum fing schließlich an: "Das ist so ein Thema." Fragend sah ich sie an. Damit war ich kein bisschen schlauer, die Infos dazu wären nötig.

Moment, Luke hatte das vor Silas nicht mal annähernd angesprochen. Mein Bruder hatte nur über mich gesprochen, dass er mich wieder haben wollte.

Was hatte ich verpasst?

Sie seufzte und fuhr fort: "Es ging ziemlich bergab, sobald Luke es erfahren hat, dass du weg bist. Das ist..." Sie überlegte kurz und ich wollte sie schon durchschütteln, um endlich Klarheit zu bekommen. Nur wäre das unangebracht und gemein.

Wieso taten mir die Leute das ständig an? Musste ich ewig bohren, bis eine richtige Antwort kam?

Endlich sprach sie weiter: "Luke hat ihn seines Amtes entbunden und hat alles übernommen." Ich musste sie unterbrechen und fragte: "Wie das?" Das Thema belastete sie, was man einfach erkennen konnte. "Es war nicht auf die freundliche Art. Er hat ihn zuerst weg gesperrt. Später zwar wieder freigelassen, aber freiwillig hatte dein Vater die Geschäfte nie übergeben. Luke hat das an sich gerissen, kaum hatte er das über dich erfahren." 

Ich sah sie einfach nur an, zu mehr war ich unfähig. Das hätte ich nie erwartet.

Sie räusperte sich und merkte an: "Dein Bruder war verdammt wütend. Es lief nicht immer harmonisch ab. Du kennst sein Temperament. Er hatte sich schon immer nur bei uns beiden im Griff. Als euer Vater das getan hat, ja, es verlief alles andere als freundlich."

Das klang nach Gewalt und Luke konnte da sehr rau sein oder brutal. Wieso hatte mein Bruder nicht Ruhe geben können?

Ich musste es aussprechen: "Hast du ihm nicht gesagt, dass ich freiwillig ging?" Ich schüttelte den Kopf und hängte an: "So ein Sturkopf." Das war er schon immer gewesen und meine Mum nickte. "Du kennst ihn. Wenn es um dich geht, das war von klein auf ein sehr wunder Punkt." Ja, es war mir klar, das hatte ich mein Leben lang miterlebt.

"Dein Vater wollte die Geschäft wieder zurück, Luke wollte sie ihm natürlich nicht wiedergeben. Die Männer waren mittlerweile für Luke. Dein Bruder bekam es anscheinend besser hin. Genau weiß ich es nicht, da hielt man mich raus. Aber ja, das machte deinen Vater noch wütender."

Sie seufzte nochmal und machte eine kurze Pause. Es gab wieder das innerliche Verlangen sie durch zu schütteln, aber ich unterließ es. Ich sollte ihr die Zeit geben.

Endlich ging es weiter: "Da eskalierte es nochmal und ich wies deinen Vater daraufhin, dass er besser gehen sollte. Ich wollte bei Luke bleiben, ich hegte einen Groll gegen deinen Vater wegen dir. Aber das weißt du ja. Das wollte er kein bisschen einsehen oder akzeptieren. So setzte dein Bruder ihn vor die Tür und verbannte ihn aus der Familie."

Ähm, nein, mir fehlten die Worte. Mein Hirn war praktisch leer.

"Es dauerte eine Zeit, aber dein Vater kam wieder. Ich bat Luke ihm noch eine Chance zu geben, was er tat. Auch nur, nachdem ich ewig auf ihn eingeredet hatte. Du weißt, wie stur er sein kann." 

Noch ein dramatisches Seufzen und sie sagte: "Aber das eskalierte wieder und diesmal war Luke sehr skrupellos." Fragend sah ich sie an und sie deutete auf Silas. "Dein Bruder hat es inszeniert, damit dein Mann deinen Vater schnappt."

Erst jetzt fiel mir auf, dass scheinbar der gesamte Tisch zuhörte. Denn Lena verschluckte sich, Bella warf ihr Glas um und Vittoria sah ungläubig aus.

Silas fragte: "Bitte was?"

Meine Mum sah zu ihm. "So ungern ich es dir sage, aber so gut bist du auch wieder nicht, dass du Ivys Vater so einfach schnappen könntest. Luke hat ihn dir auf dem Silbertablett präsentiert, er wollte, dass du ihn hast."

Ja, da blieb jedem das Herz stehen und verstehen konnte es erst recht niemand. 

Was war da daheim abgelaufen? Es war verrückt.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt