Kapitel 5

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Irgendwann schaffte ich es und ließ ab von meiner Mum. Diese Umarmung konnte nicht ewig so weitergehen. Aber ich hatte sie viel zu sehr vermisst. Diese lange Umarmung hatte sein müssen. Das hatte ich einfach gebraucht.

Meine Mum hielt mich auf Abstand und sah mich von unten bis oben an. "Das du nur immer noch hübscher wirst, Ivy." Damit hatte sie mir ein leichtes Lachen entlockt, weshalb mir eine Träne über die Wange lief. Sie selbst hatte auch Tränen in den Augen, da hatten wir uns wohl beide derart auf einander gefreut. 

Ich antwortete: "Mum, du tust so als hätten wir uns Jahre nicht mehr gesehen." Dabei waren es nur Monate gewesen. Aber Monate waren für uns eindeutig sehr viel.

Jetzt nahm sie beide meiner Hände und drückte sie leicht. "Das hat sich auch so angefühlt." Ja, hatte es wirklich, da musste ich ihr recht geben.

Sie lächelte mich so liebevoll an, dass ich am liebsten richtig los geheult hätte. Aber ich riss mich zusammen und versuchte die Tränen zu besiegen.

Ich nickte nur, da ich meiner Stimme gerade kein Stück vertraute. Meine Mum musterte mich nochmal und meinte: "Du bist eine atemberaubende Braut. Noch schöner als ich es mir immer vorgestellt hatte." Leise antwortete ich: "Danke, Mum." Von ihr bedeutete mir das viel. 

Ich musste sie nochmal umarmen und genoss ihre Nähe in vollen Zügen. Es musste nochmal gesagt sein, weshalb ich es aussprach: "Ich hab dich so vermisst." "Ich dich auch." Wie sehr man doch einen Menschen vermissen konnte.

Den Moment ließen wir noch kurz andauern, bis wir uns wieder voneinander lösten. Ich fragte dabei: "Wie geht's dir überhaupt?" Die Frage hatte ich noch nicht mal gestellt. Sie nickte nur und fragte: "Und dir?" "Alles gut."

Ich hatte zwar erst vorhin Luke gesehen, aber davon hatte meine Mum keine Ahnung und gefragt hatte ich ihn auch nicht, wie es ihm geht. Das wäre in der Lage unmöglich gewesen. Also stellte ich die Frage: "Wie geht es Luke?" Sie seufzte und antwortete: "Ach, du kennst ihn. Er zickt ab und an rum und vermisst es, dass er seine Launen an seiner Schwester auslassen kann." Mir war klar, dass das als Scherz gemeint war, aber es brachte nur ein leichtes Lächeln hervor.

Das Treffen mit Luke war alles andere als gut verlaufen. Er musste unfassbar enttäuscht von mir sein und ich könnte es ihm kein bisschen verübeln. Das wäre unfair in dieser Situation.

Ich räusperte mich und schüttelte den Kopf. "Ich kann es nicht fassen, dass du hier bist. Ich hätte nie gedacht, dass man an dich rankommen könnte." Sie lächelte wieder und antwortete: "Wo ein Wille, da ein Weg."

Wundervoll, kam sie mit einer Lebensweisheit an. Fing sie jetzt an, wie Silas und gab keine richtigen Antworten mehr?

Sie fuhr schon fort: "Aber eigentlich bin ich zu einer Hochzeit eingeladen." Nein, das interessierte mich nun wirklich kein bisschen. Nicht, wenn ich meine Mum bei mir hatte und mit ihr reden konnte.

Ich schüttelte den Kopf und antwortete: "Nein, wir haben bereits geheiratet. Das heute wäre eine verrückte Wiederholung von Silas gewesen. Das muss nicht sein. Wir waren viel zu lange voneinander getrennt." Tadelnd sah sie mich an und sagte mahnend: "Ivy, das ist Unsinn. Ich wurde zu einer Hochzeit eingeladen, also will ich auch eine sehen."

Ich musste lachen, aber antwortete: "Nein, Mum. Wir sind längst verheiratet. Oh, siehst du, davon könnte ich dir erzählen. Wir haben viel zu viel nachzuholen." Jetzt musste auch sie lachen und fragte: "Hast du Fotos?" Ich seufzte und antwortete: "Hör dir die Geschichte an und du weißt, warum ich keine Fotos habe."

Meine Mum drückte mich nochmal fest an sich. "Ich hab dich lieb, mein kleiner Schatz." Die Umarmung erwiderte ich gleich und das sehr gerne. "Ich dich auch. Aber ich möchte anmerken, dass ich nicht mehr klein bin, Mum." Das musste gesagt sein und sie hörte ich nur wieder lachen.

Die anderen hatte ich total vergessen, bis mich Lena in die Realität holte. "Ich störe echt nur ungern, aber das mit der Hochzeit finde ich nicht ok, Ivy. Die sollte wirklich stattfinden." Ich löste mich von meiner Mum und sah zu Lena. Sie lächelte mich entschuldigend an, was süß war. 

Ich seufzte, aber nickte. "Ja, ok." Ich widmete mich meiner Mum und fragte: "Hast du Lena überhaupt schon kennen gelernt?" Sie sprang ein und reichte ihr ihre Hand. "Ich bin Lena, die Schwester von Silas." Meine Mum schüttelte gleich ihre Hand und lächelte sie breit an. "Freut mich dich kennen zu lernen, Lena. Ich bin Marisa." Ich hängte an: "Lena ist im Übrigen mittlerweile meine beste Freundin." 

Bei diesen Worten strahlte meine Mum praktisch übers ganze Gesicht. "Oh, das freut mich zu hören. Ich hatte schon Sorge, dass du keine Freunde finden würdest." Ja, die klassische Mutter und machte sich Sorgen, ob ihr Kind Freundschaften schließen konnte. Dabei hätte ihre eigentliche Sorge sein sollen, ob es mir überhaupt gut bei Silas ging. 

Lena grinste jetzt auch und nickte. "Ja, ich hätte es ja angemerkt, aber wollte nicht angeben." Damit hatte sie uns zum Lachen gebracht. Bella war in der Nähe und ich deutete auf sie. "Das ist Bella, die Frau von Alejandro, den hast du vermutlich schon kennen gelernt." Immerhin stand der schon länger hier. Nur die Mädels waren erst jetzt mit mir angekommen.

Meine Mum nickte und ging zu Bella hinüber. Da gab es noch die Vorstellrunde und das Hände schütteln.

Ich wurde plötzlich von hinten umarmt und das musste Silas sein. Er flüsterte mir ins Ohr: "Eine atemberaubend schöne Braut bist du, meine unschuldige Blume."

Eigentlich war ich sauer, eigentlich auch nicht. Nein, ich hatte selbst keinen Plan mehr. Ich sollte alles beiseite schieben und es vergessen. Den Rest würde ich für Morgen aufbehalten. Da könnte ich Silas immer noch den Schädel abreißen. Diese Möglichkeit würde beständig bleiben.

Ich lächelte und antwortete: "Danke." Silas gab mir einen Kuss auf den Kopf und ich drehte mich in der Umarmung zu ihm um. Diese unfassbar blauen Augen, sie zogen mich weiterhin in ihren Bann. 

Lena packte jeden von uns bei einer Schulter und drückte uns auseinander. Sie fuhr uns an: "Auseinander! Es wird erst noch geheiratet. Die romantischen Momente kommen nach der Trauung. Wir halten uns an das Skript!" Die Frau war einfach nur irre. Ich konnte es nicht oft genug sagen. 

Fragend sah ich sie an und stellte die Frage: "Was für ein Skript?" Sie räusperte sich und sah nun ernst aus. "Ich habe einen Plan erstellt, wie diese Hochzeit ablaufen wird. Diesmal machen wir es richtig und es wird uns niemand verderben. Keine Sorge, Ivy. Das läuft heute nach Plan." Man konnte nur hoffen, dass sie recht hatte. 

Aber bei der Familie konnte man nie wissen. Es war gut möglich, dass irgendein Chaos ausbrechen würde. Schlimmer ging immer. Dieses Sprichwort gab es sicherlich nicht umsonst. 

Silas und ich waren voneinander gelöst und er sah sehr genervt aus. Was durchaus witzig war und ich dabei ein Lachen unterdrücken musste. Der Grund warum sein Blick auf mich fiel und er fragte: "Was?" "Du siehst süß aus." 

Lena lachte los und das war ein richtiger Lachanfall. Silas sah mich verwirrt an und meine Mum mit Bella widmeten sich uns, was eher daran lag, dass Lena derart lachte. Sie brachte hervor: "Ivy hat Silas gerade süß genannt, obwohl er maßlos genervt ausgesehen hat." Ja gut, da konnte ich nachvollziehen, dass das ein lustiger Moment war.

Bella musste auch lachen, aber ich wandte mich an Silas. Diese perfekte Gestalt. Er dürfte nicht auf Erden wandeln, das musste praktisch verboten sein.

Da Lena abgelenkt war, wagte er es und kam mir näher. Er gab mir einen schnellen Kuss und sagte danach: "Fangen wir mit der Hochzeit an, dann kann uns meine Schwester nicht mehr trennen." Ich seufzte, also musste ich mir das wirklich antun. 

Lena hatte sich wohl beruhigt und legte mit den Befehlen los: "Bella, Ryder, Alejandro und Nonna auf eure Plätze! Marisa schnapp dir Ivy, du bringst sie zum Altar! Silas, auf deinen Platz!" Niemand kommentierte es und führte den Befehl einfach aus. Ich ging zu meiner Mum hinüber und fragte: "Was ist mit dem Pfarrer?"

Lena antwortete mir: "Der bin ich." 

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt