Kapitel 62

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Ich sah Lena ernst an und so war auch meine Tonlage. "Du kannst nichts für seine Taten, Lena. Dafür trägt Ryder die Verantwortung." Ich deutete auf ihre Handgelenke und fügte hinzu: "Das kannst du dir doch nicht gefallen lassen. So geht das nicht."

Aber an einem Punkt musste man ihr zustimmen. Silas würde ihn umbringen. Da konnte ich das Zögern von Lena verstehen.

Allerdings konnte sie es deshalb nicht still hinnehmen.

Lena konnte sagen was sie wollte, aber ich würde sie nicht mehr in Ryders Nähe lassen. Dieser Mann sollte ihr nie wieder weh tun.

Wie sehr wir uns doch alle in ihm getäuscht hatten.

Am liebsten würde ich Ryder selbst umbringen. Dieses Bedürfnis verspürte ich im Moment sehr stark.

"Ivy, ich bin verzweifelt. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ryder soll einfach gehen und mich in Ruhe lassen. Das habe ich ihm so gesagt, aber er entschuldigt sich jedes Mal und geht einfach nicht."

Also im Grunde zwang Ryder sie bei ihm zu bleiben.

Sie fuhr fort: "Gestern wollte ich ihn aus dem Haus werfen, da eskalierte es und..." Mit einem Nicken deutete sie auf ihre Handgelenke.

Also wollte sie, dass er ging, weshalb er ihr weh getan hatte. Was war das bitte für ein Mensch?

"Wenn ich das Silas sage, dann bringt er ihn um. Ich will zwar das Ryder verschwindet, aber nicht das er gleich den Tod findet."

Ja, dem Gedankengang konnte ich folgen. Nur war das die beste Lösung. Ohne Silas hatte ich keine Ahnung, wie wir das angehen sollten. Immerhin war Ryder eigentlich sein bester Freund. Er mag aktuell seine Zweifel haben, aber Silas hatte nie gesagt, ob er mittlerweile Beweise hatte.

Lena und ich konnten nicht viel ausrichten, wenn es subtil ablaufen sollte. Und scheinbar wollte sie, dass das unterm Radar blieb.

Wie stellte Lena sich das vor?

Genau, sie wusste es selbst nicht. Deshalb kam sie in all ihrer Verzweiflung zu mir.

Ich versuchte eine andere Lösung zu finden außer es Silas zu sagen. Lena ließ mich nachdenken und sie lehnte ihren Kopf an mich. Meine beiden Arme legte ich um sie.

Eine Weile saßen wir still da.

Das Problem war, dass ich alleine nicht viel anrichten konnte. Silas würde mich auf ewig einsperren, wenn ich mit Ryder darüber sprechen würde.

Außerdem erkannte Silas alles. Egal, ob wir es ihm sagten oder nicht. Aber irgendwie würde er das sicher mitbekommen. Er war viel zu gut.

Keine Ahnung, ob Lena das bereits bedacht hatte.

Es war ein Ding der Unmöglichkeit vor ihm etwas zu verheimlichen.

Schließlich fragte Lena: "Ivy, was machen wir nur?" Die Frage der Fragen, auf die ich leider keine richtige Antwort hatte.

"Zumindest eins weiß ich. Du gehst nicht mehr in die Nähe von Ryder."

Das würde ich nicht zulassen. Dieser Mann sollte nie wieder in ihre Nähe oder ihr weh tun.

"Wie machen wir das? Ich will dich nicht mit hineinziehen. Dir soll nichts passieren. Vor allem bist du schwanger."

Sie richtete sich auf und fuhr sich durch die Haare. "Das hätte ich dir nicht sagen sollen. Du bist jetzt in einer blöden Lage und willst helfen. Nein, wie dumm bin ich?"

Aus ihrer Stimme konnte man die pure Verzweiflung hören, was meinem Herzen einen Stich versetzte. Einen geliebten Menschen wollte man so nicht sehen. Das sollte sie nicht durchmachen müssen.

In solchen Momenten verstand ich Silas und seine Sorgen. In der Welt gab es genug Straftäter.

"Lena, du bist weit von dumm entfernt. Und so etwas sollst du mir immer sagen. Egal wann oder was ist. Dafür bin ich da und ich stehe dir bei."

Sie gab ein Schluchzen von sich, weshalb ich beide Arme fest um sie legte. Ich fuhr fort: "Ich bin für dich da und das für immer."

Nach einem weiteren Schluchzen, brachte sie hervor: "Wir müssen es praktisch meinem Bruder sagen. Er merkt doch alles."

Also hatte sie sich das auch gedacht. Als Zustimmung drückte ich sie einmal fest an mich.

Lena wischte die Tränen weg und holte tief Luft.

"Ivy, ich weiß es ist viel verlangt, aber du könntest ihn wenigstens ein bisschen am Boden halten. Könntest du..."

Sie hielt inne und mir war klar, was sie sagen wollte.

"Natürlich rede ich mit Silas. Sobald er heute daheim ist, gehe ich das an."

Für mich war das selbstverständlich. Das musste sie sich nicht antun. Dafür hatte sie jetzt genug hinter sich. Außerdem war Silas mein Mann. Ich erdete ihn am meisten.

Dann gab es noch die Schwangerschaft. In meiner Nähe riss er sich sicher zusammen, egal wie wütend er war.

Lena legte genauso ihre Arme um mich und fragte: "Was würde ich nur ohne dich machen?"

Ich versuchte sie aufzuheitern in dem ich antwortete: "Mit deinem Bruder wahnsinnig werden."

Mein Ziel erreichte ich damit, denn sie lachte.

Wir hatten auch eine logische Lösung gefunden. Das erleichterte sie und mich.

"Lena, ich hab dich lieb und das sehr."

"Ich dich auch, Ivy."

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt