Kapitel 80

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Es war verrückt, aber bereits drei Tage später kam Silas mit einem Lächeln zu mir ins Wohnzimmer. Ich saß mit Vittoria auf der Couch und beide hatten wir ein Buch in der Hand. Da Vittoria genauso gerne las, war das etwas, dass wir in Ruhe nebeneinander machen konnten. 

Das Lächeln meines Mannes überraschte mich ein bisschen. Klar, er konnte es auf jeden Fall, wenn auch nicht oft. Aber in letzter Zeit war es weniger geworden wegen Lena, was verständlich war. Da war es mir nicht anders ergangen. 

Bevor ich fragen konnte, sagte Silas: "Wir dürfen Lena sehen." Ich stand sofort auf und fragte: "Was?" Ich hatte seine Worte verstanden, dennoch musste ich nachfragen. Das war eher ein Traum von mir gewesen. Irgendwie hatte ich nie damit gerechnet, dass Luke das machen würde. 

Da wurde er ernster und erklärte: "Du musst zwar mit, aber ich habe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Das Versprechen deiner Mum war unter anderem ein ausschlaggebender Punkt." 

Das Versprechen meiner Mum? Wann hatte er mit ihr gesprochen? Gut, das war nicht wichtig. Wir durften Lena sehen, das war gerade das Hauptthema. Die Details konnte man ein andermal klären oder besprechen. 

Ich ging zu ihm hinüber, da Silas im Türrahmen stehen geblieben war. "Wann?" Ich hoffte bald, denn die Warterei wäre eine Qual. 

Er deutete zur Haustür und sagte: "Jetzt gleich. Ich habe gewartet es dir zu sagen, ansonsten wärst du noch umgekommen. Ich kenne meine Frau." Da musste man ihm zustimmen, das hatte ich mir selbst gedacht.

Vittoria sagte: "Grüßt meine Enkeltochter von mir und sagt ihr, wie sehr ich sie liebe." Ich sah zu ihr und nickte: "Natürlich machen wir das." Sie schenkte mir ein Lächeln und meinte: "Viel Glück und Spaß." 

Ja, wer weiß, ob wir das Glück brauchten. Es trafen zwei Erzfeinde aufeinander. Wobei das eher von meinem Bruder ausging. Silas war etwas milder gestimmt. Es wunderte mich, dass er mich wirklich mitgehen ließ. Keine Ahnung, was meine Mum ihm erzählt hatte, dass Silas sogar mich mitgehen ließ.

Er nahm meine Hand und zog mich mit sich. Ich fragte: "Wo treffen wir uns?" Dabei erwartete ich keine richtige Antwort. Trotzdem hatte ich die Frage gestellt.

Einer der Gorillas öffnete uns die Haustür und Silas antwortete: "Das siehst du gleich." Ja, wie ich es erwartet hatte. Nicht nur er kannte mich, nein, auch ich kannte ihn. 

Wir gingen zu seinem Wagen und bevor wir einstiegen, bekam ich einen kurzen Kuss. Das war süß und beruhigte kurzzeitig meine Nerven. 

~~~

Die Fahrt war sehr ruhig verlaufen. Ich hatte aus dem Seitenfenster gesehen, was eigentlich spannend für mich war, aber nicht in dieser Situation. Ich war viel zu nervös, wie das ablaufen würde.

Auf Lena freute ich mich sehr, aber bei Luke hatte ich gemischte Gefühle. Keine Ahnung, wie es sein würde. Mittlerweile war es seltsam zwischen uns. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass ich das jemals so sehen würde. 

Wir hielten auf einem Waldparkplatz an und das wunderte mich etwas. Irgendwie hatte ich mit einer Lagerhalle gerechnet, denn das wäre klassisch Mafia. Aber ja, ich wurde positiv überrascht.

Es war bereits ein großes schwarzes Auto hier, ansonsten war der Parkplatz vollkommen leer. 

Silas hatte gemeint, dass er Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte, also waren seine Gorillas in der Nähe, nur eben nicht zu sehen. Bei Luke war es sicher dasselbe. 

Ich sah zu Silas und der meinte: "Bleib sitzen. Ich steige zuerst aus." Mit einem Nicken gab ich ihm die Antwort, danach öffnete er schon die Autotür, um auszusteigen.

Meine Nervosität wurde größer und genauso mein Herzschlag. War es nicht traurig, dass ich ernsthaft Angst hatte wegen Luke, dass er etwas Dummes tat? Er war mein Bruder, dennoch hatte ich die Sorge, dass er meinem Mann etwas antat. Falls Luke das machte, dann würde ich ihm niemals verzeihen. Da würde ich ihn höchstpersönlich umbringen. 

Silas ging auf den schwarzen Wagen zu und Luke stieg aus. Heute sah er weniger kalt aus als letztes Mal. Allerdings sehr ernst und eher unfreundlich.

Silas hatte seine eiskalte Maske auf, wie man ihn kannte. Er blieb in der Mitte der beiden Autos stehen und kurz darauf stand mein Bruder vor ihm.

Mein Herzrasen nahm kein Ende und meine Angst stieg. Aber es sah nicht danach aus als würde das Gespräch schlecht verlaufen. Sie redeten zwar, aber das sah nach keinem Streit aus. 

Schließlich machte Luke eine Handbewegung und es stieg ernsthaft Lena aus dem Wagen aus. Als Silas mir das Handzeichen gab, war ich nicht mehr zu halten. Ich wartete keine weitere Sekunde ab und öffnete die Tür. 

Ich hatte nur Augen für Lena und sie für mich. Alles andere war in diesem Moment unwichtig. 

Wir eilten aufeinander zu und kaum kamen wir beieinander an, umarmten wir uns. Keine sagte ein Wort, aber von uns beiden kam ein Schniefen. Also war nicht nur ich derart erleichtert sie zu sehen.

Silas sagte ernst: "Lena, nicht so fest." Abrupt ließ sie mich los und sagte: "Oh, tut mir leid." Sie sah auf meinem Bauch und ich musste leicht lachen. "Keine Sorge, alles gut." Ich wischte mir eine Träne weg und Lena streichelte über meinen Bauch, dabei fragte sie: "Wie geht es euch?" 

Jetzt sah sie wieder in meine Augen und ich erwiderte den Blick. "Uns geht es gut und dir?" Sie nickte und umarmte mich erneut, aber diesmal vorsichtiger. Ich erwiderte es und die Tränen in ihren Augen waren mir vorhin nicht entgangen.

Ich könnte direkt, wie ein Wasserfall losheulen, aber riss mich zusammen. Ich unterdrückte zwanghaft ein Schluchzen und sagte: "Meine verdammten Hormone. Ich würde gerne losheulen und vermutlich nie wieder damit aufhören vor Erleichterung." 

Sie holte tief Luft und antwortete anschließend: "Ich auch gerade. Es freut mich so, dass es euch gut geht."

Wir lösten uns voneinander, aber hielten uns an den Händen fest. Lena sagte mit einem Lächeln: "Deine Mum meinte, dass es ein Junge wird." Musste sie sich darauf konzentrieren? Ich wollte wissen, wie es ihr ging.

"Ja, richtig. Aber jetzt zu dir, wie geht es dir?" Sie lachte und antwortete: "Es geht mir gut, Ivy." 

Silas räusperte sich, weshalb Lena erschrocken zu ihm sah. "Oh, tut mir echt leid, Bruderherz. Ich hab mich nur so gefreut, deine Frau zu sehen und den Nachwuchs." Sie ging auf ihn zu und fuhr fort: "Das sind zwei Personen, damit bist du überboten. Du musst mir Verständnis entgegen bringen."

Bei ihm angekommen, zog er sie in seine Arme und Lena erwiderte es natürlich. 

Ich spürte den Blick von Luke auf mir, aber sah zu den beiden Geschwistern. Keine Ahnung, wie ich auf Luke reagieren sollte. Das war mir im Moment zu viel. 

Automatisch griff ich auf meinen Bauch, denn das beruhigte mich gerne, weshalb ich darüber streichelte. Außerdem war es eine tolle Beschäftigung. 

Die beiden lösten sich voneinander und Silas musterte Lena. Damit checkte er sicher ab, ob es ihr wirklich gut ging. Der lebende Lügendetektor erkannte alles, ihm konnte man nichts verbergen.

Lena sagte: "Silas, es geht mir gut. Du würdest es sofort erkennen, wenn dem nicht so wäre. Du bist ein Profi." Ja, da hatten wir dieselbem Gedanken und Meinung. 

Silas umarmte sie erneut und Lena erwiderte es fest. 

Zu meiner Überraschung sagte Luke: "Es tut mir leid, Ivy." 

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt