Kapitel 82

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Zuhause angekommen hatte ich Vittoria von dem Treffen erzählt. Ich war noch ganz aufgeregt und meine innere Freude kannte keine Grenzen. Was auch daran lag, da wir uns bald wiedersehen konnten. Zumindest hatten Luke und Silas das vereinbart.

Dennoch machte Luke das Ganze seltsam. Ich wusste nicht wie ich mit ihm umgehen sollte. Dafür waren die Dinge zu kompliziert. Er mag sich entschuldigt haben, aber deshalb war nicht alles gut und geklärt.

Vittoria freute sich genauso und war unendlich froh, dass es Lena wirklich gut ging.

Silas war selbst davon überzeugt, dass Lena kein Schauspiel aufrecht erhielt und es echt war. Sie wurde nicht schlecht behandelt und hatte es gut.

Am Abend wartete ich auf die Heimkunft meines Mannes. Ausnahmsweise hatte ich mit keiner Müdigkeit zu kämpfen. Die Freude in mir war zu groß. Wenn es so weiterging, konnte ich sicher demnächst meine Mum sehen.

Das war alles so aufregend und löste Euphorie in mir aus. Hoffentlich klappte es und wir waren alle eine große Familie. Also eine glückliche große Familie.

Dank der Schwangerschaft hatte ich gefühlt alle fünf Minuten Hunger. Gut, das war übertrieben, aber es ging in diese Richtung. Deshalb war ich in der Küche und stand mit einem großen Fragezeichen im Gesicht vor dem Kühlschrank.

Das Problem war, dass mir von manchen Gerüchen schlecht wurde, aber das nicht immer. Es war ein sehr komplexes Thema geworden, seit ich schwanger war. Da man stets Sorge um mein Verhungern hatte, war der Kühlschrank immer voll.

Unfassbar, wie wahnsinnig es die Leute in diesem Haus machte, seit ich eine Baby unter meinem Herzen trug. Es war das reinste Irrenhaus.

"Ivy?" Ich schrie auf und knallte den Kühlschrank zu. Mein Blick fiel auf Silas und er hob seine Hände als wäre er unschuldig. 

Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich nicht mal die Haustür oder sonst etwas gehört hatte. Diese Unachtsamkeit hatte mir beinahe einen Herzinfarkt eingebracht.

Silas kam auf mich zu und ich legte mir eine Hand aufs Herz. Leise sagte ich: "Hast du mich erschreckt." "Tut mir leid, das wollte ich nicht, meine unschuldige Blume." Ich tat es mit einer Handbewegung ab, denn er konnte nichts für meine Schreckhaftigkeit.

Bei mir angekommen, bekam ich eine Umarmung und die erwiderte ich. Ich atmete tief ein und alleine sein Geruch war beruhigend. "Wie war dein Tag noch?" Die Frage kam von mir und bevor er antwortete, gab Silas mir einen Kuss auf den Kopf. "Alles gut und bei dir?" Ich nickte und drückte einmal fest zu. 

Es war schön, dass er endlich wieder daheim war. Mit ihm kam ein weiteres Stück von Sicherheit in dieses Haus. Dabei lebte ich wirklich in einem Hochsicherheitstrakt. 

Kurz genossen wir diesen Moment noch, aber Silas war viel zu besorgt um das Baby. Als wir uns voneinander lösten, sagte er nämlich: "Wir sollten besser aufpassen wegen deinem Bauch." Ich kommentierte es nicht, da es sinnlos wäre. 

Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss. Der hatte zur Begrüßung noch gefehlt.

Danach räusperte sich Silas und ich sah ihm an, dass ein ernstes Thema kommen würde. Alleine das Räuspern hatte den Hinweis gegeben.

"Dein Bruder hätte gerne eine Aussprache mit dir. Da es heute nicht möglich war, hat er gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn Lena das nächste Mal nicht dabei ist. Ansonsten bist du anderweitig beschäftigt."

Was dachte Luke sich? Natürlich war ich auf Lena konzentriert gewesen. Ich hatte nicht gewusst, wie es ihr ging oder was genau los war. Offensichtlich bekamm sie dann meine volle Aufmerksamkeit. Außerdem hatte ich sie sehr in mein Herz geschlossen. 

Das mit Luke war verwirrend und keine Ahnung, wo genau wir standen. Jeder Trottel konnte sich denken, dass mein Fokus auf Lena lag bei so einem Treffen. Vor allem war es das erste Mal seit der Entführung gewesen. 

Silas gab mir eine Bedenkzeit, die ich brauchte. Was sollte ich überhaupt mit Luke reden? Klar, über all das Chaos, aber das war schwer. Und ich wusste nicht, was ich über ihn dachte. Da war so viel passiert. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich mein Leben lang einen anderen Mann gekannt hatte und auf einmal steht diese Version vor mir.

Bis zu einem gewissen Grad konnte ich ihn verstehen und ich musste meiner Mum recht geben, dass Luke und ich uns immer sehr gut verstanden hatten. Also eine Aussprache musste ich ihm eigentlich auf jeden Fall geben. Alleine für mein eigenes Seelenwohl.

Als ich mich entschieden hatte, sah ich wieder zu Silas und sein Blick war die ganze Zeit auf mir gewesen. "Ja, ist gut. Allerdings hätte ich kein Problem damit, wenn Lena doch dabei ist. Du kannst dich ja währenddessen mit ihr unterhalten und nach dem Gespräch mit Luke, bekomme ich noch ein bisschen Zeit mit Lena." 

Die Idee war wohl gut und machte hoffentlich jeden glücklich. Außerdem wollte ich keine Chance verpassen, um Lena zu sehen. Dafür vermisste ich sie viel zu sehr.

"Sehr gut, dass werde ich so übermitteln. Ich bin mir sicher, dass dein Bruder dem zustimmt. Er will es wieder gut machen. Im Grunde wird er so ziemlich alles machen, was du willst. Außer selbstverständlich meine Schwester wieder nach Hause gehen zu lassen."

Beim letzten Satz war seine Stimme eine Note wütender geworden und das war nachvollziehbar. Überglücklich war ich mit dieser Situation genauso wenig. Aber, wenn die beiden wirklich verliebt waren, dann war ich zufrieden damit. Dennoch hätte ich Lena gerne mehr in meinem Leben. Im Moment war nicht gesagt, wie oft es diese Treffen geben könnte.

Silas fuhr fort: "Bereite dich darauf vor, dass es bald sein wird. Luke ist ein ausgesprochen ungeduldiger Mensch und ich würde selbst gerne Lena wiedersehen. Ich vermute, dass es dir nicht anders geht."

Ich lächelte ihn leicht an und nickte. Alleine daran zu denken, sie wiederzusehen, löste eine kleine Freude in mir aus. Das war wirklich nicht das letzte Treffen mit ihr gewesen. 

Ich legte meine Arme um ihn und antwortete: "In Ordnung. Ich bin all Zeit bereit." 

Nach einem Seufzen sagte er: "Mein Gefühl sagt mir, dass dem nicht so ist, aber mein Kopf lässt mir keine Ruhe. Mein Sorge ist, dass er dich doch mir wegnehmen will." 

"Silas, dein Gefühl hat praktisch immer recht und es sagt dir, das Luke mich hier bleiben lässt. Du solltest darauf vertrauen." Aber seine Sorge war unendlich süß. Er machte sich einfach Gedanken, ob ich ihm weggenommen werden könnte. Das bewies die Liebe, die er für mich fühlte.

Natürlich bekam ich deshalb Tränen in meinen Augen. Es konnte gar nicht erst anders sein. Ich war wirklich viel zu sensibel seit die Schwangerschaftshormone besitzt von mir ergriffen hatten. Teilweise war es der reinste Fluch.

"Ich weiß. Dich zu verlieren ist einfach eine meiner größten Ängste." Das Schniefen konnte ich nicht halten. Das war zu viel für mich, denn es waren schöne Worte. Da wusste man, wie sehr man wertgeschätzt und geliebt wurde. 

Mit Silas hatte ich wirklich mein wahres Zuhause gefunden. Meinen wahren Platz in dieser Welt und der war an seiner Seite. 

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Geliebte Leser ❤

Wer es nicht mitgekriegt hat, ich habe gestern eine neue Story hochgeladen. Wer Interesse hat kann ja mal auf meinem Profil vorbeischauen.

Und danke für die 65 K 🥳🥳

Schönen Abend noch

Eure Kim ❤

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt