Kapitel 50

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Lena sah zur Balkontür hinüber, weshalb ich es auch tat. Sie war geschlossen und ansonsten war niemand bei uns. Aber es konnte nicht schaden, wenn man sich versicherte, ob man wirklich alleine war.

Erwartungsvoll und gespannt sah ich sie an. Lena überlegte und ich riss mich zusammen, um nicht auszuticken. Meine Geduld samt Neugier hatten ihre Grenzen. Aber im Grunde tat sie mir einen Gefallen. Ich sollte ruhig bleiben und es abwarten.

Endlich räusperte sie sich und sagte: "Eigentlich ist es ausgesprochen einfach  erklärt. Wie du weißt, haben wir aktuell mit der russischen Mafia ein paar Probleme. Jedenfalls wurde am Ende dein Dad überliefert."

Warum verschwieg mir das Silas? Das hatte ich bereits gewusst. Er hatte mir das nicht nur einmal gesagt, dass er meinen Dad ausliefern wird. Silas hatte sogar gefragt, ob ich mich verabschieden wollte.

Es machte keinen Sinn, dass er ein Geheimnis daraus machte. Klar er war besorgt wegen der Schwangerschaft und wollte schlechte Themen von mir fernhalten. Aber das er meinen Dad übergeben würde war mir klar gewesen.

Vielleicht gab es noch etwas. Eigentlich konnte es gar nicht anders sein. Da musste es einen weiteren Faktor geben.

Moment.

Mein Dad war nicht mehr in Godzillas Gefängnis, sondern beim Feind. Mein Vater mag ein schlechter Mensch gewesen sein, aber das wünschte ich niemanden.

Es war fraglich, ob er überhaupt noch lebte. Es war gut möglich, dass er bereits tot war.

Lena sah mich besorgt an und ich erwiderte diesen Blick ernst. "Lebt er noch?" Sie zuckte mit den Schultern und antwortete: "Keine Ahnung. Vor zwei Tagen haben sie deinen Vater eingetauscht."

"Eingetauscht? Gegen was oder wen?" Ich hatte Recht damit behalten, dass es einen weiteren Faktor gab. Das dürfte der Grund sein, warum ich nichts davon wusste.

Lena schlug sich die Hand vors Gesicht und stöhnte. Sie murmelte: "Warum bin ich eigentlich derart unfähig?"

Sie nahm ihre Hand von ihrem Gesicht und sah mir wieder in die Augen. "Wir sollten das Thema lassen. Silas hat das nicht grundlos getan. Egal was er tut, es ist nicht grundlos."

Das konnte nicht ihr verdammter Ernst sein. Die Frau machte mich irre, wenn sie nicht weitersprach.

Lena fuhr fort: "Sei dankbar, dass du überhaupt etwas erfahren hast. Wer weiß wann es dir Silas gesagt hätte. Vielleicht sogar nie. Das heute war dein Glück, weil ich manchmal..." Sie hielt inne und suchte nach den richtigen Worten.

Die Chance würde ich für mich nützen und sagte: "Ich bin dir auch dankbar. Dennoch möchte ich Antworten. Nur weil Silas denkt, dass ich eine Info nicht bekommen sollte, heißt es nicht, dass es in Ordnung ist. Der Mann reagiert ständig über. Vor allem seit ich schwanger bin."

Mit dem Argument hatte ich sie hoffentlich. Es entsprach sogar der Wahrheit. Das mit der Schwangerschaft ließ es komplett eskalieren.

Lena seufzte und antwortete: "Ich weiß. Es ist nur, dass ich keine Probleme verursachen will. Ryder bringt mich um."

"Ich verliere kein Wort darüber und das verspreche ich dir." Ich sah ihr die Verzweiflung an, aber wollte einfach Antworten. Das konnte man mir nicht übel nehmen. Man ließ mich viel zu gerne im Dunkeln. Das war nicht fair.

"Ja ist ja gut. Ich sage es dir." Ich hätte ja gelächelt, aber es kam sicher gleich etwas Schlechtes. Ein Lächeln wäre unangebracht.

Lena sah erneut zur Tür und anschließend wieder zu mir. Ich stupste sie an und antwortete: "Danke und jetzt sag."

Meine Neugier war allgemein bekannt. Lena folterte mich mit ihrem Schweigen.

Sie nahm meine Hand und drückte sie leicht. Scheinbar etwas, dass mir ganz und gar nicht gefallen würde. Oder mir nahe gehen würde. Automatisch machte sich in mir ein ungutes Gefühl breit.

"Vorab es geht ihm gut und er ist zu Hause. Aber sie hatten deinen Bruder."

Ich riss die Augen auf und einen Moment blieb mein Herz stehen. Mein Entsetzen sah man mir sicher sehr gut an.

Es dauerte kurz bis das Gesagte ganz bei mir angekommen war. Mein Hirn musste das erst richtig umsetzen.

Luke mag wieder zu Hause sein, aber wer weiß, was sie ihm angetan haben. Sie hatten ausgerechnet meinen Bruder in ihrer Gewalt gehabt.

Lena fuhr fort: "Silas ist ausgetickt als er das erfahren hatte. Sie hatten Luke nicht lange, da Silas deinen Dad anbot."

Das erleichterte mich, also war mein Bruder nicht lange in Gefangenschaft gewesen. Dennoch hätte man ihm viel antun können. Wer weiß, wie gut es ihm wirklich ging.

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es meiner Mum ergangen war. Sie musste sich Sorgen ohne Ende gemacht haben.

Lena drückte erneut meine Hand und sagte: "Die Übergabe verlief problemlos. Allerdings musste Silas deinen Bruder betäuben. Er wäre nicht freiwillig mit gegangen, obwohl er ihn gerettet hat."

Ja, das klang nach meinem Bruder. Nicht mal in dieser Situation vertraute er Silas. Dabei hatte er ihm geholfen.

Einerseits war mir schwer ums Herz und andererseits nicht.

Silas hatte sofort gehandelt um meinen Bruder zu retten. Im Grunde waren die beiden Feinde, dennoch hatte mein Mann nicht gezögert.

Aber Luke schien keine Sekunde auf Frieden aus zu sein. Ansonsten hätte er sich wenigstens ein bisschen zusammen gerissen. Lenas Erzählung nach war das nicht der Fall.

Und keine Ahnung, wie es meinem Dad ging oder ob er noch lebte. Eigentlich sollte es mir egal sein, immerhin hatte ich ihn nie gekümmert. Aber ich war nicht wie er. Ich besaß Mitgefühl und war kein eiskalter Mensch. Dennoch wusste ich nicht, was genau ich darüber denken sollte.

Mit einem Seufzen sah ich wieder in den Garten. Vielleicht bekam ich mit diesem ruhigen Anblick eher Ordnung in das Chaos in meinem Kopf.

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Hey ihr Lieben  ❤

Ich wünsche euch allen schöne Weihnachten.

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und geht als gutes Weihnachtsgeschenk durch.

Schönen Abend noch

Eure Kim ❤

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt