Kapitel 84

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Lena kam auf uns zu und ich löste meine Hand aus der von Silas, damit ich ihr entgegen gehen konnte. Mit hoher Begeisterung rief sie: "Ivy!" Im selben Ton rief ich: "Lena!" Danach mussten wir beide lachen. 

Bei einander angekommen, umarmten wir uns und diesmal war es vorsichtiger. Ansonsten ging die Alarmanlage los und beschwerte sich, dass wir auf meinen Bauch aufpassen sollten. 

Lena meinte: "Ich weiß, solange ist es nicht her. Aber ich bin es so gewohnt, dass du immer bei mir bist. Ich hab dich vermisst." Bei diesen Worten wurde mir schwer ums Herz und mir selbst erging es wie ihr. "Ich dich auch. Das Haus ist sehr viel leerer ohne dich."

Sie löste sich von mir und sah auf meinen Bauch, was ich ihr gleich tat. "Bald nicht mehr, wenn euer Nachwuchs endlich auf die Welt kommt." 

Ja, der kleine Mann brachte sicher Schwung in unser Leben. Eine große Aufgabe war es auf jeden Fall.

Lena streichelte mir sanft über den Bauch und meinte: "Es ist unglaublich, wie schnell der wächst." Damit hatte sie mich zum Lachen gebracht, denn es war erst ein paar Tage her, dass wir einander gesehen hatten. 

Sie zog die Augenbrauen zusammen als sie auf zu mir sah. "Wie geht es dir überhaupt mit der Kugel?" Ja, es konnte einem absolut nicht mehr entgehen, dass ich schwanger war. Der große Bauch war wir ein Leuchtschild.

"Ganz gut. Es sieht unendlich süß aus, aber ist auch anstrengend. Noch mehr, wenn man Mitmenschen hat, die paranoides Verhalten an den Tag legen." Mit den Augen deutete ich hinter mich, dabei war ihr sicher klar, dass ich ihren Bruder meinte. 

Silas hörte ich hinter mir sagen: "Das habe ich gesehen." Lena grinste frech zu ihm hinüber, was mich zum Lachen brachte. Danach sagte ich: "Du gehst ihm sehr ab. Niemand ärgert Silas so gut, wie du es tust." 

Kurz umarmte sie mich nochmal und sagte dabei: "Dann begrüße ich ihn besser, bevor er sauer wird." 

Meine Nervosität stieg, das hieß nämlich, dass ich mich meinem Bruder stellen durfte. Genau das, wovor es mir graute. 

Als sie von mir abließ, schenkte sie mir ein beruhigendes Lächeln. Lena wusste genau, wie es in mir aussah. Das nannte man eine echte Freundin, die kannte sich sofort aus und wusste Bescheid, ohne das man etwas gesagt hatte. 

Ich sah Lena noch nach als sie zu Silas ging und der sah an mir vorbei. Sein Blick lag auf Luke, den beobachtete er sicher das ganze Gespräch über. Nicht, dass man mich doch noch mitnahm oder Ähnliches.

Als ich wieder nach vorne sah, blieb Luke gerade etwa einen Meter von mir entfernt stehen. Wie schön, wir hielten Sicherheitsabstand. Das machte mich traurig. So weit war es mit uns gekommen. Nie hätte ich gedacht, dass es jemals so sein könnte zwischen uns. 

"Hi Ivy." Er klang sehr verunsichert und da ging es mir nicht anders. Nach einem Räuspern antwortete ich: "Hey Luke."

Das war derart seltsam. Mein Bruder sah schuldig aus und das mit Recht. Er hatte für viel zu viel Chaos gesorgt. Dann hatte er mich meinem Mann entreißen wollen. 

Meine verdammten Hormone, denn ich bekam Tränen in meinen Augen. Ich sah besser auf meine Hände, das musste Luke nicht sehen. Außerdem war die Heulerei sinnlos und normalerweise würde ich das nie tun. Da sprach die Schwangerschaft aus mir. 

"Ivy, es tut mir wirklich leid. Ich war viel zu eingenommen von dem Gedanken, dass du es schlecht haben musst. Ich habe keine Möglichkeit gesehen, dass man dich gut behandeln würde." 

Nach dem ich einmal tief Luft holte, sah ich ihm wieder in die Augen. Vermutlich sah man es noch, aber bei diesem Gespräch, war es besser, wenn man sich ansah. 

"Tut man aber und das sogar sehr gut. Eigentlich übertreibt Silas es und passt zu gut auf mich auf." Das beruhigte sicher seine Nerven, wenn er das wusste.

Luke nickte und lächelte leicht, aber das erreichte nicht ganz sein Augen. Vielleicht war es ihm immer noch zu viel mit der Tatsache, dass ich mich ausgerechnet in den Erzfeind verliebt hatte. Die Worte schwer verliebt trafen es besser.

Seine Miene wurde ernster und das gab mir die Info, dass gleich etwas Unerfreuliches kommen würde. Oder zumindest ein schwieriges Thema. 

"Wie war es am Anfang als du zu ihm kamst?" Das war keine gute Frage. Im idealen Fall umschrieb ich das schön und erwähnte auf keinen Fall, dass Silas mich traumatisiert hatte.

"Wie sollte es gewesen sein? Dad hat uns stets nur negative Dinge über Silas erzählt. Deshalb hatte ich Angst vor ihm, das hatte den Anfang erschwert. Aber schließlich konnte ich mir meine eigene Meinung bilden und ja..." Das ließ ich so stehen und legte mir eine Hand auf den Bauch. Das Endergebnis war ein Baby. 

 Um es fair zu halten, fragte ich: "Wie war es für Lena?" Er nickte verständnisvoll und antwortete: "Gutes Argument." Also hatte er das verstanden. Man konnte den Beginn nicht mit dem Ende vergleichen. Wobei das hoffentlich nicht das Ende war und Silas und ich einige gemeinsame Jahre vor uns hatten. 

Luke seufzte und meinte: "Es tut mir wirklich unfassbar Leid. Ich hab einfach rot gesehen. Du bist meine kleine Schwester und unser Vater gibt dich einfach an ausgerechnet seinen Erzfeind weiter. Ich war unendlich wütend und wollte einfach meine Schwester wiederhaben. Vor allem weil ich davon ausging, dass man dich schlecht behandelt und..."

Ich hob meine Hand damit er innehielt und das tat Luke. Es war besser, wenn er nicht näher ausführte, was er gedacht hatte, das Silas mit mir tat. Falls mein Mann zuhörte, würde er austicken, wenn er hörte, dass man auch nur denken konnte, er würde seiner unschuldigen Blume etwas antun.

"Weißt du, Luke, bis zu einem gewissen Grad kann ich es nachvollziehen. Es ist logisch, dass du so etwas denkst. Aber irgendwann muss man es kapieren. Vor allem als ich es dir sagte." 

Mit einer sanften und leisen Stimme sagte er: "Ich hatte große Angst um meine kleine Schwester und wie sehr ich dich vermisst habe, muss ich vermutlich nicht erwähnen." Als ich die leichten Tränen in seinen Augen sah, war es bei mir vorbei. Da war mein Wasserfall nicht zu halten, das konnte man vergessen.

Ich gab ein Schniefen von mir und das hatte zur Folge, dass Silas innerhalb von Sekunden neben mir stand. Die Glucke musste selbstverständlich sofort nachsehen, warum ich zu einem Wasserfall mutierte. 

Silas legte mir eine Hand auf den Rücken und das war beruhigend. Ich sah auf zu ihm und sagte: "Alles gut. Das ist nur so traurig." Ich schniefte erneut und Silas hatte seinen Gesichtsausdruck gut im Griff. Dabei war er jedes Mal gestresst, wenn ich weinte. Im Moment ließ er sich das nicht zu sehr anmerken, was kein Wunder war, wenn der mögliche Feind einem gegenüberstand.

Kommentarlos reichte er mir ein Taschentuch, welches ich dankend annahm. Da dachte jemand einfach mit. 

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt