Kapitel 45

4.1K 187 23
                                    

Die nächste Woche versuchte ich nicht durchzudrehen. Silas drehte am Rad ab. Langsam zweifelte ich an seiner geistigen Gesundheit. Wobei ich daran schon des öfteren gezweifelt hatte. Das brachte mich zur Schlussfolgerung, dass er tatsächlich einen Knall hatte. Ansonsten würde man es sich nicht so oft denken und das tat ich.

Unser Schlafzimmer war mittlerweile im Erdgeschoss. Silas hatte sich nicht davon abbringen lassen. Seiner Ansicht nach waren Treppen eine viel zu große Gefahr.

Zuerst hatte ich noch ein Gegenwort geschwungen, aber das hatte ich nach einer Weile aufgegeben. Den Wahnsinn konnte man ihm nicht ausreden.

Allerdings musste ich sagen, dass es tatsächlich angenehm war. Ständig in den zweiten Stock zu gehen war mühsam. Und nein, das gab ich nicht zu. Ansonsten würde sich Silas in seinem Irrsinn bestätigt fühlen.

Die morgendliche Übelkeit ließ nicht ab von mir. Ich wurde weiterhin davon gequält.

Silas arbeitete weniger, aber immer noch genug. Ich hatte kein Problem damit, wenn er arbeitete. So hatte ich meine Ruhe vor ihm.

Das mit der Schwangerschaft ließ Maria genauso durchdrehen. Ich wurde von ihr behandelt, wie ein rohes Ei. Ein rohes Ei, welches ständig Hunger hatte. Viel zu oft bot sie mir Essen an oder wollte kochen.

Ryder lief mir ab und an über den Weg und auf den hatte Silas abgefärbt. Mein steckte sie alle an mit diesem Wahnsinn.

Außer Lena, sie hielt stets zu mir. Sie gab ihr bestes alle am Boden zu halten. Allerdings war das ein Ding der Unmöglichkeit.

Das war der Grund warum Lena die Einzige war, die ich nicht mied. Mit ihr konnte ich mich normal unterhalten und hatte keinen Stress.

Silas mied ich natürlich nicht direkt. Er war erstens mein Mann und zweitens Vater meines Babys. Es wäre unfair ihn zu meiden. Obwohl er mich psychisch demnächst ruinierte.

Ich war im Wohnzimmer und saß auf der Couch. Ich tat es nicht oft, aber ausnahmsweise sah ich mir einen Film an. Es war ein Liebesfilm und der heiterte mein Gemüt auf. Vor allem konnte ich alles um mich herum für kurze Zeit vergessen.

Diese tolle Ablenkung ging so lange, bis Maria ins Wohnzimmer kam. Innerlich seufzte ich, aber äußerlich schenkte ich ihr ein Lächeln. Am Ende meinte sie es nur gut. Das wusste ich zu schätzen.

"Ivy, wie sieht es aus? Hast du Hunger?" Da wären wir wieder bei dem Thema. "Danke, Maria. Aber es geht mir gut. Ich habe keinen Hunger und keinen Durst. Alles ist bestens."

Das mit dem Durst hatte ich gesagt, da sie ein Glas mit Wasser in der Hand hielt. Verdursten oder oder verhungern würde ich in diesem Haushalt als letztes.

Sie stellte das Glas vor mir auf den Couchtisch und meinte: "Für später, falls du doch noch Durst hast. Du solltest darauf achten nicht zu wenig zu trinken."

Diesen Satz hörte ich täglich und das mehrfach. Wenn die Schwangerschaft wenigstens geplant gewesen wäre, hätte ich mich seelisch dafür vorbereiten können. In der aktuellen Lage wurde ich spontan damit überfordert.

"Wie sehr terrorisiert Silas dich eigentlich wegen mir?" Ich hatte die Frage nicht halten können. Ihrem Verhalten nach, stresste Silas sie sehr.

Sie stemmte die Hände in ihre Hüften und sagte ernst: "Ivy, du bist schwanger. Du produzierst ein Menschenleben. Deshalb achten alle gut auf dich."

Ja, ansonsten drehte Silas komplett durch. Wenn mir etwas passieren würde, wer weiß, was er machen würde. Etwas Positives sicherlich nicht.

Ich kommentierte es nicht weiter und ließ das so stehen. Eine Diskussion würde mir sowieso nichts bringen. Außerdem waren keine bösen Absichten dahinter.

"Bist du dir sicher, dass du keinen Hunger hast?" Innerlich ermahnte ich mich ruhig zu bleiben. Bloß nicht austicken. Es war alles gut und nett gemeint.

Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und antwortete: "Nein danke. Es ist alles in bester Ordnung." "Gut, aber gib Bescheid, sobald du Hunger hast."

In dem Moment kam Lena herein und sagte: "Nein, Maria. Sie wird einfach qualvoll verhungern und das schweigend."

Maria sah böse zu Lena und die fing zu lachen an. Ich konnte ein Lachen genauso wenig halten. Lena hatte die perfekte Antwort gefunden. Das musste man ihr lassen.

Lena meinte: "Nimm es mir nicht böse, aber es musste sein." Maria seufzte und ging in Richtung Tür. "Dann lasse ich euch zwei und gehe meiner Arbeit nach."

Ich rief ihr einen Dank nach und Lena setzte sich neben mich auf die Couch. Bei ihr bedankte ich mich auch und es wurde mit einem Grinsen beantwortet.

Sie streichelte mir einmal sanft über den Bauch und fragte: "Wie geht es euch?" "Alles gut und dir?" Sie seufzte glücklich und sah wieder auf. "Ja, auch."

Ich deutete auf den Fernseher und sagte: "Eigentlich habe ich mir einen Film ansehen wollen." Sie nickte und wir sahen beide nach vorne.

"Gibt es was Neues wegen Silas?" "Er dreht weiterhin am Rad ab. Allerdings ist das nichts Neues." Sie lachte und ich seufzte. Das ging sicher die ganze Schwangerschaft lang so.

"Ja mein geliebter Bruder wird Vater. Du hast ganz neue Seiten in ihm hervorgerufen. Das ist schön mit anzusehen. So etwas habe ich ihm schon immer gewünscht."

Das waren liebe Worte, weshalb ich lächeln musste. Lena fuhr fort: "Du hast ihn wirklich verändert, Ivy. Ins große Positiv hast du ihn verändert."

"Ich mag die guten Seiten in ihm hervorbringen, aber auch die wahnsinnigen. Wenn du die aktuelle Situation bedenkst, dann grenzt es an Wahnsinn."

Wir lachten beide und Lena antwortete: "Aber auch der ist in die nette Richtung. Er macht sich endlose Sorgen um euch zwei. Das ist sehr süß."

Ja, das war es wirklich. So viel Sorge musste erst mal jemand an den Tag legen.

"Weniger verrückt ist es deshalb nicht."

Wir sahen einander an und Lena nickte. "Aber besser so als andersrum."

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt