Kapitel 89

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Das aktuelle Wetter war perfekt für einen Spaziergang im Garten. Das machte den Besuch meiner Mum einen Stückchen besser. Das war wie ein Bonuspunkt.

Nach einem Seufzen sagte meine Mum: "Es mag eine schlechte Zeit gegeben haben, aber die Wogen konnten sich glätten. Luke hat es endlich eingesehen."

Mein Blick schnellte zu ihr, denn in mir keimte große Hoffnung auf. Ich hatte versucht diese klein zu halten, denn ansonsten wurde man nur zu gerne schwer enttäuscht. Aber ihre Worte ließen nichts anders zu als zu hoffen.

"Heißt das es ist endgültig Frieden? Können wir einander öfters sehen?"

Das war einer meiner größten Wünschen. Vermutlich fiel ich um, falls meine Mum mir das bestätigte. In letzter Zeit mag ich davon zu träumen gewagt haben, dennoch war es etwas anderes, wenn es passierte.

Mit einem Lächeln sah sie in meine Augen und antwortete: "Ja, das heißt es. Bevor ich hergekommen bin, habe ich mich nochmal mit Luke unterhalten. Ich würde es erkennen, falls er es je wagen würde mich anzulügen. Aber an dem Punkt können wir Lena einen sehr großen Dank aussprechen. Ohne sie wäre es vielleicht nie soweit gekommen. Sie tut deinem Bruder sehr gut."

Wie man mich in letzter Zeit kannte, bekam ich Tränen in meinen Augen. Ich blieb stehen und holte einmal tief Luft. Ich wollte keine Heulaktion starten, sondern gefasst bleiben. Ansonsten könnten wir uns schwer miteinander unterhalten. 

Meine Mum tätschelte meine Hand und fügte hinzu: "Es war ein langer Weg, aber wir können uns wieder eine glückliche Familie nennen." Ich nickte nur als Antwort, ansonsten wäre es wirklich losgegangen. 

"Ivy, dein Bruder war sehr verbittert in den letzten Monaten. Das mit dir hat ihm stark zugesetzt. Erst als Lena kam wurde es besser. Am Anfang mag sie ihn wütend gemacht haben, da er sich diese Gefühle nicht eingestehen wollte, aber der Sturkopf konnte nachgeben." 

Ich schüttelte den Kopf, denn einerseits war ich erleichtert, aber andererseits tat mir mein Bruder leid. Zu hören, dass er verbittert gewesen war, tat mir weh. 

Ich sollte diesmal von mir aus um ein Treffen mit Luke bitten. Wir sollten vernünftig miteinander reden und beim nächsten Mal länger. Die Chance musste ich ihm geben. Am Ende war er immer noch mein Bruder. Menschen die man liebte, denen konnte man teilweise ziemlich viel verzeihen. Außerdem brachte einem ewiger Groll nichts, eher schadete es einem. Das sollte ich auch mir selbst nicht antun. 

Nach einem erneuten tiefen Luft holen inklusive Räuspern, schaffte ich es zu sagen: "Gut, das freut mich zu hören, dass es ihm besser geht. Richte ihm bitte aus, dass ich gerne mit ihm reden würde. Es gibt einige Dinge zwischen uns, die geklärt werden müssen." 

Meine Mum löste ihren Arm aus meinem und zog mich an sich. Wir umarmten einander und sie sagte leise: "Das mache ich sehr gerne. Es würde mich freuen, wenn es zwischen euch beiden wieder in Ordnung wäre. Luke belastet das sehr und er bereut seine Taten." 

"Ja, ich weiß." Das es ihm leid tat hatte er mir bereits selbst gesagt und ich glaubte es ihm.

Ein weiterer Punkt war, dass mein Baby mit einem Onkel aufwachsen würde, sofern ich das mit Luke hinbekam. Und eigentlich lag das mittlerweile an mir. Immerhin hatte mein Bruder sich längst entschuldigt. Es ging nur noch um meine Antwort darauf und die war mir eigentlich klar.

Meine Mum und ich lösten uns voneinander und mir rann eine Träne über die Wange. Ich wollte sie wegwischen, aber meine Mum kam mir zuvor und wischte sie sanft mit einem Daumen weg. "Ach, mein Baby. Du wirst sehen, dass am Ende alles gut wird. Nur die Übergangsphasen sind viel zu gerne mit Stress überladen."

Da hatte sie gute Worte gefunden und ich musste ihr zustimmen. Ich lächelte sie leicht an, denn sofern Frieden war, konnte man sich nicht weiter beschweren. 

Von diesem Thema hatten wir genug für den Moment und mir fiel auch schon ein anderes ein. Meine Mum hatte genauso schwere Zeiten hinter sich. Der Fokus hatte in letzter Zeit viel zu sehr auf Luke und mir gelegen. Dabei gab es da eigentlich ein weiteres Familienmitglied oder hatte es gegeben.

"Wie geht es dir ohne Dad?" Es musste seltsam sein, wenn man so lange verheiratet war und plötzlich war die andere Partei weg. Er mag kein guter Vater gewesen sein, aber meine Mum hatte er stets geliebt. 

Sie nahm beide meiner Hände und drückte sie leicht. "Seit du weg warst, war es nicht mehr dasselbe. Da ging vieles schief und mein geliebtes Baby wegzugeben ist eines dieser Dinge, die man schwer bis gar nicht verzeihen kann."

Eine weitere Träne rann über meine Wange und ich musste zwanghaft ein Schluchzen unterdrücken. 

Meine Mum fuhr fort: "Aber darüber reden wir ein andermal. Den heutigen Tag möchte ich mit dir genießen. Wir zwei haben uns viel zu lange nicht mehr gesehen." 

So sehr es mich interessieren würde, aber ich musste ihr recht geben. Es gab genug andere Dinge über die wir reden konnten oder sollten. Die verlorene Zeit musste man irgendwie nachholen.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt