Kapitel 61

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Der gestrige Abend war noch gut verlaufen. Mit den Mädels hatte ich aber immer eine gute Zeit. Wir kamen alle gut miteinander aus. Eine größere Freude war es, da wir Vittoria und Bella zu Besuch hatten. Dadurch, dass wir sie selten sahen, gab es ständig etwas zu reden.

Und es hatte den Pluspunkt, dass wir Lena sehr gut von Ryder fernhalten konnten. Die Aufgabe war aktuell unser Hauptproblem.

Leider hatte ich Silas am Abend nicht mehr gesehen. Bei seiner Arbeit hatte er sehr viel zutun und das nahm ich ihm nicht übel. Das konnte ich gut verstehen. Vor allem jetzt mit Ryder. 

Am Morgen war er auch bereits weg. Das Bett neben mir war zerwühlt, also hatte er zumindest hier geschlafen und nicht die ganze Nacht durchgearbeitet. Immerhin das.

Die morgendliche Übelkeit war zum Glück vorbei und das nahm mir eine große Last von den Schultern. Das Erbrechen zerrte an der eigenen Kraft und war widerlich.

Als erstes ging ich duschen und bereitete mich für den Tag vor. Irgendwie musste ich Lena heute wieder einspannen. Allerdings war es untertags wesentlich einfacher. Ryder arbeitete genauso und war meist unterwegs. Dennoch war es gut, wenn wir sie einspannten. Jederzeit könnte Ryder herkommen, deshalb brauchte Lena stets eine Aufgabe oder Beschäftigung. 

Ich kam gerade aus dem Kleiderschrank als es an der Tür klopfte. Das schloss Silas aus, ansonsten könnte es jeder Anwesende in diesem Haus sein. Was nur vier Frauen waren. Die Gorillas würden mich nicht besuchen. Außer, wenn Silas nach mir fragte, aber der war sicherlich unterwegs. 

Ich ging zur Tür hinüber und war gespannt, wer mich beehrte. Meine Vermutung war, dass es Bella war, um einen neuen Plan auszuarbeiten. 

Bei der Tür angekommen, öffnete ich diese gleich und zu meiner Überraschung war es Lena. Das es sie war, war nicht die Überraschung, sondern ihr Gesichtsausdruck. Normalerweise lächelte sie oder hatte meist gute Laune.

Dieser Gesichtsausdruck war das genaue Gegenteil. Sie sah gestresst und ein bisschen panisch aus. 

Ohne ein Wort zu sagen öffnete ich die Tür weiter, damit sie hereinkommen konnte. Offensichtlich hatte sie etwas mit mir zu besprechen oder wollte mir etwas sagen. 

Sie kam herein und sagte dabei: "Danke." Hinter ihr schloss ich die Tür wieder und antwortete: "Nicht dafür." Lena ging in die Mitte des Raumes und drehte sich anschließend zu mir um.

Man sah es ihr an, dass sie etwas bedrückte und das sehr. Egal was, aber es waren keine guten Nachrichten. 

Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit und die Sorgen meldete sich. 

Vielleicht ging es um Ryder. Das konnte leicht sein. Silas mag zwar paranoid sein, aber er würde nie seinen besten Freund beschuldigen, wenn er sich nicht sicher war. 

Ich ging auf Lena zu und nahm ihre Hand. So ging ich mit ihr zum Bett hinüber und wir setzten uns beide. Ihre Hand ließ ich nicht los und drückte sie leicht. 

Lena sah auf ihren Schoß und meine Alarmglocken klingelten immer lauter. Da stimmte etwas ganz und gar nicht. 

"Ivy, ich muss dir was sagen." Ihre Nervosität merkte man ihr an und die Unruhe. "Klar, du kannst mir alles sagen und das weißt du. Für was hat man sonst eine beste Freundin?" 

"Aber das muss unter uns bleiben. Auf keinen Fall darf Silas das wissen." An sich war das eine schwierige Situation, aber ich musste es praktisch tun. Außer es wäre etwas Großes. Allerdings würde es sich dennoch wie Verrat anfühlen. Ich würde abwarten, was genau sie mir zu sagen hatte. 

"Natürlich, wenn du das willst." Diesen Verrat konnte ich ihr eigentlich nicht antun. Vor allem würde sie mir ansonsten nie wieder etwas sagen und ich verlor ihr Vertrauen. 

"Es geht um Ryder." Aja, da hatten wir das Problem. Das unterstrich, dass Silas Recht hatte. Mit dem Mann stimmte etwas nicht oder er hatte die Seiten gewechselt. Gut, noch wusste ich nicht, worum es genau ging. 

Ich drückte leicht ihre Hand und sagte nichts, damit sie fortfuhr. Wenn ich keine Infos bekam, konnte ich ihr nicht helfen. 

"Es ist so." Sie hielt inne und sah doch zu mir auf. Die Verzweiflung sah man in ihren Augen, das konnte einem nicht entgehen. 

Sie holte tief Luft und fuhr fort: "Also beim ersten Mal habe ich es für ein Versehen gehalten. Das versicherte er mir und hat sich mehrfach entschuldigt." Oh, das war nicht gut. Ich ahnte worauf das hinauslief. 

Lena bekam Tränen in ihren Augen und holte erneut tief Luft, bevor sie weitersprach. "Er..." Sie räusperte sich und schob ihre Ärmel zurück. 

Die erste Reaktion war Schock. Ryder hatte ihr ernsthaft weh getan. Sie hatte blaue Flecken und das an beiden Handgelenken. Offensichtlich hatte er sie festgehalten. Wer weiß, was sonst noch war. 

Es dauerte einen Moment, bis ich reagieren konnte. Dass er ein Verräter war, hatte ich erwartet, aber nicht das. Nie hätte ich gedacht, dass er handgreiflich werden würde. Aber ich hatte den Beweis direkt vor mir.

Ich sah mir die Handgelenke an und er hatte sie sehr fest gehalten. Die blauen Flecken waren dunkel. Wie konnte man das einem anderen Menschen antun? 

Am liebsten hätte ich ihn umgebracht. Meine Wut unterdrückte ich. Das brauchte Lena gerade nicht. Ich musste für sie da sein und eine Unterstützung sein in dem Alptraum. 

"Also hat er das öfters getan?" Ich sah wieder in ihre Augen und sie nickte nur. "Lena, du gehst nie wieder in die Nähe von diesem Mann. Nie wieder." Verzweifelt antwortete sie: "Wenn wir das Silas sagen, dann bringt er ihn um. Ryder mag mir weh getan haben, aber deshalb sollte mein Bruder ihn nicht gleich töten. Außerdem ist das sein bester Freund."

Ok, da musste ich gleich etwas klarstellen.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt