Kapitel 42

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Ich durfte feststellen, dass Maria eine Glucke war. Zwar nicht ganz so schlimm, wie Silas. Aber den konnte niemand überbieten. Seine Form der Paranoia war ganz eine besondere.

Überfürsorglich war Maria dennoch. Meine Vermutung war, dass es daran lag, da ihr klar war, wie Silas am Rad abdrehen würde, wenn mir etwas passierte.

Bei seinem Wahnsinn würde ich es ihm zutrauen, wenn er das Haus abfackelte, weil eine Fliege mit mir kollidiert war. Retten würde er sich mit der Aussage, wie gefährlich Fliegen sein konnten.

Hm, das sollte ich ihn fragen. Wie seine Meinung zu Fliegen war. Vielleicht betrachtete er sie wirklich als dunkle Bedrohung.

Ich saß gerade mit einem Buch in der Hand auf der Couch in der Bibliothek. Lena sollte jeden Moment kommen und ich wollte mit ihr über ihren Bruder reden. Auf meine Worte hörte er nicht unbedingt. Vielleicht wurde es besser, wenn Lena mir Beistand und meiner Meinung war.

Außer Silas steckte sie mit seinem Wahnsinn an. Was ich nicht hoffte, ansonsten würde ich wirklich durchdrehen. Wenn alle um mich herum, mich wie eine Kranke behandeln würden, das würde ich nicht aushalten.

Ich las in dem Buch und es war ein Liebesroman. Das war schön, denn es war eine normale Welt. Darin konnte man sich verlieren und hatte das Gefühl, dass es auch normale Leben auf diesem Planeten gab.

Mein Leben war noch nie auch nur ansatzweise normal gewesen. Sogar bei meinem Eltern war ich viel zu sehr behütet worden.

Den Besuch bei meinem Dad konnte ich streichen. Silas würde mich als geisteskrank abstempeln, wenn ich fragte, ob ich doch nochmal zu meinem Dad konnte.

Aber das hatte nicht auf meinem Plan gestanden. Diesen Mann musste ich nicht mehr sehen. Unsere letzte Unterhaltung hatte mir gereicht und alles gesagt. Er war nur an seinem eigenen Überleben interessiert. Am ehesten meine Mum wäre ihm wichtiger. Aber nicht mal da war ich mir sicher.

Der Gedanke ließ mich an meine Mum und Luke denken. Meine Mum wäre sicher außer sich vor Freude, wenn sie wüsste, dass ich schwanger war. Sie wurde Oma, davon hatte sie schon immer geträumt.

Den aktuellen Umständen nach, könnte sie das nicht wirklich miterleben. Das versetzte meinem Herzen einen Stich. Klar, es wäre möglich, dass Silas etwas drehte und meine Mum ihr Enkelkind sehen konnte. Aber hoffentlich mehr als nur einmal. Selten würde es dennoch sein und das tat mir weh. So sollte es nicht sein.

Luke würde sicherlich keine Freude empfinden bei seinem Hass auf meinen Mann. Vermutlich würde mein Bruder denken, dass Silas mich vergewaltigt hatte. Den Gedanken würde ich ihm zutrauen, was traurig war.

Falls sich nichts änderte würde Luke nie mein Kind kennen lernen. Mein Herz fühlte sich mit jedem Gedanken schwerer an.

Wenigstens gab es Lena. Mit einer Tante würde es auf jeden Fall aufwachsen. Eine Tante, die mein Kind mit Liebe überhäufen würde. Das brachte mir ein kleines Lächeln ein.

So verrückt und schlimm die Dinge teilweise waren. Es gab die guten Aspekte genauso.

In die Realität wurde ich geholt als die Tür aufging. Ich sah auf und sah eine strahlende Lena. Bei dem Anblick konnte ich ein Lächeln nicht halten.

Mit ihrer guten Laune setzte sie sich neben mich und fragte: "Wie geht es dir?" Mein Lächeln fiel und ich seufzte. "Dein Bruder macht mich wahnsinnig. Er hat vollkommen den Verstand verloren."

Sie sah mich fragend an und ich erzählte ihr alles. Das Lachen musste sie krampfhaft unterdrücken, was ich ihr nicht böse nahm.

Außerdem klärte es, dass Lena nicht übertrieben fürsorglich war. Ansonsten würde sie es nicht witzig finden.

Als ich fertig war, fragte ich: "Hilfst du mir ihn zu beruhigen?" Sie nickte, weshalb mich Erleichterung durchflutete. Ich musste diesen Wahnsinn nicht alleine bekämpfen.

"Ja, auf jeden Fall. Ich gebe mein Bestes, um Silas auf dem Boden zu halten. Leicht wird das nicht und versprechen kann ich auch nichts. Du kennst ihn, er hat seinen eigenen Kopf."

Leider musste ich ihr recht geben. Silas hatte seine eigene Meinung und die wollte er meist um jeden Preis durchbringen.

Den Schwangerschaftswahnsinn konnten wir ihm vermutlich nicht ausreden. Bei Glück konnten wir ihn mildern. Diese Hoffnung gab ich nicht auf.

Sie nahm meine Hand und drückte sie leicht. "Es mag verrückt sein, aber behalte im Hinterkopf, dass er es gut meint. Es ist maßlos übertrieben, das steht außer Frage. Aber besser so als andersrum."

Lena schenkte mir ein beruhigendes Lächeln und man musste ihr recht geben. Das Gegenteil wäre viel schlimmer. Wenn es ihn absolut nicht interessieren würde oder er sich nicht auf das Kind freuen würde.

Es war sehr gut, dass ich sie hatte. Mit ihr an meiner Seite würde ich den Wahnsinn besser überstehen.

"Ja, da hast du recht. Dennoch sollten wir versuchen es etwas milder zu halten." "Keine Sorge, ich gebe mir Mühe."

Ich erwiderte ihren Händedruck und sagte: "Danke." Mit einer Handbewegung tat sie es ab und meinte: "Das tue ich gerne. Wir Frauen müssen zusammenhalten. Vor allem beste Freundinnen und bei meinem irren Bruder."

Dann hätten wir das geklärt und das beruhigte meine Nerven.

Lena fragte: "Wie geht es dir sonst?" "Alles gut. Am Morgen plagt mich die Übelkeit, ansonsten ist alles in Ordnung." "Ja, wenn du Glück hast, ist das mit der Übelkeit nach dem dritten Monat vorbei."

Ich hoffte es sehr. Das mit der Übelkeit konnte gerne nachlassen.

"Wie geht es dir? Oder wie läuft es mit Ryder?" Ich grinste sie an und es wurde erwidert. Bei dem Thema konnten wir nicht falsch abbiegen.

"Richtig gut. Er ist so süß und ich bin wirklich glücklich." Sie fasste sich ans Herz und seufzte glücklich. Es war schön, sie so zu sehen.

Bei Silas als Bruder wäre es möglich gewesen, dass er nie einen Mann akzeptiert hätte. Das wäre eine Tragödie. Jeder hatte einen Partner verdient. Das machte das Leben gleich viel besser.

Mir kam eine Idee, weshalb ich sie gleich aussprach. "Die Schwangerschaft hat auch ihre Vorteile. Silas ist mit Sicherheit extrem fixiert darauf. Einen wichtigen Job hat er sowieso. Da gehst du vermutlich etwas unter."

Sie überlegte und fragte: "Ist das jetzt was Gutes?" "Oh ja. Du hast mehr Freiheiten. Immerhin achtet er nicht zu sehr auf dich. Du könntest mit Ryder einen Urlaub machen oder einfach so raus. Zum shoppen oder ähnliches."

Da erhellte sich ihr Gesicht und meines genauso. Ich würde ihr das gönnen. In der Außenwelt zu sein, konnte wundervoll sein.

"Dann könnte ich auch dir alles Mögliche kaufen. Also was du so möchtest." Ich schlug ihr auf den Oberarm. "Lena, es reicht mir aus, wenn du es mir erzählst. So etwas zu hören ist aufregend. Gegen Fotos hätte ich auch nichts."

Wir lachten beide und Lena umarmte mich schwungvoll, was ich erwiderte.

"Ivy, du hast sehr gute Idee." Ein Kieksen ihrerseits fehlte natürlich auch nicht.  "Danke, ich weiß."

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt