Kapitel 8

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Das was daheim abgelaufen war, war alles andere als normal. Es klang viel zu verrückt.

Luke war wirklich am Rad abgedreht. Sogar noch schlimmer als ich es erwartet hätte. Das es ihm keine Luftsprünge machen lässt, wenn ich weg bin, war mir klar. Aber gleich so etwas?

Interessante Entwicklungen.

Nach der Aussage meiner Mum war jeder entsetzt gewesen. Deshalb hielt ich es für besser das Thema umzulenken.

Vielleicht erwischte ich meine Mum später alleine, da könnten wir nochmal darüber reden. Aber vor den anderen war es mir unangenehm. Außerdem war es eine Hochzeit, da sollte ich nicht zu sehr auf den negativen Themen rumhacken. 

Ich erzählte also meiner Mum von meinen Erlebnissen seit ich hier war. Die schlechten davon ließ ich aus, das würde sie nur unnötig sorgen. Was verständlich wäre, aber auch unnötig. Immerhin ging es mir jetzt wirklich gut bei Silas. An sich schon immer, aber der Mann hatte eben seine Momente. 

Silas unterhielt sich hauptsächlich mit Alejandro und Bella versuchte Lena und Ryder zu vermitteln. Allerdings schön subtil. Mir war es nur klar, da ich wusste, dass wir die zwei verkuppelten. Vittoria mischte da gelegentlich mit.  

Als ich meiner Mum von der Trauung auf dem Schiff erzählte musste sie lachen. Auch sonst, gab es einige lustige Erlebnisse. Im Nachhinein konnte man über viel mehr lachen als, wenn man in dem Moment gefangen war. Und die Nähe meiner Mum tat mir gut, das hob das Gemüt ungemein. 

Schließlich fragte sie: "Also bist du wirklich glücklich?" Sie hatte es nur ganz leise gefragt, diese Frage war nur für mich bestimmt. Und sie wollte genauso eine ehrliche Antwort. Unwillkürlich musste ich lächeln und nickte. "Ja, Mum. Ich bin wirklich glücklich." 

Es war die Wahrheit, hier hatte ich eine Familie gefunden in die ich reinpasste. Wenn sie auch vollkommen verrückt war, aber sie liebten einander. Das war das Wichtigste. Meine Mum nickte und erwiderte meine Lächeln. Sehr gut, sie glaubte mir. 

Schließlich konnte ich es doch nicht mehr halten und fragte leise: "Wie geht es dir ohne Dad?" Die zwei waren lange verheiratet. Es musste komisch für sie sein, wenn sie plötzlich ohne ihn war. Man gewöhnte sich einfach aneinander. 

Sie nahm meine Hand und drückte sie leicht. Die Antwort kam genauso leise: "Dein Vater hat mit deinem Verkauf nicht nur die Familie zerstört, sondern auch unsere Ehe. Da gibt es nichts mehr zu retten. Manche Taten kann man nicht verzeihen."

Klar, zu Anfang war niemanden klar gewesen, wie Silas mit mir umgehen würde. Jeder dürfte sich etwas Schlechtes erwartet haben. Zumindest kein zu freundliches Verhalten. Mein Glück, dass das ein Irrtum war. 

Dennoch wunderte es mich, dass sie ihn nicht mal aus Silas Fängen befreien wollte. Meine Mum war eine gutmütige Seele. Sie wünschte niemanden etwas Schlechtes. Vermutlich war noch mehr vorgefallen.

Ich lächelte leicht und sagte: "Eins musst du ihm zu gute halten, ohne ihn wäre ich nie mit Silas verheiratet. Als Erzfeind wäre das unmöglich gewesen." Klar, Vittoria hatte bereits gemeint, dass Silas mich so oder so bekommen hätte. Aber genau sagen konnte man es trotzdem nicht. 

Meine Mum drückte nochmal meine Hand und meinte: "Ivy, ich bin froh, dass es dir gut geht. Vor allem, dass du nicht schlecht behandelt wirst. Das war meine größte Sorge." Da konnte ich sie verstehen und diesmal drückte ich ihre Hand.

"Du bist eindeutig die Mutigste in unserer Familie." Entsetzt sah ich sie an und fragte: "Was? Ich? Bist du jetzt wahnsinnig?" Das musste ein Scherz sein, nur sah sie kein bisschen danach aus.

Sie schüttelte mit dem Kopf und antwortete: "Nein, das bist du wirklich. Mir war klar, dass du Angst hattest, aber du hast es dir nie anmerken lassen. Und du bist freiwillig mit deinem Vater mitgegangen an jenem Tag. Da können Luke und dein Vater einpacken, so viel Mut besitzen sie nicht." Mit ihrem letzten Satz hatte sie uns beide zum Lachen gebracht. Das hatte sie schon immer gekonnt.

"Mum, du wärst tot umgefallen, wenn ich mir etwas hätte anmerken lassen."

Wir stießen mit unseren Gläsern an und tranken einen Schluck. Das war die stille Zustimmung auf das Gesagte.

Schließlich fragte sie: "Hast du deinen Vater nochmal gesehen?" Ich seufzte, das war auch so ein Thema. "Mir war zwar klar, dass er mich nicht leiden kann. Das sagte alleine schon die Tatsache, dass er sich nie von mir verabschiedete als er mich übergab. Aber ich bekam es direkt bestätigt bei unserem letzten Gespräch. Wenigstens weiß ich jetzt, dass er mich aus einer Familie verbannte, aus der er selbst schon verbannt ist." 

Ungläubig schüttelte sie den Kopf. "Wie sehr man sich doch in einem Menschen irren kann." Wir seufzten beide und ich deutete mit dem Daumen auf Silas. "Falls du dir Sorgen bei ihm machst, der ist kein Schauspieler. Seine seltsamen Momente lebt er voll aus." Sie lachte wieder und ich tat es genauso.

Silas hatte uns scheinbar zugehört, denn er fragte: "Seltsame Momente?" Ich sah gleich zu ihm, denn das konnte er gerne hören. "Ja, die hast du. Das kannst du gerne abstreiten, aber die sind dennoch da. Beweist, da deine Schwester dich heute in ihrer Rede als grummelig bezeichnete." 

Lena fragte: "Schwester? Redet ihr über mich?" Die Frau war genauso neugierig, wie ich es war und damit brachte sie ein Lachen ein. Ich erklärte: "Ich erzählte gerade meiner Mum, dass Silas in Ordnung ist und kein Schauspieler. Denn er lebt seine seltsamen Momente aus." 

Lena nickte sofort und antwortete: "Das hätte ich nie besser sagen können." Sie sah zu meiner Mum und meinte: "Ich versichere, er wurde viel besser seit wir Ivy haben. Diese Frau tut ihm gut. Er ist wie ein anderer Mensch, eine viel bessere Version." 

Er gab mir einen schnellen Kuss und lächelte mich danach an. Da hatte ich den Mafiaboss wohl aufgetaut und das mit großem Erfolg.

Meine Mum wandte sich wieder an mich und meinte: "Das mit Luke kriegen wir schon irgendwie hin. Ich rede weiterhin mit ihm." Ich lächelte sie an, was nicht ganz echt war. Ich konnte mir schwer vorstellen, dass Luke rumkommen würde. 

Sie hängte an: "Ansonsten sehe ich nicht meine Enkel groß werden und das wäre eine wahre Tragödie." Lena war für dieses Thema sofort Feuer und Flamme. Lena grinste breit und sagte: "Ja, über das rede ich schon lange mit Ivy. Ich will so gerne Tante werden."

Silas fragte: "Bitte was?"

Ich sah genervt zu ihm und antwortete: "Das ist im Übrigen so seit du behauptet hast, dass ich schwanger wäre." Silas musste jetzt lachen. Klar, er fand das wieder witzig. Nur für mich war es das nicht, wenn ich nur daran dachte. Nein, danke.

Meine Mum fragte: "Schwanger?" "Nein, das war nur eine Aussage von Silas damit er vom Haken ist." Da musste der ganze Tisch wieder lachen und ich seufzte.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt