Kapitel 29

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Ich verspürte unglaubliche Erleichterung als Silas durch diese Tür kam. Meine Sorge, dass ich ihn nie wieder zu Gesicht bekam war mit jeder Minute gestiegen. Aber jetzt kam er endlich durch diese Tür.

Mittlerweile war ich abgegurtet, weshalb ich problemlos aufstehen konnte. Ich musste unbedingt zu ihm und mich vergewissern, dass ich nicht halluzinierte.

Silas sagte kühl: "Bob, nimm die verdammte Waffe runter." Der tat, wie befohlen und seine Frau senkte ihre Waffe genauso. Es war auch offensichtlich kein Feind, sondern mein geliebter Mann.

Ich verschwendete keine weitere Zeit und eilte zu Silas hinüber. Bei einem Schnellcheck konnte ich keine Verletzungen feststellen, zumindest keine, wenn man ihn schnell von oben bis unten ansah. Blut war keines zu sehen und das war ein gutes Zeichen.

Silas sah zu mir und breitete bereits seine Arme aus. Das musste man mir nicht zweimal sagen und schwungvoll umarmte ich ihn. Er legte seine Arme fest um mich und drückte einmal leicht zu.

"Meine unschuldige Blume, wie erwartet ist mir nichts passiert. Dennoch sollten wir schnell von hier verschwinden." Das war sicherlich keine dumme Idee. Aber ich musste ihn kurz im Arm halten. Das brauchte ich gerade.

Leise sagte ich: "Ich bin so froh, dass es dir gut geht." Eine Form der Erleichterung, wenn einem fast die Knie weich werden.

Es wäre naiv zu denken, dass es das letzte Mal war, dass ich mir solche Sorgen um Silas machte. Oder Angst um ihn hatte. Aber ich würde es mir wünschen, was bei seinem Job unrealistisch war. Im Grunde war Silas dauerhaft in Lebensgefahr.

"Mich freut es auch das es dir gut geht, Ivy. Aber wir sollten schnell von hier verschwinden." So sehr es mich störte, aber ich löste mich von ihm und sah auf zu ihm. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, nahm sein Gesicht in meine Hände und musterte ihn. Zur Sicherheit fragte ich nach: "Dir geht es wirklich gut?" Silas nickte als Antwort und ich glaubte es ihm. Eine weitere Welle der Erleichterung durchflutete mich.

Er lebte nicht nur, sondern hatte es unbeschadet überstanden. Scheinbar hatte man ihm nicht mal ein Haar gekrümmt.

Silas nahm meine Hand und sagte: "Aber jetzt gehen wir zum Wagen. Umso schneller wir los fahren, umso besser." Dieser Meinung schloss ich mich an, weshalb ich nickte. Später konnte ich ihn immer noch umarmen und am besten nie wieder los lassen.

Silas drehte sich zur Tür, aber hielt inne. Er meinte: "Tu mir den Gefallen und schau auf den Boden. Ich führe dich zum Wagen." Ich konnte mir denken warum er das sagte. Seiner Bitte würde ich nachkommen und meinen Blick nicht heben.

Ich seufzte und antwortete: "Ok." "Sehr gut." Er drückte einmal leicht meine Hand und ich sah auf den Boden. Meine Neugier konnte ein Fluch sein, aber im Moment hatte ich sie gut im Griff.

Silas zog mich die Treppe hinunter und anschließend bogen wir rechts ab. Ich sah wunderschönen Asphalt und sonst nichts. Nein, ein Irrtum, dort klebte ein Kaugummi am Asphalt. Wer auch immer den Kaugummi ausgespuckt hatte, war ein verdammter Umweltsünder.

Den Gedanken konnte ich nicht weiter verfolgen, denn Silas ließ meine Hand los und öffnete mir die Autotür. Er schubste mich fast schon auf die Rückbank. Ich beschwerte mich nicht und schnallte mich an. Am Ende war es nur gut gemeint von ihm. Silas wollte mich oder uns so schnell, wie möglich auf sicherem Grund und Boden haben.

Silas stieg kurz darauf auf der andere Seite der Rückbank ein und saß somit neben mir. Vorne saßen zwei Gorillas und kaum fiel die Tür zu, fuhren sie los. Die beiden waren vermutlich nicht nur als Chauffeur gedacht, sondern genauso als Bodyguards.

Der Urlaub dürfte vorbei sein. Wir fuhren jetzt sicher sonst wohin und anschließend flogen wir nach Hause. Aber zuerst kam mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Labyrinth an Fahrt, damit man uns bloß nicht folgen könnte.

Ich sah zu Silas hinüber, der meinen Blick erwiderte. Er sah sehr ernst aus und das bereitete mir Sorgen. Vermutlich rechnete er mit weiteren Angriffen. Ich hätte gehofft, dass es mit dieser Eskalation Ruhe gab.

"Wer war das?" Kurz sah er mich nur an, weshalb ich dachte, dass ich keine Antwort bekommen würde. Allerdings kam sie doch noch. "Darüber reden wir später." Es mag eine Antwort sein, aber nicht die gewünschte. Ich seufzte und nahm es hin.

Warum enttäuschte es mich überhaupt? Bei dem Mann war es ein Highlight, wenn er mir mal eine vernünftige Antwort gab.

Vielleicht bekam ich auf andere Fragen eine Antwort. Den Versuch war es mir wert, weshalb ich fragte: "Wurde jemand verletzt?" "Einer meiner Männer wurde getroffen. Aber nichts schlimmes."

Von einer Kugel getroffen zu werden war etwas Schlimmes. Wie konnte Silas das so leicht abtun? Aber damit meinte er vermutlich, dass der Mann überleben würde und das waren gute Neuigkeiten. So gut es sein konnte, wenn jemand angeschossen wurde.

"Wo fahren wir jetzt hin?" Als Antwort bekam ich selbstverständlich eine Gegenfrage. "Musst du immer so neugierig sein?" Ich seufzte und sah aus dem Seitenfenster. Damit war die Fragerunde offiziell beendet. Ansonsten ging er mir noch an die Gurgel und das musste ich nicht provozieren. Die letzten Minuten waren nervenaufreibend genug gewesen.

~~~

Die restliche Fahrt verlief in Stille. Wie erwartet bogen wir sehr oft ab und der Gorilla fuhr sehr schnell. Zu schnell für meinen Geschmack. Eine Beschwerde hätte nichts gebracht, weshalb ich die Klappe hielt. Das wäre unnötiger Energieverbrauch.

Die Frage wer angegriffen hatte, stellte ich mir die ganze Zeit. Aber das war schwer zu erraten. Mein Bruder war natürlich eine Option, aber Silas hatte genug Feinde. Im Grunde konnte es so ziemlich jeder sein.

Um das beantwortet zu haben, müsste Silas endlich mit der Sprache rausrücken. Aber mein geliebter Mann hüllte sich viel zu gerne in Schweigen.

Ich mag in der Karibik sein und hätte mir die Landschaft ansehen können, aber ich nahm es nicht richtig wahr. Ich war viel zu abgelenkt von den ganzen Möglichkeiten, wer das gewesen sein könnte. Außerdem fuhren wir meist auf Schnellstraßen oder einer Autobahn, da gab es nicht sonderbar viel zu sehen.

Am meisten jagte mich der Gedanke, ob es Luke war. Falls er es war, gab es die Frage, ob er sich verletzt hatte. Keine Ahnung, ob Silas mir das sofort sagen würde. Nein, das würde er mir eher später sagen.

Sobald wir unser Ziel erreicht hatten, würde ich ihn in die Mangel nehmen. Das Thema musste geklärt werden.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt