Kapitel 90

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Die Zeit mit meiner Mum war richtig schön gewesen. Wie immer, wenn man Spaß hatte, verging es viel zu schnell. Wenigstens hatten wir diesmal die Gewissheit, dass wir einander bald wiedersehen würden. Das machte den Abschied wesentlich leichter.

Natürlich hatte sie es Luke weitergegeben, dass ich um ein Treffen bat. Silas hatte genauso wenig ein Problem damit, weshalb wir gerade auf den bekannten Waldparkplatz fuhren.

Vermutlich sollte ich mich glücklich schätzen, dass man diesen Ort gewählt hatte. Mafiabosse hatten normalerweise eine Schwäche für Lagerhallen. Da war ein Parkplatz in der Natur ganz etwas Aufregendes und Tolles.

Als ich die Autotür öffnen wollte, sagte Silas: "Wir können zu jeder Zeit nach Hause fahren und ich bin stets in deiner Nähe."

Was er war immer in meiner Nähe? Nein, was für eine Überraschung damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Gut, dass er mir das gesagt hatte. Ich musste zwanghaft einen dummen Kommentar unterdrücken.

Ich stieg einfach aus und ging nicht weiter darauf ein. Allerdings musste man anmerken, dass das gut gemeint war.

Luke war längst hier und lehnte an seinem Wagen. Er drückte sich davon ab als er mich sah und kam mir entgegen. Mit jedem Schritt, den ich machte, erhöhte sich mein Herzschlag.

Weit waren die Autos nicht entfernt, weshalb wir kurz darauf beieinander ankamen.

Man sah Luke die Unsicherheit an und mir erging es nicht anders. Ich wagte es als erstes etwas zu sagen: "Hi Luke." Zur Beruhigung meiner Nerven legte ich eine Hand auf meinen Bauch.

"Hi Ivy." Seine Stimme war genauso unsicher, wie es sein Auftreten war. Vermutlich hatte er Angst, dass ich ihm den Schädel abriss. Dabei hatte ich ganz andere Absichten.

Um ihn zu besänftigen und das endlich hinter mich zu bringen, streckte ich ihm meine freie Hand hin. Luke sah darauf und ich sagte: "Wir haben beide Fehler gemacht, aber am Ende sind es verzeihbare. Friede?"

Es dauerte einen Moment, aber schließlich nahm er meine Hand an und schüttelte sie.

Silas war mir näher als gedacht, denn ich hörte ihn murmeln: "Und ich hab schon gedacht, dass ich ihn dazu bringen muss." Natürlich hätte er das getan. Da ich ihn mittlerweile kannte, schockierte mich diese Aussage nicht, dennoch würde ich ihm später dafür eine Predigt halten. Nur war es aktuell nicht der richtige Moment dafür.

Luke sah mir wieder in die Augen und antwortete: "Frieden. Danke, dass du mir verzeihen kannst."

Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln, das dürfte die Ehrlichkeit hinter meinen Worten unterstreichen. "Wenn wir all die guten Jahre bedenken, die überwiegen die negativen letzten Monate."

"Mit hoher Wahrscheinlichkeit will dein Mann mich umbringen für die nächste Frage, aber lass sie mich noch einmal stellen."

Er musste es nicht aussprechen, denn es war mir klar. Deshalb bekam er die Antwort, bevor er ansetzen konnte. "Ja, ich bin wirklich glücklich mit Silas. Im Grunde hätte unser Vater mir kein besseres Geschenk machen können. Ohne ihn wäre ich nie zu Silas gekommen."

Ich hob meine Hand und sagte an meinen Mann adressiert: "Sag jetzt einfach nichts, Silas." Er würde wieder damit anfangen, dass er mich sehr wohl irgendwie bekommen hätte. Und das würde Luke wütend machen, dabei sollte es heute freundlich ablaufen.

Tatsächlich tat er mir den Gefallen und sagte kein Wort darauf. Damit sammelte er Pluspunkte, die spätere Predigt würde milder ausfallen bei positiven Verhalten.

Luke nickte und meinte: "Ja, da hast du irgendwie recht." Bevor Silas austickte, lenkte ich sofort um: "Wie geht es dir überhaupt?" Bei dem Thema konnten wir nicht falsch abbiegen, das war immer gut.

"Gut danke. Es ist alles in Ordnung und dir mit dem Kleinen?" Ich sah nach unten auf meinen Bauch und musste lächeln bei dem Gedanken an das Baby. "Auch gut. Soweit verläuft die Schwangerschaft gut."

"Das freut mich sehr." Seiner Stimme entnahm ich, dass es der Wahrheit entsprach. Damit hatten wir einen neuen Meilenstein erreicht und es schien in die rechten Bahnen zu kommen.

Luke fuhr fort: "Trotzdem muss ich zugeben, dass es etwas verrückt ist, wenn man bedenkt, dass meine kleine Schwester mit dem Erzfeind unseres Vaters ein Kind erwartet."

Um das Temperament meines Mannes im Zaum zu halten, fügte ich hinzu: "Und glücklich ist in einer liebenden Ehe."

Luke sah hinter mich und fragte: "Könnte ich mich wenigstens kurz mit meiner Schwester alleine unterhalten?" Ich kam Silas zuvor und antwortete: "Setz ihn bitte nicht unter Druck. Er hat starke Vertrauensprobleme. Seit der Schwangerschaft hat sich das verschlimmert. Bitte, bring ihm Verständnis entgegen."

Luke seufzte, aber nickte. Den Killerblick den Silas meinen Bruder zuwarf, konnte ich vor mir sehen. Dafür musste ich mich nicht umdrehen.

An Silas gewandt sagte Luke: "Im Übrigen wollte ich mich auch bei dir entschuldigen. Ich habe nicht nur Ivy Unrecht getan." Innerlich hoffte ich, dass Silas sich normal verhielt. Bei ihm konnte man es nie wissen. Meine Sorgen waren berechtigt.

Die eiskalte Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Sofern meine Frau glücklich ist, bin ich es genauso. Wenn sie dir verzeiht, dann sei es so."

Ja, später musste ich ihn loben. Das war an sich eine freundliche Antwort gewesen.

Luke nickte ihm zu und sah zu mir. Die Unsicherheit war verflogen, aber die Nervosität war weiterhin anwesend. Und das bei mir genauso. 

Nach einem Räuspern erzählte er: "Lena hatte die Idee für eine Gartenparty. Wir würden euch gerne einladen."

Uh, das konnte er vergessen. Silas würde niemals zu Luke nach Hause fahren. Erst recht nicht auf Besuch. Seine Paranoia würde das nie zulassen.

Deshalb kam ich mit einem anderen Vorschlag. "Oder wie wäre es, wenn wir alle gemeinsam etwas essen gehen? Es gibt so viele nette Lokale, da lässt sich bestimmt eins finden."

Es wunderte mich, dass Luke dem überhaupt zustimmte. Immerhin würde Silas dann wissen wo genau Luke wohnte. Meine Mum und er waren längst umgezogen, weshalb nicht mal ich wusste, wo sie lebten.

"Das ist eine sehr gute Idee." Also hatte er uns nur ungern zu sich eingeladen. Ansonsten wäre nicht diese derartige Begeisterung in seiner Stimme. Scheinbar hatte Lena sehr auf ihn eingeredet.

Wenn wir schon bei diesem Thema waren, konnte ich gleich daran anknüpfen und fragte: "Wann kann ich sie wiedersehen?"

"Wann auch immer du willst. Das lässt sich alles vereinbaren." Perfekt, dann konnte es in naher Zukunft sein. Noch besser wurde es, wenn man bedachte, dass ich mittlerweile nach draußen durfte.

Da kam mir eine sehr gute Idee. Etwas auf das Lena und ich immer gebrannt hatten, nur leider war es nie möglich gewesen.

Hoffnungsvoll fragte ich: "Könnte ich mit ihr Babyklamotten einkaufen gehen? Mit der besten Freundin macht das am meisten Spaß." Alleine, weil sie genauso begeistert von dieser Miniatur Kleidung war. Das war einfach selten süß.

Kurz dachte Luke darüber nach und ich ließ ihn. An sich war die Frage gewagt, wer weiß was Silas dazu sagte. Wenn ich Glück hatte bekam ich es mit meinen Kulleraugen hin. Da Luke nickte schien diese Methode zumindest bei ihm funktioniert zu haben.

"Ja, in Ordnung. Ein gemeinsamer Tag kann euch nicht schaden." Ich konnte ein breites Grinsen und ein Kieksen nicht halten. Meine Freude kannte keine Grenzen, was Luke zum Lachen brachte.

Ich drehte mich zu Silas und fragte: "Ist das auch für dich in Ordnung?" Nach einem Seufzen sagte er: "Ja, der Spaß sei euch gegönnt." Ich konnte es beinahe nicht fassen. Alle beide hatten dem zugestimmt ohne ein Drama zu reißen.

Natürlich hatte Silas sofort einen Plan und sah zu Luke. "Wir sollten uns für ein großes Shoppingcenter entscheiden, dann müssen sie das Gebäude nicht verlassen. Unsere Männer sollten vorab einander vorgestellt werden, damit sie wissen von wem keine Gefahr besteht. Zumindest gehe ich davon aus, dass du meiner Schwester Bodyguards zur Seite stellst."

"Ja, das klingt nach einem guten Plan." Danach besprachen sie die Details und ich ließ die beiden reden. Ich durfte mit Lena shoppen gehen, da konnte nichts meine Laune trüben.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt