Kapitel 59

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Der gestrige Abend war noch richtig schön gewesen, aber nicht von langer Dauer. Die Schwangerschaft forderte ihren Tribut, weshalb mich schnell die Müdigkeit eingeholt hatte.

Am Morgen wachte ich neben Silas auf, besser gesagt in seinem Schraubgriff. Mein Bauch blieb natürlich verschont davon. Sogar im Schlaf dachte er daran.

Ich blieb ruhig und genoss seine Nähe. Es kam viel zu selten vor, dass wir gemeinsam wach wurden. Deshalb war dieser Moment umso schöner.

Schließlich nahm ich seine Hand und küsste sie sanft. In seiner attraktiven leicht verschlafenen Stimme sagte er: "Guten Morgen meine unschuldige Blume." Ich musste unwillkürlich lächeln und antwortete: "Guten Morgen mein geliebter Tulpenmassenmörder."

Er lachte leise und ich unterdrückte es. Silas konnte sagen was er wollte, aber der Name passte zu ihm.

"Du bekommst nie wieder Blumen von mir geschenkt." Ich zwickte ihn leicht in den Arm. Natürlich kam deshalb nicht mal ein Zucken von ihm. Das tat ihm genau gar nichts.

"Silas, Topfpflanzen sind vollkommen in Ordnung oder Schmuck, wie gestern die Ohrstecker. Im Übrigen sind die wirklich wunderschön."

"Es freut mich sehr, dass sie dir gefallen. Zu den Topfpflanzen, wenn ich das mache, haben wir irgendwann einen Urwald Zuhause."

Das war übertrieben, aber ich kommentierte es nicht weiter. Wenn es ihn glücklich machte, dann sollte er das glauben.

Mir kam eine andere Frage in den Sinn und diese stellte ich: "Was sind deiner Ansicht nach die Gefahren, falls wir in den Urlaub fahren."

Auf die Antwort musste ich nicht warten. Sie kam wie aus der Pistole geschossen. "Alleine die Reise könnte tödlich enden. Ein Flugzeugabsturz, ein Autounfall oder das Schiff geht unter. Jegliche Form der Fortbewegung hat ihr Risiko."

Ich stöhnte genervt, aber Silas ließ sich nicht beirren und fuhr fort: "Wegen dem Gutschein gehen wir von einem Urlaub in der Karibik aus. Dort gibt es Haie. Vielleicht verirrt sich einer zu nahe ans Festland. Mücken können der reinste Alptraum sein."

Haie und Mücken? Nein, ich sagte nichts weiter dazu.

"Wusstest du das pro Jahr mehr als 700.000 Menschen durch Mückenstiche sterben? Diese Biester können tödliche Krankheiten übertragen."

Sein Wahnsinn reichte mir, weshalb ich sagte: "Ok, genug." "Ivy, das waren erst zwei Punkte meiner Liste."

Entsetzt und etwas zu laut fragte ich: "Liste?!" Das konnte er nicht so meinen. Wobei eigentlich passte das zu ihm. Es sollte mich nicht überraschen. Mittlerweile kannte ich ihn.

"Wir müssen realistisch bleiben. Außerdem..." Ich unterbrach ihn, da ich keine weiteren Worte ertragen konnte. "Bitte, sei still." Ich sagte es ruhig und hatte mich an einem freundlichen Ton versucht. Er meinte es nett, das sollte ich ihm gut anrechnen. Irrsinn war es dennoch.

Ich schloss meine Augen und holte tief Luft. Damit fand ich meine innere Ruhe. Wenigstens sah ich in dieser Position sein Gesicht nicht. Diese ernste Miene musste ich nicht sehen.

Er gab mir einen Kuss auf den Kopf und das beruhigte mich ganz. Ich wollte ihn genauso besänftigen, deshalb sagte ich: "Zur Not schenken wir die Gutscheine weiter. Lena und Ryder würden sich sicher freuen."

"Also willst du meine Schwester in den Tod schicken?" Ich befreite mich aus seinen Armen, damit ich ihn ansehen konnte. Um meine nächsten Worte zu verdeutlichen musste ich ihm in die Augen sehen.

"Das ist verrückt. Seit ich schwanger bin drehst du durch." Ich deutete auf meinen Bauch und fuhr fort: "Ja, ich trage unser Kind aus, aber dennoch kann man mich normal behandeln."

"Ivy, es gibt ein sehr ernstes Thema, über das ich mit dir reden muss."

Lenkte er jetzt ernsthaft um? Das war ein schneller Themenwechsel und plötzlich.

Innerlich verdrehte ich meine Augen, aber würde darauf eingehen. Nach einem Seufzen fragte ich: "Was ist los oder um was geht es?"

"Ryder."

Was ist bei seinem besten Freund ein ernstes Thema? Sein perfektes Pokerface ließ mich nichts erkennen. Aber es war etwas Schlechtes, ansonsten würde er nicht diesen Gesichtsausdruck anwenden.

Ich stupste ihn an und sagte: "Und weiter." Er nahm meine Hand und drückte sie leicht. "Ich weiß, ich wollte Stress von dir fernhalten, aber das muss sein."

Gedehnt antwortete ich: "Ok." Mittlerweile war es offensichtlich, dass es etwas Negatives war. Mir wurde mulmig zumute und ich musste an Lena denken.

"Er mag mein bester Freund sein und das seit ich denken kann, aber die Dinge können sich ändern. Vorab möchte ich sagen, dass es eine Vermutung ist und keine Bestätigung."

Ich nickte nur damit er weitersprach. Es wäre toll, wenn ich endlich wüsste, worauf er hinaus wollte.

Silas ließ mich nicht länger warten, drückte erneut meine Hand und sagte dabei: "Tu mir den Gefallen und halte dich fern von ihm. So gut es geht."

Das war wie eine Bombe vor meinen Füßen. Wenn er auch noch wollte, dass ich mich von Ryder fernhielt, das war ein schlechtes Zeichen. Es wies darauf hin, dass seine Bedenken groß waren. Wahrscheinlich ging wirklich etwas vor. Ansonsten wäre Silas Handlung nicht so drastisch.

"Tu mir bitte einen weiteren Gefallen." Mein Blick war besorgt und ich konnte es nicht ganz fassen. Ausgerechnet sein bester Freund.

Ich antwortete leise: "Natürlich alles was du willst." Das entsprach der Wahrheit. Sofern es logische Gründe hatte, würde ich es tun.

"Dasselbe gilt für Lena, allerdings kann ich es ihr nicht direkt sagen. Das würde sie mir keine Sekunde glauben und vielleicht Ryder weitersagen."

Ich wusste bereits worauf er hinaus wollte, deshalb sagte ich: "Ich soll sie viel einspannen und für mich beanspruchen." Ich bekam ein Nicken als Antwort.

Meine Gedanken sprach ich laut aus: "Mit der Schwangerschaft kann ich gute Gründe finden, warum ich sie brauche. Ja, das kriege ich irgendwie hin."

Zumindest würde ich mein Bestes geben. Wenn es um Lenas Sicherheit ging, hielt mich nichts auf. Das nahm ich nicht auf die leichte Schulter.

"Bella weiß es, sie wird dir helfen. Ansonsten haben wir es niemanden gesagt." Dieses wir bestand sicher aus ihm und Alejandro. Hm, vermutlich war er sogar deshalb zu Besuch.

Ich hätte ja nachgefragt, warum er Ryder als mögliche Gefahr betrachtete, aber die Chancen auf eine Antwort waren gering.

Das Problem war, dass Silas sich selten oder gar nicht irrte. Er lag mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig was Ryder betraf.

Auf eine Frage bekam ich vielleicht eine Antwort, weshalb ich sie stellte: "Ist Alejandro deshalb hier?"

Silas hob seine Hand und streichelte mir über die Wange. "Das ist einer der Gründe. Zu deinem Geburtstag hatte ich sie sowieso einladen wollen. Das hat sich im Grunde gut getroffen."

Ich hätte ja gelächelt, da das lieb von ihm war, aber das vorherige Thema war zu schockierend.

Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen kurzen Kuss. Danach sagte ich: "Ich gebe mein Bestes und schweige darüber. Außer mit Bella, falls wir gemeinsam daran arbeiten wollen."

"Danke. Falls du um eure Sicherheit besorgt bist, dann kann ich beruhigen. Ich habe die Anzahl meiner Männer im Haus und am Grundstück erhöht. Jeder wird es meiner Sorge bezüglich deiner Schwangerschaft zuschreiben."

Sehr gut, also würde das niemand als auffällig empfinden.

Damit hatte ich eine Aufgabe und viel zu tun. Irgendwie musste ich Lena so oft wie möglich einspannen.

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So meine Lieben

Das war es für heute

Ich hoffe der Leseabend hat euch Gefallen.

Schönen Abend noch

Eure Kim ❤

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt