Kapitel 92

3K 149 20
                                    

Im ersten Laden hatten wir einiges gekauft. Wenn man Babyklamotten erst einmal sah, kam man mit vollen Tüten aus dem Laden. Es war fies, wie unendlich niedlich diese Outfits waren.

Auch Lena hatte etwas für den kleinen Mann bezahlt. Sie empfand es als ihre Pflicht, da sie Tante wurde. Wenn es ihr eine derartige Freude bereitete, dann bitte.

Wenn man es genau betrachtete kaufte es eigentlich Luke. Immerhin hatte sie seine Kreditkarte.

In jedem Fall waren die Bodyguards eine tolle Idee, sie waren unsere inoffiziellen Tütenträger. Wobei sie dafür vermutlich vorgesehen waren. Silas hatte sicherlich strickte Anweisungen gegeben, dass seine schwangere Frau im idealen Fall nicht mal die Kreditkarte trug.

Nach unzähligen weiteren Geschäften war eine Pause angesagt, weshalb wir in ein Restaurant im Shoppingcenter gingen.

Von dem ewigen umher gehen, waren wir beide müde. Vor allem da wir sehr aufgedreht waren, das forderte noch mehr von einem selbst.

Natürlich hatten wir einige Blicke geschenkt bekommen, dank den Gorillas. Man sah auch nicht jeden Tag zwei Frauen mit Leibwächtern um sich. Wenigstens war nicht allzu viel los, weshalb es sich in Grenzen hielt.

Lena und ich taten einfach so als wären sie gar nicht erst da. Irgendwie mussten wir uns ein Gefühl von Normalität einbilden.

Gegessen hatten wir mittlerweile, aber wollten weiterhin sitzen bleiben und quatschen. Es fiel uns beiden schwer Abschied voneinander zu nehmen. Dabei war uns diesmal sicher, dass es bald ein Wiedersehen gab. Alleine wegen dem geplanten Essen mit Silas und Luke im Anhang.

Das war ein Thema, welches ich ansprach. "Wie meinst du werden mein Bruder und der deine bei unserem geplanten Treffen sein?"

Kurz dachte sie nach und ich musste seufzen. Das war nie ein gutes Zeichen, also hatten wir denselben Gedanken. Irgendeine Zankerei würde es sicherlich geben.

"Ivy, wir sind genauso dabei, deshalb ist jemand anwesend, der das Gespräch gut lenken kann. Wir meiden die Streitthemen und mit Teamwork schaffen wir das." Sie sagte es überzeugt und schien das wirklich so zu meinen. Zumindest ein bisschen konnte sie mich damit anstecken.

"Ja, da hast du einen guten Punkt. Dennoch könnte es schwierig werden. Immerhin kennen sie einander als Feinde."

Wenn man einen Menschen erst mal in der Schublade mit der Aufschrift Feind hatte, war es schwer ihn dort wieder herauszubekommen und eine neue Schublade zu finden. Der Kopf musste sich an solche Dinge erst gewöhnen und manchmal brauchte das seine Zeit.

Lena tat es mit einer Handbewegung ab und versuchte es mit Aufheiterung. "Wir sind ihre Goldstücke, die sie anbeten. Luke und Silas geben sich bestimmt Mühe, egal was sie über den anderen denken."

Egal was sie über den anderen denken, das war eine gute Wortwahl. Innerlich überlegten sie vermutlich wie sie die andere Partei umbringen könnten, aber äußerlich blieb es ein neutraler Blick.

"Ich will es für sie hoffen. Ansonsten ziehe ich die Schwangerschaftskarte." Ich deutete stolz auf meinen Bauch, um es zu verdeutlichen. Der konnte einem gut in die Hände spielen. Wenn eine Schwangere anwesend war, riss man sich viel eher zusammen.

Lena hob ihr Wasserglas, weshalb ich es genauso tat. Wir stießen an und dabei sagte sie: "Das ist ein toller Notfallplan." Wir nickten einander zu als Bestätigung, dass das geklärt war. Anschließend nahm ich einen Schluck und stellte das Glas wieder auf dem Tisch ab.

Thema Luke und Lena hatten wir bis jetzt noch gar nie richtig vertieft. Das war mein nächstes Ziel.

"Erzähl endlich wie es mit meinem Bruder ist oder wie genau das Zustande kam." Ich sah sie neugierig an und Lena fing zu grinsen an. Das war immer ein gutes Zeichen, was mich auch dazu veranlasste.

"Zuerst mied er mich und versuchte gruselig zu wirken. Das Problem ist nur, dass Silas mein Bruder ist. Wenn man meinen Bruder in Aktion kennt und seine eher kühlere Art, da ist man nicht mehr von viel beeindruckt. Immerhin war mir klar, dass das nur Fassade sein kann, wie bei Silas."

Ja, da hatte sie einen guten Vorteil. Ich hatte selbst bereits gedacht, dass Luke weniger einschüchternd als mein Mann war. Ich konnte verstehen, was Lena meinte.

Sie fuhr fort: "Wie man mich kennt, kann ich sehr aufdringlich sein. Deine Mum wirkte mit, denn ihr fiel auf, dass Luke mich eigentlich gern hatte. Deshalb ging es dann ziemlich schnell."

Meine Mum spielte viel zu gerne den Liebesengel, das hatte sie stolz bewiesen. Man musste ihr lassen, dass sie das sehr gut hinbekommen hatte.

Ich war an der Reihe eine Frage zu stellen: "Ist er sehr paranoid und besitzergreifend? Oder hält es sich in Grenzen?"

Sie stöhnte genervt, was einem die Antwort vorab bekannt gab. Zusätzlich war ein Augenverdrehen zu sehen und danach die Worte: "Er kann es übertreiben, aber das ist mir mein Leben lang bekannt. Eine sonderbare Umstellung ist es nicht."

Ja, das war uns beiden nur zu gut bekannt. Für mich war es angenehm eine verwandte Seele gefunden zu haben. Mit Lena hatte ich jemanden gefunden, der mich grundsätzlich verstand und genau wusste, wie es sein konnte.

Mir fiel ein gutes Argument ein und das teilte ich ihr gerne mit. Für den richtigen Effekt hob ich meinen Zeigefinger und sagte: "Aber du hast den gigantischen Vorteil, dass Silas und Luke Frieden schließen. Ansonsten wärst du vollständig eingesperrt."

Wir stießen mit unseren Wassergläsern als Zustimmung an und sie antwortete: "Wahre Worte, Ivy."

Ich nahm keinen Schluck und stellte das Glas gleich ab, denn ich musste vor Freude in die Hände klatschen. "Wir bekommen wirklich mehr Freiheiten."

Lena musste man mit Begeisterung nicht anstecken, die trug sie selbst stets in sich. Sie kiekste und meinte: "Dann haben ausgerechnet wir zwei Idiotinnen das möglich gemacht." Ich konnte nicht anders als zu lachen, aber sie hatte damit recht.

Verrückt, wie sich die ganzen Dinge entwickelt hatten. Man glaubte es kaum.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt