Kapitel 44

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Gestern Abend war ich kurz darauf eingeschlafen. Silas Nähe hatte mich beruhigt und da fiel man schnell in einen tiefen und guten Schlaf.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit der bekannten Übelkeit. Falls das so weiter ging, sollte ich mir zur Sicherheit einen Kübel neben mein Bett stellen.

Mein erstes Ziel war das Badezimmer. Die Übelkeit hatte mich schnell überrannt, weshalb ich mich beeilte ins Badezimmer zu kommen.

Aber heute war etwas anders. Diesmal folgte mir kurz darauf Silas. "Was ist los?" Er klang sehr besorgt, aber konnte es sich wohl denken, was los war. Gestern hatte ich mit der Ärztin über die Übelkeit gesprochen und da war er anwesend gewesen.

Silas blieb an meiner Seite, hielt mir meine Haare zurück und mit seiner freien Hand streichelte er mir über den Rücken. Ein paar beruhigende Worte hatte er genauso parat für mich.

Es war verwunderlich, aber es war mir nicht zu peinlich vor ihm. Dabei war eine Kotzerei alles andere als ansehnlich. Es war widerlich und abstoßend. Silas schien das nichts auszumachen und er stand mir bei.

Eigentlich sollte man für ihn hoffen das er mir Beistand. Immerhin war es sein Baby, welches in meinem Bauch heranwuchs.

Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatte sich mein Magen wieder beruhigt.

Ich richtete mich auf und sagte: "Danke." Selbstverständlich war es nicht und dankbar war ich ihm auf jeden Fall. "Nicht dafür, meine unschuldige Blume."

Ich schloss meine Augen und holte tief Luft. Die Übelkeit war verschwunden und ich hoffte, dass sie nicht wiederkommen würde.

~~~

Silas hatte mir Bettruhe verordnen wollen, welche ich nicht zugelassen hatte. Er war verrückt. Die morgendliche Übelkeit war in einer Schwangerschaft normal. Auch, wenn mir den ganzen Tag schlecht wäre, wäre es normal.

Mittlerweile saßen wir im Esszimmer am Tisch und hatten bereits gefrühstückt. Es wunderte mich, dass Silas nicht gleich los war, um zu arbeiten.

Jetzt war der Moment in dem ich es wagte zu fragen: "Was hat die Ärztin gestern überhaupt noch gesagt?" Ich sah zu Silas und er fing an zu lächeln.

"Das mit den Vitaminen hast du sowieso mitbekommen. Bitte vergiss sie nie." "Wir sollten realistisch bleiben, du wirst mich stets erinnern. Mein Schwangerschaftshirn kann so pampig werden, wie es will. Ich habe dich, um mich zu erinnern."

Silas saß am Tisch neben mir und nahm meine Hand. Ich drückte leicht zu und der Druck wurde erwidert.

"Ja und das mache ich gerne für euch zwei." Er war jetzt schon ein liebender Vater, dabei war unser Baby noch nicht mal auf der Welt.

Ich gab ihm einen Kuss und antwortete danach: "Ich weiß, mein süßer Tulpenmassenmörder." Ich schenkte ihm ein freches Lächeln und Silas legte den Kopf schräg. Kurz überlegte er, aber sagte schließlich: "Das lasse ich dir durchgehen." Ein Lachen konnte ich nicht halten.

Sein Blick wurde wieder ernst und er sagte: "Zurück zum Thema. Für jeglichen Kontrolltermin kommt sie zu uns. Du musst das Haus nicht verlassen."

Ich nickte verständnisvoll und antwortete: "Natürlich. Die Außenwelt ist ein sehr bedrohlicher und grausamer Ort."

Ich durfte gespannt sein, wie er mit unserem Kind umging, sobald es auf der Welt war. Es hätte sicher genauso Einschränkungen und kein freies Leben.

Vielleicht konnte ich meine eingesperrte Kindheit besser verstehen, wenn ich selbst ein Kind hatte. Es konnte tatsächlich gefährlich sein. Aber wir mussten eine andere Lösung finden. Man konnte jemanden nicht ständig einsperren. Es musste eine andere Möglichkeit geben.

"Ivy, das ist kein Spaß." Seine Tonlage verriet mir, dass das sein Ernst war. Ich seufzte und sagte nichts weiter dazu.

Silas fuhr fort: "Die Ärztin meinte, dass es dem Baby nicht geschadet hat, dass du die Pille genommen hast."

An das hatte ich gar nicht gedacht. Natürlich, die hatte ich ständig genommen. Zum Glück hatte es dem Baby nichts getan. Das war eine Erleichterung.

Moment. Eine Frage gab es und die hatte ich noch nicht beantwortet. "In der wievielten Woche bin ich überhaupt?" Das wäre gut zu wissen und die Frage hätte mir früher einfallen sollen. Manchmal war ich nicht unbedingt ganz anwesend.

"In der zehnten Woche. In zwei Wochen haben wir die Risikozeit überstanden." Etwas lauter und entsetzt fragte ich: "In der zehnten Woche?!"

Wie konnte ich schon soweit sein? Wie?! Wie konnte es einem zehn Wochen lang entgehen, dass man schwanger war?

Ich musste die Frage nicht stellen und bekam sie beantwortet. Was bei Silas ein wahres Wunder war. "Zu Beginn waren wir etwas stürmisch, wenn du dich erinnerst. Das bedeutet, du wurdest schwanger, bevor du mit der Pille angefangen hast. So erklärt sich das Ganze."

Ich konnte nicht anders und schlug mir die Hand vors Gesicht. Im Grunde wurde ich bei meinem ersten Mal direkt geschwängert. Gut zu wissen.

"Wie erklärt sich, dass die Übelkeit erst jetzt kam?" Ich war zwar kein Experte, aber erst in der zehnten Woche? Nein, keine Ahnung.

"Es gibt Frauen, denen ist nie übel in der Schwangerschaft. Dann gibt es Frauen, denen ist die ganze Zeit über übel. Jede Schwangerschaft ist verschieden."

Ich nahm meine Hand von meinem Gesicht und nickte. Dann hätten wir das alles geklärt.

Zu einem weiteren Gespräch kam es nicht, denn Lena kam zu uns ins Esszimmer. Mit ihrer üblichen guten Laune wurden wir gegrüßt. Wir erwiderten die Begrüßung und ich schenkte ihr genauso ein Lächeln.

Silas wandte sich an mich und meinte: "Dann bist du jetzt in guten Händen. Keine Sorge, es wird heute nicht zu spät werden." Er stand auf, gab mir einen schnellen Kuss und verabschiedete sich.

Einerseits freute es mich, dass Silas heute nicht zu lange arbeiten würde. Andererseits hatte ich die überfürsorgliche Glucke am Hals.

Lena setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber und sah mich erwartungsvoll an. So konnte der Bericht über den Arzttermin starten.




My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt