Kapitel 47

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Ich starrte seit einer Ewigkeit auf das Blatt Papier vor mir und überlegte an den richtigen Worten. Der Brief war für meine Mum und ich würde ihr mitteilen, dass sie Oma wurde. Sich da den passenden Text einfallen zu lassen war nicht einfach. Am liebsten hätte ich es ihr persönlich gesagt. Aber ja, das ging leider nicht.

Ich saß in unserem Schlafzimmer auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch. Der Stift war bereits in meiner Hand und wartete nur darauf, dass ich endlich zu schreiben anfing.

Es gab viele Möglichkeiten und ich versuchte die beste zu finden.

Ich seufzte und sah an die Decke. Aber dort oben stand auch keine Antwort.

Es sollte einfach passen und schön geschrieben sein. Ich erzählte meiner Mum, dass sie Oma wurde. Das sollte ein perfekter Brief sein, welcher mit Liebe geschrieben war.

Ich grummelte und sah wieder auf das Blatt Papier vor mir. Es war gut gewählt und in einem hellen Rosa. An der unteren rechten Ecke war eine goldene Rose. Ein edles Stück Papier. Zumindest das passte und hatte einen schönen Aspekt. Jetzt musste ich nur noch den passenden Text aufschreiben.

Ich konnte es nicht ewig hinauszögern, weshalb ich zu schreiben anfing. Ich gab mir Mühe und versuchte den Brief mit all meiner Liebe zu schreiben.

Keine Ahnung, ob ich es gut genug umsetzte oder unfähig war so etwas in einem Brief zu verpacken. Zumindest gab ich mein Bestes und der Wille zählte wohl auch.

Aber der Brief kam von mir, alleine das dürfte meine Mum sehr freuen. Im Grunde konnte ich nichts falsch machen. Wir hatten eine Weile nichts mehr von einander gehört. Jegliches Lebenszeichen würde sie sicherlich freuen.

Als ich erst einmal angefangen hatte zu schreiben, fiel es mir viel leichter als gedacht. Der Stift flog über das Papier und ich versucht schön leserlich zu schreiben. An sich hatte keine schlimme Handschrift, aber ich wollte Perfektion. 

Ich konzentrierte mich ganz darauf und hoffte, dass die Worte gut gewählt waren. Dennoch war es gut möglich, dass es einfach kompletter Unsinn war, den ich irgendwie zusammen gewürfelt hatte. 

Es dauerte nicht mal zu lange und als ich fertig war, musste ich lächeln. 

Ich hob das Blatt hoch und las es mir erneut durch:

Liebe Mum

Ich habe große und gute Neuigkeiten für dich. Ich würde sie dir sehr gerne persönlich sagen, aber das geht leider nicht. Die ganzen Umstände machen uns einen Strich durch die Rechnung. Egal wie sehr wir etwas wollen.

Ich hoffe du kannst mir eine Antwort schicken. Ich würde gerne wissen, wie du darüber denkst. Deine Reaktion kann ich leider nicht sehen, aber zumindest per Brief können wir miteinander schreiben.

Ich habe lange an den richtigen Worten überlegt und eigentlich sind sie mir noch immer nicht eingefallen. Aber ich spanne dich nicht weiter auf die Folter.

Du hast einmal gemeint, wie sehr du dich darauf freust eines Tages Oma zu werden. Deiner Ansicht nach der Traum einer jeden Mutter.

Stell es dir vor, diesen Traum erfülle ich dir.

Da gibt es ein kleines wundervolles Wesen, welches ich unter meinem Herzen trage.

Ich bin in der elften Woche, also in ein paar Monaten wirst du Oma.

Ich hoffe du freust dich, denn ich tue es. Auch der Rest der Familie freut sich sehr. Vor allem Silas. Du solltest ihn sehen. Mein geliebter Mann dreht vor Sorge durch. Du würdest lachen, wenn du wüsstest, was er alles veranstaltet.

Eins steht fest das Baby wird jetzt schon geliebt und ich hoffe von dir genauso.

Dennoch bricht es mir mein Herz, dass du nicht bei mir bist. Als Oma solltest du hautnah dabei sein.

Aber keine Sorge. Ich werde sehr gut behandelt und alle drehen durch in meiner Umgebung. Ich werde wie ein rohes Ei behandelt, dem alles Mögliche passieren könnte. Das kann anstrengend sein, aber es ist nett gemeint.

Die große Ausnahme ist Lena. Sie steht mir bei und hilft, wo sie nur kann. Ohne sie wäre es der pure Wahnsinn in diesem Haus. Im Übrigen freut sie sich riesig Tante zu werden. Die leuchteten Augen von ihr sagen alles. Und sie behandelt mich normal, trotz Schwangerschaft, was sehr angenehm ist.

So sehr ich Silas liebe, der Mann übertreibt es. Dennoch macht er es aus süßen Gründen, die mit Liebe unterstrichen sind.

Ich gebe mir Mühe, dir so oft wie möglich zu schreiben. Du sollst am Laufenden bleiben wegen der Schwangerschaft. Zumindest vermute ich, dass du darauf brennst.

Bezüglich Luke wäre es besser, wenn du ihm nichts sagst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gut reagieren würde. Bitte tu diesen Stress dir und mir nicht an. Vielleicht falls er zu Sinnen kommt. Aber die Hoffnung halte ich lieber klein.

So sehr es mich freuen würde, meinem Bruder zu sagen, dass er Onkel wird. Das würde keine positive Reaktion hervorrufen. Wenn ich Pech habe, will er mich dann noch dringender zurückholen. Und du weißt, dass ich bei Silas bleiben will. 

Jedenfalls geht es mir gut und es ist alles in Ordnung. Ich hoffe, dass das bei dir nicht anders aussieht. Ich würde mich riesig über eine Antwort freuen.

Ich liebe dich sehr und vermisse dich.

Hoffentlich kannst du irgendwann wieder an meiner Seite sein oder wenigstens deinen Enkel oder deine Enkelin kennen lernen.

In Liebe

Ivy

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt