Kapitel 23

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Auf den Tag mit Silas freute ich mich sehr. Der Mann hatte sich tatsächlich einen Tag frei genommen. Das würde ich in vollen Zügen genießen. 

Wir verließen gerade unser Zimmer und ich war gespannt, was Silas geplant hatte. Ich hätte ja nachgefragt, aber mir war klar, dass ich keine Antwort bekommen würde. Die Frage wäre reine Zeitverschwendung. Mittlerweile kannte man einander.

Zu meiner Überraschung verließen wir das Haus ganz. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Egal mit was, aber nicht, dass wir das Haus verlassen würden. Immerhin waren wir gerade erst draußen gewesen. Wir waren in einem Restaurant gewesen als Entschuldigung für die Handschellen. 

Jetzt schon wieder?

Ich war positiv überrascht. Nein, mehr als das. Das war verrückt. Aber die Euphorie spürte ich sofort. Ich durfte nach draußen. Egal was wir taten, es würde mich riesig freuen.

Wir gingen zu seinem Wagen und stiegen beide ein. Von Silas kam kein Wort, aber er hatte ein leichtes Lächeln im Gesicht. Ja, er wusste, wie sehr mich das freute. Als er den Wagen startete, sah er kurz zu mir. In meinem Gesicht war ein breites Grinsen und seinen Blick hatte ich erwidert. 

Die Freude konnte ich nicht halten und dieses Grinsen war berechtigt. Ich musste es aussprechen und sagte: "Mich freut es riesig. Danke." Er lachte leise, fuhr los und antwortete: "Du weißt nicht mal, was wir machen." "Mir egal, wir verlassen das Grundstück. Das muss praktisch toll werden." Anders konnte es nicht sein.

Ich sah aus dem Seitenfenster, da ich die Außenwelt genau beobachten wollte. So gut man das konnte, wenn man mit dem Auto fuhr. Aber ich liebte es und fand die ganzen Menschen faszinierend. Das klang als wäre ich irre, aber, wenn man nie draußen war, war das sehr aufregend.

Die Fahrt lang schwiegen wir, aber für mich gab es viel zu sehen. Silas wollte mir vermutlich meine Ruhe lassen, damit ich das alles aufsaugen konnte. Untertags sah man noch mehr als nachts. Das Tageslicht tat mir einen großen Gefallen.

Schließlich fuhr Silas auf einen Parkplatz und kaum stand der Wagen stieg ich sofort aus. Ich konnte es gar nicht erwarten. Ich drehte mich einmal die Runde und das Grinsen wich mir keine Sekunde aus dem Gesicht. 

Silas kam zu mir und  nahm meine Hand in die seine. Er drückte einmal leicht zu und ging los. Am liebsten wäre ich vor Freude gehüpft, aber riss mich zusammen. Ich wollte es nicht übertreiben und würde mich normal Verhalten. 

Endlich durchbrach er unsere Stille und sagte: "Wir gehen in den Park. Ich habe mir gedacht, dass dich ein Spaziergang freuen würde." Am liebsten hätte ich gekiekst. Ich verstand warum Lena das so gerne tat. Aber ich unterließ es und grinste, dass meine Wangen schmerzten. Hochbegeistert sagte ich: "Oh, wie aufregend." 

Silas lachte leise und wir gingen durch einen Bogen in den Park. Ich war doch tatsächlich in einem Park und würde etwas Normales tun, wie spazieren. Nein, ich konnte es nicht richtig fassen.

Händchen haltend gingen wir den Weg entlang und ich sagte: "Danke, Silas. Vielen Dank." Ich sah auf zu ihm und auch er lächelte. Ach, mein geliebter Mann. Er wusste, wie er mir eine Freude bereiten konnte. Eher eine große Freude. 

"Das freut mich sehr. Ich hatte auf diese Reaktion gehofft." Ich nickte und antwortete: "Es ist unglaublich." "Du bist einfach glücklich zu machen." Ja, damit könnte er recht haben. Ein simpler Spaziergang und ich war nicht zu halten. 

Danach fiel Stille zwischen uns und ich sah mich um. Das war ein wunderschöner Park und der wurde gut gepflegt. Die ganzen Pflanzen hatten eine Anordnung und einige Blumen waren gesetzt. An Bäumen mangelte es nicht und es war ein unglaublicher Anblick. Ich mochte die Natur, nur bekam ich sie viel zu selten zu Gesicht.

Schließlich kamen wir bei einem Stand an und Silas kaufte Brot. Das verwirrte mich und als wir weiter gingen, fragte ich: "Was machen wir mit dem Brot?" Meine Verwirrtheit sei mir verziehen, ich verstand es wirklich nicht. Er antwortete: "Das wirst du gleich sehen." 

Ich sah auf zu ihm und fragte: "Kriege ich einen Tipp?" Mein Blick wurde erwiderte und ich versuchte mich an einem Hundeblick. Vielleicht funktionierte es. Silas sah mich ernst an und genauso antwortete er: "Nein, das funktioniert nicht. Du wirst dich gedulden können." Ich seufzte: "Eher müssen." Wenn er nichts sagte, müsste ich darauf warten. 

Wir gingen weiter und ein See fiel in mein Sichtfeld. Der See war groß und sah richtig schön aus. Es gab sogar einen Steg der weit in den See hineinführte. Ein paar Leute gingen daran entlang und man sah allgemein den Menschen im Park an, dass sie gute Laune hatten. Jeder Einzelne nicht, aber die meisten. Dadurch hatte es eine entspannte Atmosphäre.

Wir gingen auf den See zu und ich sah am Ufer ein paar Enten. Im See schwammen genauso welche. Jetzt sah ich sogar im echten Leben Enten. Bis jetzt kannte ich sie nur aus Filmen oder Büchern. Tja, durch meinen Mann lernte ich viele neue Dinge kennen. 

Und da wusste ich es und begeistert sagte ich: "Oh, wir gehen Enten füttern." Ich ging schneller und zog Silas an seiner Hand mit mir. Er lachte und das war ein wunderschönes Lachen. Zu oft hörte man es von dem grummeligen Mafiaboss nicht, aber diese Momente, wenn man es hörte, waren die besten.

Wir kamen beim Ufer an und die Enten ergriffen nicht die Flucht. Sie waren es vermutlich gewöhnt, dass die Menschen sie fütterten. Dadurch hatten sie die Angst verloren. Eine Angst, die unberechtigt war. Gut, es gab böse Menschen, aber die Guten überwogen es.

Silas reichte mir das Brot und fragend sah ich zu ihm. "Willst du sie nicht auch füttern?" "Nein, die Freude überlasse ich dir." Vermutlich kannte er das, weshalb es nicht sonderbar spannend für ihn war. Allerdings war es für mich die pure Freude.

Ich startete das Füttern und brach kleine Stücke vom Brot ab. Die Enten waren erfreut und kamen gleich zu mir. Das war richtig süß und ein Lachen konnte ich nicht halten. Den Blick von Silas spürte ich auf mir, aber ich konzentrierte mich auf die Enten. Das war komplettes Neuland für mich, darauf musste man sich praktisch konzentrieren.

Ich kniete mich zu ihnen auf den Boden und verteilte das Brot. Die Enten waren erfreut darüber und mir ging es nicht anders. Dieser kleine Ausflug war eine sehr gute Idee gewesen. Ein Tag, den ich sicher nie vergessen würde.

Als das Brot bis aufs letzte Stück verteilt war, stand ich auf und ging zu Silas. Ein Lächeln war in seinem Gesicht und ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Ein schneller Kuss als Dankeschön musste drinnen sein. Danach sagte ich: "Danke." 

Der kleine Kuss hatte Silas nicht gereicht, denn er nahm mein Gesicht in seine Hände und beugte sich zu mir. Ich kam ihm entgegen und unsere Lippen trafen aufeinander. Einer unserer perfekten Küsse. Gut, dass waren sie doch immer. Ich küsste den Mann viel zu gerne. 

Als wir uns voneinander lösten, nahm Silas meine beiden Hände und sagte: "Gerne. Ich bereite dir sehr gerne eine Freude. Dein Gesichtsausdruck hat mich darauf hingewiesen, dass es dir gefallen hat." Ich nickte und antwortete: "Aber wie. Das war eine sehr, sehr gute Idee von dir." Ich gab ihm nochmal einen schnellen Kuss, um es zu unterstreichen.  

Er meinte: "Ich gebe mir Mühe, dass wir öfters das Grundstück verlassen. Allerdings hängt das von der aktuellen Lage ab. Im Moment ist es sicher, aber das kann sich schnell ändern." Ich seufzte und antwortete: "Ja, ich weiß. Aber diese Tage, wie den heutigen, die werde ich mit jeder Minute genießen."

"Danke." Verwirrt sah ich ihn an. Das Danke verstand ich nicht ganz. Eigentlich bin ich diejenige, die sich bedanken sollte oder bereits hatte. Aber für ihn gab es keinen Grund. Silas verstand die unausgesprochene Frage und sagte: "Dass ich dich habe und das du auch die kleinen Dinge zu schätzen weißt." Der Mann konnte derart süß sein. Ein eiskalter und knallharter Mafiaboss, aber konnte so nett sein. Ich wusste nicht recht was ich darauf antworten sollte, weshalb ich lächelte und das war ernst gemeint.

Silas streichelte mir über die Wange und sagte: "Ich liebe dich, meine unschuldige Blume." Mittlerweile mochte ich den Spitznamen. Das gehörte einfach dazu und war sein spezieller Spitzname für mich. "Und ich dich." Die Liebe sah ich in seinen Augen und die wurde aufrichtig erwidert von mir. 

Eine meiner Hände hielt er noch und mit der zog er mich mit sich. Wir verschränkten unsere Finger und traten den Rückweg an. Es mag ein kurzer Ausflug gewesen sein, aber der war wunderschön gewesen. 

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt