Kapitel 93

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Am Abend kam ich mit guter Laune nach Hause. Dieser Tag war ein voller Erfolg gewesen.

Ich schloss gerade hinter mir die Haustür, schon hörte ich Marias Stimme: "Da bist du ja endlich. Langsam habe ich mir Sorgen gemacht." Mit einem verwirrten Blick drehte ich mich zu ihr und fragte: "Ich bin mit Bodyguards unterwegs und sonst welchen Sicherheitsvorkehrungen, aber du machst dir Sorgen?"

An sich war es lieb gemeint, aber auch übertrieben. Außerdem hatte ich ihr gesagt, dass ich erst am Abend nach Hause kommen wollte.

Mit einem Kopfschütteln zog ich mir meine Schuhe aus und Maria seufzte. "Ja, das stimmt. Trotzdem ist es ungewohnt ruhig in diesem Haus, wenn ansonsten niemand hier ist."

Dabei waren stets die Gorillas auf dem Grundstück verteilt. Niemand zu sagen war nicht ganz korrekt. Aber ich wusste, was sie meinte. Ohne Lena hatte ich mir das selbst unzählige Male gedacht.

Bevor sie fragte, sagte ich: "Nein, ich habe weder Hunger noch Durst. Es ist alles in Ordnung und ansonsten brauche ich auch nichts." "Schade, trotzdem wartet Silas im Esszimmer auf dich."

Er war zu Hause?!

Eher hatte ich erwartet, dass er mir wie ein Schatten den ganzen Tag gefolgt war. Er mag seinen Männern vertrauen, aber das hatte seine Grenzen. Vor allem, wenn es um mich ging.

Beschwerde würde ich keine einlegen und während ich an Maria vorbei ging, sagte ich: "Danke und ich wünsche dir einen schönen Abend." Für heute hatte sie genug getan. Diesen Tag konnte sie für beendet erklären und den Feierabend genießen.

"Danke, das wünsche ich euch genauso." Ich warf ihr ein letztes Lächeln zu und machte mich auf den Weg ins Esszimmer. Weit war es bis dorthin nicht, weshalb ich kurz darauf ankam.

Ich betrat den Raum und Silas saß auf seinem üblichen Platz und sah gleich zu mir. Er hatte sicherlich meine Schritte auf dem Gang gehört.

Er lächelte mich an und fragte: "Wie war es mit Lena?" Heute hatte er wohl das Verlangen der perfekte Ehemann zu sein.

Es war allgemein ein Wunder, dass er überhaupt zu Hause war. Normalerweise arbeitete er um diese Uhrzeit immer noch. Heute schien eine Ausnahme zu sein, etwas das mich sehr freute. 

Während ich zum Tisch hinüber ging, antwortete ich: "Richtig schön. Es hat Spaß gemacht und Lena ist wirklich glücklich. Ich konnte heute in Ruhe mit ihr darüber reden."

Ich setzte mich auf einen der Stühle und Silas nickte, was ich als Aufforderung sah weiterzureden. "Du musst dir keine Sorgen machen um deine Schwester. Sie und Luke haben einander gefunden, wie wir zwei. Der Frieden zwischen meinem Bruder und dir ist gerechtfertigt und sehr gut."

Das diese Feindschaft von Anfang an der komplette Blödsinn war, ließ ich aus. Oder, dass sie viel zu lange gebraucht hatten, um das Kriegsbeil zu begraben. Nein, den Abend wollte ich nicht ruinieren. 

Silas nahm über den Tisch meine Hand und drückte sie leicht. "Ich weiß, meine unschuldige Blume. Meine Schwester könnte mir nichts vorspielen. Dennoch danke ich dir dafür, dass du es ausgesprochen hast." Ich erwiderte seinen Druck und damit konnte der Bericht vom heutigen Tag starten.

Wenn er schon anwesend war, dann bekam er einen ausführlichen Bericht. Außerdem konnte es nicht schaden, wenn er hörte, wie glücklich Lena war. Das täte seinem Gemüt gut. 

Silas aß nebenbei und schien mir tatsächlich zuzuhören, zumindest stellte er ab und an eine Frage. Scheinbar wollte er für diesen Tag den perfekten Abschluss. 

Am Ende angelangt, konnte ich es nicht mehr halten und fragte: "Muss ich mir eigentlich Sorgen machen?" Da Silas längst mit dem Essen fertig war, hatte sein Blick bereits auf mir gelegen. Er dachte nach und zog dabei seine Augenbrauen zusammen. Offensichtlich wusste er nicht, worauf ich hinaus wollte. 

Ich erlöste ihn von dieser Qual und sagte: "Ich habe gedacht, du würdest mich wie ein Stalker verfolgen. Immerhin war ich draußen in der bösen und grausamen Welt. Dann bin ich schwanger, ein wahres Wunder, dass du es überlebt hast bei dem Gedanken daran, dass ich in einem Shoppingcenter war."

Auf den genervten Blick war ich vorbereitet gewesen, weshalb ich lachen musste. Aber mit meiner Aussage lag ich richtig. Es war eine Faszination, dass er es als sicher empfunden hatte. 

Ich konnte es nicht lassen, hob meine Hand und kniff ihm leicht in die Wange. Sein Gesichtsausdruck wechselte zu verstört und ich sagte: "Danke, für den heutigen Tag. Das mit Lena hat mir unfassbar gut getan. Auch dieses Grundstück zu verlassen. Du weißt, wie man seine Frau glücklich macht."

Er nahm meine Hand in die seine, vermutlich um eine weitere Attacke zu entgehen und antwortete: "So ungern ich diese Seifenblase platzen lasse, aber ich gestehe, dass ich sehr wohl nach dem Rechten gesehen habe."

Also hatte ich richtig gelegen. Ich nahm es ihm nicht übel und fing zu lachen an. Das war klassisch mein Mann. Ich hätte enttäuscht sein müssen, wenn er nachgelassen hätte. 

Silas fuhr fort: "Allerdings war es nicht von Dauer. Ich habe mich nur ab und an vergewissert, ob alles in Ordnung ist. Ich mag meinen Männern vertrauen, aber es schadet nie, wenn man etwas kontrolliert."

Ich nickte verständnisvoll und sagte: "Stimmt. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser. Den Spruch solltest du dir tätowieren lassen." Ich lächelte ihn unschuldig an und Silas musste sogar lachen. Es war selten gesehen, weshalb es mich immer wieder freute, wenn er es tat. 

Um sein gutes Verhalten zu loben, damit er es beibehielt, sagte ich: "Ich liebe dein Lachen, das solltest du viel öfters tun."

Die Welt mag grausam sein und manchmal ein dunkler Ort, dennoch musste man versuchen die guten Dinge zu sehen. Eine Lebensweisheit meiner Mum und Mütter hatten viel zu gerne recht.

"In deiner Anwesenheit ist es mir auf jeden Fall möglich." Er hob meine Hand und küsste sie auf den Handrücken. Mir wurde ganz warm ums Herz und Silas fuhr fort: "Wenn ich meinem Beruf nachgehe, sollte man sich kein Lachen erwarten, ansonsten wäre man enttäuscht." Ich nickte und im Grunde konnte mir das egal sein. Aus seinem Job hielt er mich sowieso raus. Dieses Lachen würde ich nie mitbekommen. 

Um es mit ihm nochmal besprochen zu haben, sagte ich: "Wegen dem Essen mit Lena und Luke. Könntest du dich bitte zusammenreißen?" Er seufzte und meinte: "Ich habe befürchtet, dass du das sagst." 

Nein, was für ein Weltwunder. Wie konnte er das nur erwarten? Die Überraschung des Jahres, man glaubte es kaum. 

"Silas, tu mir einfach den Gefallen. Ich weiß, dass es schwer mit meinem Bruder und dir ist, aber wir sind praktisch eine Familie. Außerdem kannst du durchaus nett sein und das schaffst du auch vor Luke." 

Mit einem Nicken, welches mich nicht ganz überzeugte, antwortete er: "Ich gebe mir stets Mühe. Im Übrigen ist das Essen bereits morgen Abend. Luke und ich konnten uns darauf einigen." 

Und damit stieg die Vorfreude gemischt mit Nervosität samt Bedenken.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt