chapter eight

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Langsam öffnete ich die Augen und sah mich im Halbdunkel um. Der warme Körper neben mir schnarchte leise und auch um mich herum vernahm ich leise, vereinzelt auch lautere, Geräusche, die mir bestätigten, dass die Vielzahl noch schlief. Vorsichtig griff ich unter meinem Kopfkissen das Handy hervor. 7:49 Uhr. Entnervt seufzte ich und entsperrte mein Handy. Nachrichten hatte ich weiter keine von WhatsApp, lediglich Instagram explodierte wieder. Kurz ging ich alle Social Media Profile durch und googelte dann sofort nach den aktuellen Corona-Nachrichten. Bayern und Baden-Württemberg beraten - Großveranstaltungen absagen? Ich strich mir durch das müde Gesicht und atmete durch. Ich schaltete mein Handy wieder aus und kletterte vorsichtig über Manu hinweg aus der Koje.

Mit Hoodie, Jogger und Kopfhörern sprang ich aus dem Bus, startete meine Playlist und lief los. Es kam nicht allzu oft vor, dass ich morgens noch laufen gehen konnte, besonders nicht zu Tour-Zeiten. Ich bekam so allerdings den Kopf frei und hatte den Tumult in den Hallen für eine Stunde hinter mir. Und noch dazu waren um diese Uhrzeiten die meisten jungen Teenie-Fans schon in der Schule, was mir einen Lauf im inkognito Style leicht ermöglichte. Konzentriert lief ich durch die Straßen Münchens, die großen Alleen mied ich, stattdessen suchte ich mir ruhige Gassen und Wohnviertel. Erst als ich zurück auf dem Gelände der Halle ankam, sah ich kurz aufs Handy. "Schatz, alles gut? Du warst schon weg vorhin :(". Lächelnd steckte ich es zurück und ging ins Catering, wo ich ihn vermutete.

"Chrissy!". Ich sollte tatsächlich Recht behalten und wurde gleich stürmisch begrüßt. "Warst du joggen?". Ich nickte. "Ja genau. Frische Luft genießen.". Sanft strich er durch meine leicht nassen Haare. "Kaffee und dann duschen?". "Klingt gut", erwiderte ich lächelnd. Er brachte mir einen großen Becher und setzte sich wieder. Andreas war auch schon da und mit Manu zusammen war er über ein Skript gebeugt. "Da hast du immer die Texthänger Andreas.". Manu zeigte auf eine Stelle. "Ich hab dich noch nie nicht improvisieren sehen da.". Grinsend beobachtete ich die beiden über meinen Kaffee hinweg. "Ich weiß das auch.". "Ja denn lern auch mal.". Entnervt sah Andreas zu mir. "Grins nich. Du bist genauso.". Lachend nickte ich. "Ja ach, ich schau mir das die Tage nochmal an.". Er nickte und stritt sich weiter mit Manu über unsere Texte.

"Ich würde dann fix unter die Dusche springen und dann bei der Verlegung der Pyro helfen. Wie siehts bei euch aus?". "Hilde und Lilly wollten noch einiges für die Promo, das würde ich übernehmen.". "Und ich hab die Azubis.". "Ach ja", murmelte ich und atmete tief durch. "Christian.". "Ja Schatz, ich bin doch ruhig.". Ich stand auf und gab ihm einen Kuss. "Bis denn.". Ich ging zu den Garderoben und nahm eine ausgiebige Dusche bevor ich zurück in die Halle ging und mich Maik anschloss. "Ich würde erstmal die Effekte hinten auf der Bühne installieren, dann weiter nach vorne.". Ich nickte und sah mit auf Maiks Plan. Er war unser Leiter für alles, was hier durch die Gegend flog und Funken versprühte. Schon lange hielt ich mich daher zurück und ließ ihn machen, bot lediglich meine Hilfe beim Verlegen an, was immer gern gesehen war.

Gemeinsam brachten wir die Cases an die richtige Stelle und luden die pyrotechnischen Elemente für die Bühne aus. In schweigender Übereinkunft arbeiteten wir uns von der Mitte an den Bühnenrand, schlossen die Pyrotechnik an und verlegten die Leitungen. "Scharf stellen machen wir erst zu den Proben, nich dass sich sonst noch jemand hier etwas tut.". Ich stimmte ihm zu. Vor fast drei Jahren war uns das tatsächlich einmal passiert. Die Funken flogen und erwischten damals Maik und mich, weshalb wir heute deutlich vorsichtiger waren. "Dann jetzt die Bühnenkante", stellte er fest und sah mich an. "Klar, alles was du sagst.". Lachend nickte er und griff sich das nächste Case. "Chris! Andreas!". Ich sah auf und versuchte heraus zu finden woher der Ruf kam.

Lilly stand am Rand und winkte, was ich nickend zur Kenntnis nahm. "Ich bin gleich wieder da, ja?". Maik nickte und ließ mich gehen, doch gerade als ich bei Lilly angekommen war, kam Hilde dazu. "Pause für alle! Niemand arbeitet mehr weiter erstmal!". "Was machst du da?". Fassungslos fauchte mein Bruder, der eben dazu gekommen war, Hilde an. "Kommt mit, wir müssen reden.". "Ist es das, was ich denke Hilde?". Alle drei Blicke legten sich neugierig auf mich. "Sprich.". Seufzend winkte sie uns und ging vor zu unserer Garderobe. "Schließt du bitte ab Lilly? Jungs, hinsetzen.". Andreas und ich wechselten skeptische Blicke und setzte uns hin. "Was ist hier los Hilde? Wir müssen vorankommen.".

Ich strich mir durchs Gesicht. "Im Gegensatz zu dir, weiß dein Bruder schon was abgeht Andreas.". "Sprecht doch mal mit mir!". Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. "Sie brauchen nicht mehr weiterarbeiten.". Ich atmete leise durch und ließ mich wieder in den Stuhl sinken. "Sie haben alles abgesagt?". Zögernd nickte Hilde. "Die Regierung von Bayern hat es eben beschlossen. Es tut mir so leid Jungs.".

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt