chapter 69

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"Guten Morgen Herr Josting", begrüßte mich der zuständige Arzt am folgenden Morgen in vollkommener Montur. "Morgen", nuschelte ich leise und setzte mich langsam auf. "Wie geht es Ihnen heute Morgen?". Ich nickte leicht. "Gerädert und total müde, Schmerzen im Brustbereich.". Verständnisvoll nickte er. "Wo waren Sie die vergangenen Tage? Hatten Sie Kontakt zu corona-positiven Personen?". "Nich, dass ich wüsste. Hab eine Woche Interviews hinter mir. München und Köln.". Schwer atmend hielt ich mir die Brust und lehnte den Kopf an das Kissen hinter mir. "Ihr PCR-Test ist positiv.". Langsam schloss ich die Augen und atmete tief durch. "Der von meinem Mann?". "Negativ. Er wird noch in Quarantäne bleiben müssen und in fünf Tagen einen erneuten Test machen.". Ich nickte leicht. "Wie gehen Sie nun weiter vor?". "Wir behandeln Sie natürlich und behalten im Auge, wie sich Ihre Erkrankung entwickelt. Sie bleiben fürs Erste in diesem Zimmer. Kein Besuch, kein Ausgang und dann hoffen wir Sie schnell wieder auf die Beine zu bekommen.".

Seufzend atmete ich durch. "Ist gut.". "Eine Schwester bringt Ihnen gleich die Medikamente.". Er verließ das Zimmer und ich wartete bis die besagte Frau zu mir kam und mir den weiteren Plan genauer erklärte. "Seien Sie bitte ehrlich", murmelte ich und sah sie aus müden Augen an. "Wie steht es um mich aktuell?". Ihr Blick legte sich kurz auf mich während sie mir eine Infusion legte. "Sie sehen noch deutlich besser aus als die Patienten auf der Intensivstation. Sie sind verhältnismäßig jung und stark.". Ich nickte leicht, wurde aber gleich wieder von einem kräftigen Husten überfallen. "Legen Sie sich hin, machen Sie sich den Fernseher an und ruhen Sie sich vor allem aus. Nicht aufstehen wenn es nicht zwingend notwendig ist.". Mit einem letzten Blick verließ sie das Zimmer und ließ die Tür ins Schloss fallen. Ich griff mein Handy vom Nachtschrank.

"Hey Schatz, wie geht es dir?". Manus besorgte Stimme empfing mich bereits nach dem ersten Klingeln. "Muss ja", murmelte ich. "Du bist negativ, musst wohl aber in Quarantäne bleiben.". "Ich hab eben mit dem Gesundheitsamt telefoniert, ja. Ich hoffe es geht schnell vorüber und vor allem, dass du schnell wieder wirst. Sind meine Sachen bei dir angekommen?". "Ne", murmelte ich leise und sah sehnsüchtig nach draußen. "Ich hab nichts bekommen. Kann ich dich sehen?". Ich nahm das Handy vom Ohr und sah auf mein Handy, dass den laufenden Anruf anzeigte und in diesem Moment zum Video-Call wechselte. "Schatz, du siehst total müde aus. Leg dich ein wenig hin.". Stumm nickte ich und legte mich hin. Vorsichtig stellte ich mein Handy hin, dass Manu mich noch immer sehen konnte.

"Und jetzt ehrlich, wie geht's dir?". "Beschissen.". Er nickte etwas und strich sich durchs Haar. "Rufst du nachher noch Andy an und erzählst ihm alles? Und er soll dir bitte Einkäufe bringen vorausgesetzt ihn hats nicht auch mit der Quarantäne erwischt.". "Ich geh mal ganz sicher davon aus. Meine Eltern machen das sonst gerne auch honey, mach dir keine Sorgen.". Zaghaft nickte ich. "Mach die Augen zu", flüsterte er. "Ich bleib solange hier bis du eingeschlafen bist. Mein Handy ist immer laut und wenn du anrufst, bin ich sofort für dich da.". Erschöpft schloss ich die Augen und hustete schwach auf. "Sobald ich hier raus darf, komme ich vorbei. Ich darf bestimmt nicht rein aber ich kann mich ans Fenster stellen und mit dir reden.". Leicht lächelte ich und murmelte: "Lenkst du mich immer ab wenn ich hier drin durchdrehe? Ich mag keine Krankenhäuser.".

"Natürlich Chrissy.". Ich gähnte leise und öffnete leicht meinen Mund, um besser Luft zu bekommen. "Und wenn du wieder heimkommst, dann verwöhne ich dich mit allen Mitteln und wir ruhen uns noch ein wenig aus bis du vollends fit bist.". Seine sanfte Stimme beruhigte mich ungemein und ließ mich langsam in den Schlaf dämmern-

Ruckartig setzte ich mich auf und hustete schwer, bekam kaum noch Luft. "Chris?!". Panisch schüttelte ich den Kopf und rang nach Luft. "Scheiße drück den Knopf!". Nur schwer sah ich das rote Knöpfchen neben meinem Bett und griff schwach danach, um es zu betätigen. "Luft", krächzte ich verzweifelt. Die Tür wurde aufgerissen und eine Arzthelferin betrat das Zimmer. "Brauche einen Arzt auf Zimmer 207!". Sie kam zu mir und stützte mich hoch. "Tief einatmen, Luft holen.". Die Panik übermannte mich zusätzlich zum Husten und für einen Moment fühlte ich mich schwerelos. Dass jemand mein Handy ausschaltete und es weglegte, bekam ich auch gar nicht mehr mit. Ein Arzt stürzte ins Zimmer und legte seine Hand an meinen Brustkorb. "Panikattacke", hörte ich die junge Frau murmeln und augenblicklich befand ich mich in einem Gewimmel aus Ärzten. "Wir bringen ihn auf die Intensiv. Wenn die Nacht so bleibt, muss er morgen an den Sauerstoff. Er steigert sich zu sehr in den Husten rein.".

Schwach hob ich den Kopf und traf auf den Blick der Ärztin. "Erstmal beruhigen und verlegen, dann sehen wir weiter. Wir dürfen ihm nicht noch mehr Panik machen.". Zwei Paar Hände legten mich zurück aufs Bett und halfen mich ruhig zu legen, dass ich besser Luft bekam. Die Ärztin wollte voran gehen, als ich gerade noch ihr Handgelenk griff. "Manuel Josting", hauchte ich kraftlos. "Anrufen. Bitte.". Sie nickte mir leicht zu und verließ das Zimmer.

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt