chapter 94

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Noch immer völlig überwältigt blickte ich in den Spiegel und ließ mir von Caro ein Paar Schuhe bringen. Zur Zeremonie sollten es traditionell Anzugschuhe sein, während wir für die Feier wieder auf unsere Sneaker umsteigen würden. Caro hatte mit Andy zusammen nun ein beiges Paar Schuhe gefunden und mir gegeben. "Danke euch beiden.". Leicht ging ich in die Knie und zog mich um, als mein Handy erneut begann zu klingeln. "Nirgends kannste hingehen ohne Telefonterror, oh man.". Lachend griff ich zu meinen Sachen, um zu merken, dass nicht mein Handy klingelte. "Andy, gib mal aus der Jackentasche das Diensthandy.". Stirnrunzelnd suchte er es kurz und tatsächlich-

"Josting?". "Moin Chris, Stefan hier. Mir wurde gesagt, ich erreiche dich eher über diese Nummer.". "Ja, ich bin gerade unterwegs. Ist's was wichtiges?". Ich klemmte mir das Handy zwischen Schulter und Ohr, um mir weiter die Schuhe zu schnüren. "Sehr wichtig sogar. Ich habe mit dem Herrn Bartels gesprochen aus Hof, weißt du?". Nun war ich doch hellhörig und hielt in meiner Bewegung inne. "Ja?". "Wir dürfen am 08. September die Generalprobe in Hof spielen, der Verkauf startet schon nächste Woche Donnerstag.". Erstaunt sah ich Andreas an. "Wir dürfen die Show in Hof machen?". Auch mein Bruder sah mich jetzt an. "Die Lage sieht aktuell sehr gut aus. Das Hygienekonzept liegt der Halle und dem Land vor, es ist anerkannt und wir müssen nur noch abwarten was die Bundesregierung sagt.". Leicht nickte ich. "Natürlich. Wir machen uns soweit fertig und bereit zum Auftreten. Ich bespreche das morgen sofort mit Hilde und Lilly.". "Vielen Dank Chris, ich freu mich total für euch. Dann stör ich auch mal nich länger, grüß mir Andreas.". "Mach ich, ciao Stefan.". Freudestrahlend sah ich Andy an. "Wir machen Hof, am 08.09. treten wir auf!". Laut jubelnd umarmte er mich und hob mich lachend hoch. "Nein, wie geil! Wie hammermäßig geil is das bitte?!".

Erst kurz vor 20 Uhr waren wir zurück an der Halle. Wir hatten uns noch zu Essen geholt in der Stadt, waren noch bei einem Juwelier und letztlich haben wir meinen Anzug gleich abgeholt nachdem Caro die letzten Feinheiten noch bearbeitet hatte. Mit dem verstauten Anzug betraten wir Andreas Haus, der sich kurz umhörte und mir dann den Daumen hoch zeigte. "Scheinen im Bett zu sein. Mal sehen, wo Steffi ist.". "Ich bring den hoch ins Gästezimmer, ja?". "Na ihr Zwei, ihr haltet es auch nicht für möglich mal durchzuschreiben?". Ich sah auf zu Steffi, die mit verschränkten Armen in der Tür stand. "Ah scheiße, ich wusste ich hab was vergessen. Schatz, es tut mir leid. Lass es mich bitte kurz erklären.". "Brauchst du nicht. Dein Sohn wusste wenigstens wo du bist, weil er euch gesehen hat.". Seufzend sah ich zwischen den Beiden hin und her. "Wir haben für mich einen Anzug gekauft, für Andy sogar auch.". Skeptisch sah sie nun zu ihrem Mann, der noch immer kleinlaut neben mir stand.

Bei Steffi war Andreas immer vollkommen anders, keine große Klappe und freche Sprüche. "Bringts schon hoch. Ich mach euch Bier auf.". Ein leichtes Lächeln schlich über ihre Lippen und neben mir konnte ich meinen Bruder erleichtert aufatmen hören. "Danke Schatz, meiner ist noch im Laden. Den hol ich in zwei Wochen.". Ich nickte den Beiden zu und schlich schnell nach oben, um meinen Anzug im Gästezimmer anzuhängen. Ich sah kurz aufs Handy, doch noch war Manu nicht wieder online gewesen. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fielen. "Danke fürs Bierchen Steffi.". "Sehr gerne Chris. Wie war euer Tag?". "Ne gesunde Mischung aus deprimiert, glücklich, völlig fertig und wieder glücklich.". Verlegen lachte ich und sah zum Fernsehen. "Erst haben wir die 'so ziemlich Absage' für Frankfurt bekommen, dann waren wir Anzug kaufen und dann haben wir die Zusage für Hof bekommen.". "Hof? Eure Generalprobe?".

Zufrieden nickte Andreas und ließ den Kopf auf Steffis Schulter sinken. "Das ist großartig Jungs, freut mich wirklich. Immer schön nach vorne schauen, ja?". Ihr Blick ruhte auf mir bis ich zustimmte und dankbar lächelte. "Das tun wir Steffi.". Kurz sah ich zur Uhr. "Ich geh mal kurz auf die Terrasse.". Sie nickte mir zu und bei genauerem Hinschauen erkannte ich, dass mein Bruder an ihrer Schulter eingeschlafen war. "Decke?". "Sehr gerne.". Ich legte den beiden eine Decke über und lächelte. Mit dem Handy am Ohr ging ich raus und wählte seine Nummer. "Hey, wir sind gerade noch aufm Weg zurück ins Hotel.". "Ist in Ordnung, ich kann auch in ner halben Stunde nochmal durchklingeln?". "Quatsch, ich liebe deine Stimme honey.". Lächelnd setzte ich mich ins Gras und sah in den Himmel.

"Wir waren heute beim Herrenausstatter und haben meinen Anzug gekauft", gab ich leise zu. "Der hängt jetzt bei Andy, ich dachte ich könnte die Nacht vor der Hochzeit hier schlafen.". "Natürlich, ich hoffe du hast schnell was Schönes gefunden.". "Absolut nicht. Es war die reinste Verzweiflung irgendwann.". Leise lachte er auf. "So gings mir auch." "Du hast auch schon?". "Bevor ich hoch gefahren bin, ja.". "Ich bin so gespannt Manu.". "Und ich erst.". Ich sah sein lächelndes Gesicht vor meinem inneren Augen und konnte die Wärme um meinem Herzen nicht verhindern. "Ach übrigens- Frankfurt abgesagt, Hof zugesagt.". Kurz war es still. "Ihr habt echt Hof durchsetzen können?". "Ja.". Lachend schüttelte ich den Kopf. "Ja, das haben wir. Ich freu mich so Manu.". "Und ich mich erst babe. Wann ist Hof?". "8. September.". "Was?-".

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt