chapter 63

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16. Januar 2021

"Ja wir sind schon aufm Weg Lilly, zehn Minuten noch. Wir beeilen uns.". Ich beugte mich vor und klopfte Enrico auf die Schulter. "Gib Gas, die Blitzer bezahl ich dir auch.". Er nickte und fuhr gleich etwas schneller. Ich sah auf mein Notebook und tippte eine weitere E-Mail ab, die mir zuvor als Vorlage übergeben worden ist. Seit fünf Tagen waren wir unterwegs in Bayern und NRW, um Interviews zu geben und zwei TV-Sendungen aufzunehmen. Heute stand noch eine Talkshow an, zu der wir wahrscheinlich zu spät kommen und dann hetzen würden. Wir standen auf dem Weg von München im Stau und mussten uns noch umziehen und die Haare machen lassen. Mit uns waren lediglich Enrico, Yvonne, Lilly und zwei unserer Techniker unterwegs, wobei Manu nicht dazu zählte. Seufzend klappte ich meinen Laptop zu und verstaute ihn sicher.

Mit gut 20 Minuten Verspätung kamen wir in unsere Garderobe. "Setzt euch mal gleich schon hin, müssen uns ein wenig beeilen.". Ich ließ mich auf den Stuhl sinken, wo Yvonne gleich begann mein Styling zu übernehmen. "Wie geht's euch?". Andreas zog sich derweil schon um. "Muss ja. Ich bin so froh wenn das Interview morgen durch ist und wir nach Hause fahren. Lange nicht mehr so viele Termine gehabt.". Ich stimmte ihm leise zu. "Außerdem werden die Journalisten immer frecher mit ihren Fragen, Privatleben hier, Liebesleben da. Die verstehen immernoch nicht, dass ich da nicht drüber reden werde.". Seufzend hob ich meinen Kopf und fing den mitleidigen Blick von Yvonne auf. "Was sagt Manuel dazu?". "Er ist halt dagegen, dass ich über uns spreche. Und dann ständig diese Fragen regt ihn auch auf.".

Ich seufzte und schloss die Augen, während Yvonne die letzten nötigen Handgriffe tätigte. "So umziehen Chris, Andreas komm her.". Ich stand auf und zog meine Naketano-Jacke aus. Schnell zog ich meine Show-Jeans an, griff meine Lederjacke und winkte Andreas durch den Spiegel zu. "Ich geh kurz raus und telefoniere.". Er zeigte mir einen Daumen hoch und beobachtete weiter unsere Stylistin. Ich verließ die Garderobe und spazierte durch die Backstage-Gänge des Studios hinaus zum Hof. "Hey", murmelte ich ins Handy und hielt es an mein Ohr. "Hey Chrissy.". Ich konnte ihn förmlich lächeln sehen. "Bist du schon fertig?". "Ja, ich steh gerade draußen. Andy wird gerade noch fertiggemacht und ich musste einfach nochmal deine Stimme hören.". Vorsichtig lehnte ich mich an die Wand und sah in die Ferne.

"Ich hab das Interview von gestern gesehen vorhin", murmelte er. "Du warst sauer Schatz-". "Natürlich war ich sauer Manuel. Hast du die Fragen gehört?! Ich soll nicht über uns reden und das werde ich auch nicht, wir haben uns darauf geeinigt und dann gibt es trotzdem noch diese Trottel, die so penetrant nachbohren!". Aufgebracht gestikulierte ich und schnaubte schwer auf. "Christian, atme mal durch.". Ich kam dem nach und holte einmal tief Luft. "Lass dich von diesen Menschen nicht so beeinflussen und stören. Schatz, du sagst was du sagen möchtest und wenn du etwas nicht sagst, haben sie das zu akzeptieren.". "Die fragen alle nach wegen meines Eheringes Manu", flüsterte ich. "Dann sag es ihnen honey.". Perplex hielt ich kurz den Atem an. "Aber-". "Sag ihnen ruhig, dass wir geheiratet haben.". "Wirklich?". "Ja.". Ich wollte gerade noch etwas sagen, als sich die Tür neben mir öffnete und Lilly mich ansah. "Kommst du. In zwanzig Minuten ist Beginn und ihr müsst schon rein.".

Ich nickte ihr zu. "Schatz, ich muss los.". "Ist gut. Dominik kommt gleich rum, wir schauen gemeinsam. Ich liebe dich, lass dich nicht ärgern.". Ich lächelte leicht. "Macht euch einen schönen Abend, ich liebe dich auch und rufe heute Abend im Hotel nochmal an.". Wir verabschiedeten uns, bevor ich mein Handy in die Hosentasche steckte, meine Lederjacke überzog und zu den Anderen ins Studio ging. Freundlich begrüßte ich die Runde und setzte mich zu meinem Bruder. "Was sagt er?". Ich sah mich kurz um und nickte leicht. "Ich soll ruhig sagen, dass ich verheiratet bin.". Lächelnd strich mir Andreas über den Arm. "Worauf wartest du dann noch?". Lachend nickte ich. "Ich nutze meine Chance.".

"Und sagt mal Jungs-", die Moderatorin sah zu uns. Die Sendung lief bereits einige Zeit und wie so oft wurden wir zuletzt angesprochen. "Nicht nur beim Andreas glitzert ein Ring an der rechten Hand, seh ich das richtig?". Ich setzte mich sogleich etwas aufrechter und sah kurz zu Andreas, der mir lächelnd zunickte. "Ja, das ist tatsächlich korrekt", beantwortete ich ihre Frage. "Also stimmt es, dass auch du mittlerweile glücklich verheiratet bist mit deinem Freund, nun ja deinem Mann.". Ich spürte die Röte in meine Wangen steigen, denn zuvor hatte ich nie öffentlich über meine Beziehungen gesprochen. "Ja, ja das bin ich. Wir haben vergangenen Sommer ganz spontan geheiratet.". "Herzlichen Glückwunsch, das freut zu wissen, dass auch Du nun deinen Partner fürs Leben gefunden hast.". Lächelnd strich ich mir kurz durchs Haar und nickte. "Er macht mich unglaublich glücklich und jedes Mal aufs Neue komme ich gerne nach Hause und in seine Arme.". Andreas Hand strich zaghaft über meinen Rücken. "Mein Bruder ist viel glücklicher mit ihm, das freut unsere gesamte Familie. Bei gemeinsamen Feiern schauen immer alle auf die Beiden.". Lächelnd schüttelte ich den Kopf. "Ich liebe ihn über alles und bin froh, dass es nun endlich raus ist.". Stolz hob ich meine Hand und zeigte unseren silbernen Ehering in die Kamera, mit den Lippen formte ich ein leichtes 'Ich liebe dich'.

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt