chapter 97

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P. o. V. Chris

"Chris, hey was machst du hier?". "Hm?". Gerädert öffnete ich meine Augen und sah geradewegs in die rehbraunen Augen meines Bruders. "Du hast doch gesagt du fährst heim.". "Konnte nicht.". Schwerfällig setzte ich mich auf und strich mir durchs Gesicht. "Er hat mich weggedrückt und dann war sein Handy aus", murmelte ich. Erst verwirrt, dann plötzlich wissend lag Andreas Blick auf mir. "Manuel?". Leise brummend bestätigte ich dies. "Mach dich nich fertig deswegen. Er kommt doch am Sonntag wieder, bis dahin beruhigt ihr beiden euch.". "Ich bin ruhig Andy. Ich hab nur knapp ne Stunde geschlafen jetzt, die restliche Nacht hab ich nachgedacht.". Langsam stand ich auf und zog mir den Hoodie von gestern über. "Er hat doch Recht. Ich verlange ständig, dass er für mich da ist und zu allen Shows und Auftritten mitfährt, dabei war ich noch nie bei einem seiner Auftritte.".

Seufzend stellte Andreas einen Kaffee auf meinen Tisch. "Ich weiß doch Chris. Aber es bringt auch nichts ihn jetzt zu belagern hm. Lenk dich ab.". "Ja, magst ja Recht haben.". Ich ging mir kurz mit der Hand durch die Haare. "Ich werd mal kurz heim fahren und dann zum Friseur. Bin bestimmt gegen Mittag wieder hier.". Ich nahm einen kräftigen Schluck des heißen Getränks und ließ die Tasse dann stehen. "Kümmerst du dich schonmal um die Nummer fürs Supertalent? Das Opening, das wir machen sollen.". "Klar, ich geh gleich mal zu den Jungs.". Ich nickte ihm zu und verließ mit meinem Rucksack das Gebäude. Zuhause machte ich mich eilig fertig und zog mich um. Eine helle zerrissene Jeans und dazu einen schwarzen Hoodie. Im Rausgehen griff ich noch meine Sonnenbrille und schon fuhr ich weiter zu meinem Friseur, der mich über Jahre nun schon begleitete. Mittlerweile wusste Jonas, wir hatten uns irgendwann angefangen zu dutzen, genau wie ich meine Haare wollte.

Lächelnd betrat ich den kleinen Salon in der Bünder Innenstadt. "Morgen", begrüßte ich seine Mitarbeiterin am Tresen. "Guten Morgen, Sie haben sicherlich den Termin beim Jonas, richtig?". "Genau", gab ich lächelnd wieder und wurde sogleich in den hinteren Teil gebracht, wo er bereits wartete. "Moin Josting.". Grinsend schlug er mir ein und bat mich Platz zu nehmen. "Na, wie geht's so Jonas? Was machen Emma und die Kids?". Ich legte meine Basecap und Sonnenbrille auf den kleinen Tisch und setzte mich. "Ach soweit alles gut. Leo wird in drei Wochen schon eingeschult.". "Ach echt? Krass, wie schnell die Zeit vergeht.". "Aber sowasvon. Und bei euch? Hochzeitsplanung läuft?". Jonas wusste seit den Anfängen über uns Bescheid und freute sich immer wieder uns gemeinsam zu sehen, was ich ihm hoch anrechnete. "Mittendrin. Gerade kommt einfach alles auf einmal rein. Fernsehen. Tour und Hochzeit, ganz schön stressig.". Mein Friseur begann neben des Gesprächs bereits meine Haare zu behandeln und für die Tönung vorzubereiten.

"So siehst du auch aus. Schlaf ist Mangelware hm.". Ertappt nickte ich. "Frag nich. Manu ist die Tage unterwegs und jetzt haben wir uns auch noch gestritten, ich bin einfach nur noch froh wenn er hier ist und wir alles klären können.". "Ihr seid auch Zwei. Jedes Mal wenn du hier bist, ist gerade irgendwas los.". Schmunzelnd stimmte ich ihm zu. "Ich hab eben kein langweiliges Leben.". "Das weiß ich auch Christian, immerhin darf ich dir seit Jahren dieselbe Frisur machen. Meinste nicht irgendwann brauchst du mal was Neues?". "Willst du mir jetzt pink reinklatschen, oder wie?". Lachend sah ich ihn den Kopf schütteln. "Ne aber vielleicht mal weniger blond, etwas heller weißt du. Und warum färben wir unbedingt deine grauen Ansätze weg?". "Bist du mal still. Ich bin nich grau!". Empört sah ich ihn durch den Spiegel an, musste aber augenblicklich wieder lachen. "Ich halt mich ja schon zurück.".

Ich ließ ihn nach dem Waschen konzentriert weitermachen, während ich einige Mails übers Handy checkte. Kurz bekam ich eine Benachrichtigung unseres Überwachungssystems zuhause, dass jemand im Vorgarten war, allerdings schob ich es auf die Post. Besonders die Lieferanten stellten unsere Bestellungen gerne mal in den Vorgarten, vorzugsweise sogar etwas versteckt. Da ich noch zwei Päckchen erwartete, schloss ich die App und widmete mich wieder meinen Mails. "So Chris, schau mal obs dir so gefällt.". Ich steckte mein iPhone weg und betrachtete mich ausgiebig im Spiegel. "Du hast echt weniger Farbe reingemacht, oder?". Ich ging etwas näher an den Spiegel und strich mir durch das aufgehellte Haar. "Ich finds so richtig geil. Das sieht echt mega aus.". Lächelnd nickte ich. "Absofort bitte nur noch so, geil.". Ich stand auf und schlug mit ihm ein. "Vielen Dank Jonas, wirklich.".

Ich ließ die Cap nun gleich ab und setzte nur meine Sonnenbrille auf, nachdem ich bezahlt hatte. "Machs gut, grüß mir die Family.". Ich winkte Jonas und er erwiderte meine Verabschiedung. Nun doch mit einem ruhigeren Gemüt fuhr ich zur Halle zurück, wo reges Treiben herrschte. Wie die Tage abgesprochen parkierten zwei der großen LKW vor den Toren, um beladen zu werden mit den großen Bühnenteilen. Ich klärte kurz ab, wie weit sie waren und ging dann in die Halle. "Bin wieder da!". Ich fand Andreas in der Probenhalle und gesellte mich zu ihm. "Mal was anderes ausprobiert?". "Jap, Jonas hat einfach mal etwas weniger Farbe reingemacht. Find ich total geil, bin gespannt wie es dann in der Frisur aussieht.". Er nickte etwas und lehnte sich dann an die Werkbank. "Die Jungs meinten die Opening-Illusion wäre soweit einsatzbereit, können wir also demnächst proben. Die Bühne ist fast vollständig geprüft und eingeladen, dass die rechtzeitig in Hof zum Proben sein wird.".

"Perfekt. Ich würde mich sonst mal umziehen und dann beginnen wir gleich mit den Proben.". Mein Bruder stimmte dem zu, doch sein Blick fixierte etwas hinter mir. "Du sag mal-", begann er und runzelte die Stirn vor Überraschung, "-seit wann hat dein Mann denn seinen Style geändert?".

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt