chapter 120

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"Komm zu mir-". Mein Bruder öffnete die Beifahrertür und hielt mir seine Hand hin. "Mir ist richtig zum Brechen Andy.". Mit zittrigen Händen ergriff ich seine und ließ mir aus dem Wagen helfen. "Es wird alles gut Chris, atme tief durch.". Ich strich mir nervös das Jacket glatt und sah mich um. Die Kirche war unglaublich schön. Es gab einen kleinen Vorhof, auf dem Andreas seinen Wagen geparkt hatte. Der Weg zum Tor war umgeben von einer halbhohen Hecke, die für den heutigen Tag geschmückt und verziert worden war. "Wow- es ist atemberaubend schön hier. Es passt so gut zu ihm- und zu mir.". Ich sah zu meinem Bruder, der schweigend und mit einem liebevollen Lächeln neben mir stand. "Ihr seid so simpel gestrickt Chris, alle beide. Steffi hatte sich mit Mama und Lydia zusammengesetzt, sie haben gemeinsam die Deko besprochen und alles gekauft. Freu dich auf die Feier später, es wird großartig.". Ich nickte leicht und lehnte mich an den Wagen. "Ich wünschte Papa könnte das sehen Andy. Er würde sich so sehr freuen.". Mein Blick blieb wehmütig an den seichten Wolken hängen, die den Himmel entlang zogen. "Er beobachtet dich Christian. Er ist immer bei uns, gleich hier-". Mein älterer Bruder stellte sich vor mich und nahm meine Hand, die er sanft auf meine Brust legte. "Und heute umso mehr. Du erinnerst dich an seine Worte?". Ich nickte sogleich. "Natürlich. Ich könnte nie vergessen, was er sagte. 'Mein Junge, tu das was dich glücklich macht und höre dabei auf niemanden. Werd glücklich, denn dann werde ich es auch sein.'. Die Worte sind seit Jahren in meinem Kopf Andy.".

"Er ist stolz auf dich und auf den, der du geworden bist.". Lächelnd fanden sich unsere Blicke. "Schau mal-". Andreas Hand lag noch immer über meiner, welche auf meiner Brust ruhte. "Was ist-?". Vorsichtig nahm er seine Hand weg und lächelte mir zu. "Nimm ganz langsam und vorsichtig deine Hand runter, vertrau mir.". Seine Augen glänzten glücklich und steckten mich sogleich an. Ganz vorsichtig öffnete ich meine Hand und hielt erstaunt die Luft an. "Wie hast du-?". Ein leichtes Schluchzen drang aus meiner Kehle als ich den kleinen, hellblauen Schmetterling auf meiner Handfläche erkannte. Die zarten Flügel schlugen zusammen und er erhob sich ein wenig von meiner Hand, blieb aber dennoch bei mir. "Ich hab ihn vor zwei Tagen in unserem Garten gesehen, auf Papas Apfelbaum, und er setzte sich auf meine Hand, wollte nicht mehr weg. Ich glaube- es ist ein Zeichen von ihm.". Mit feuchten Augen beobachtete ich, wie sich der Falter auf meine Schulter setzte und dort ruhte. "Ich bin jetzt schon sprachlos Andy.". Kopfschüttelnd lachte ich und nahm Andreas in den Arm, fest und nach Halt suchend.

"Es kann nur besser werden Großer. Ich werd jetzt einmal rein gehen, ja? Silvia kriegt die Kamera noch und ich muss mir deinen Mann einmal ansehen.". Zwinkernd griff er seinen Rucksack. "Bleib ruhig und versuch durchzuatmen, ich bin gleich sofort wieder da.". Ich nickte ihm zu und beobachtete, wie er durch die schweren Türen in die Kirche eintrat. Es verging nicht lange, da öffneten sich erneut die Türen und ich erkannte mit Freuden meine Mama. "Hey mein Schatz, schau dich an-". Lächelnd kam sie auf mich zu und drückte mich liebevoll an sich. "Du siehst wundervoll aus Christian. Der Anzug steht dir wirklich sehr gut, da hat dein Bruder ein sehr gutes Auge bewiesen.". Ihre braunen Augen strahlten förmlich vor Liebe und Glück, sogar einige Freudentränen konnte ich bereits erblicken. "Das hat er wirklich. Ich fühle mich auch total wohl.". Nervös spielte ich mit meinen Händen und sah immer wieder zu den Türen. "Wie sieht Manu aus?". Schmunzelnd streichelte meine Mutter über meine Wange. "Genauso gut wie du und falls es dich beruhigt- Er ist auch mindestens genauso aufgeregt wie du. Manu kaut jedem ein Ohr ab und macht alle verrückt.". Lachend strich ich mir durchs Gesicht. "Frag mal Andy, selbst Steffi hab ich aus der Ruhe bringen können heute Morgen. Ich dreh durch Mama, wieso bin ich denn so aufgeregt? Wir haben doch eigentlich schon geheiratet und jetzt-". "Jetzt ist es anders. Eure Familie ist da, wir sind alle bei euch und feiern gemeinsam euren Tag. Hab heute nur Augen für Manuel.". Lächelnd nickte ich. "Ich geh wieder hinein, ja? Andreas kommt gleich und holt dich. Lass jede Emotion zu, mein Sohn. Trau dich glücklich zu sein.". Mit einem bedachten Lächeln streichelte sie über meine Wange und drückte mir einen sanften Kuss auf jene. "Wir sind stolz auf dich, vergiss das nicht.".

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt