chapter 33

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"Manuel!". Ich lief in die große Arena hinein und blieb erstarrt stehen. Dunkler Nebel verhüllte die Bühne, davor stand mein Verlobter. "Manu nicht!". Ich wollte loslaufen, doch meine Beine bewegten sich nicht vor. "Ich muss gehen Christian, lass mich los.". "Nein!". Ich schrie verzweifelt nach ihm. Seine Silhouette drehte sich langsam zur Bühne, zum dichten Nebel. "Vergiss mich.". Er verschwand im Nebel und augenblicklich riss ich mich los und rannte ihm nach. "Schatz! Komm zurück! Zu mir!". Ich sprang auf die Bühne und wollte weiter, als es einen lauten Knall gab. "NEIN! Manu!". Immer wieder wiederholte sich der Knall und ich kam nicht durch den Nebel. "Manu, wo bist du?!". Schluchzend schlug ich in den Nebel, ins Nichts. "Manu?". Ich sank auf die Knie und fing schmerzlich an zu weinen.

"Chris?". Ich kniff die Augen zusammen und schluchzte schwer auf. "Chris, du träumst!". Ruckartig riss ich die Augen auf. "Ganz ruhig, ich bins nur.". Meine Hand wurde leicht gedrückt und ich schloss schwer atmend die Augen. "Es war nur ein Traum Kleiner. Du hast nach Manu gerufen und dann angefangen total zu weinen.". Ich nickte nur leicht. "Schon gut, vergessen wir's.". Langsam setzte ich mich auf. Andreas hatte sich neben mich gesetzt und griff vorsichtig meine Schulter. "Es war derselbe Traum wie letzten Sommer, oder?". Stumm nickte ich und strich mir durchs müde Gesicht. "Wie hast du sonst so geschlafen?". "Wenig. War bis mindestens 4 wach.". Kurz wandte mein Bruder seinen Blick zur Uhr und seufzte.

"Magst du dich noch etwas hinlegen? Ich bin jetzt hier, du kannst dich noch ausruhen.". Ich schüttelte den Kopf leicht. "Ich muss arbeiten.". Ich stand auf und zog mir meine Sicherheitsschuhe über. Ich hörte meinen Bruder noch aufseufzen bevor ich das gemeinsame Büro verließ und in die Halle ging. "Maske auf", brummte mir unser Tourmanager zu als er an mir vorbei ging. Ich schnaubte leise und ging weiter zu meinem Arbeitsplatz von gestern, wo noch immer die Maske lag. "Morgen", ich setzte meine Maske auf und drehte mich um. "Hey", murmelte ich und ließ mich in seine Arme ziehen. "Du bist total blass honey, was ist los?", flüsterte er an mein Ohr. "Ich-". "Christian!". Ich seufzte leise auf. "Sorry honey, ich muss zum Meeting mit dem Veranstalter.". "Wir reden später.". Manu sah mich eindringlich ein, sodass ich ihm lediglich zustimmen konnte und dann hinter dem Kollegen her zu laufen.

"Guten Morgen", murmelte ich als ich in den Raum kam und neben meinem Bruder Platz nahm. "Morgen Chris.". Stefan war da, ebenso wie Andrea, als unsere Buchhalterin, und ein weiterer Kollege von Stefan, der oft bei uns aushalf und sich mit um die Verlegungen gekümmert hatte. "Soweit so gut erstmal", fuhr Stefan seinen Vortrag fort. Das Meeting hatte schon begonnen, dass ich wieder zu spät war störte mittlerweile niemanden mehr. "Wir konnten die Shows bis zum September verlegen, das Einzige wonach wir jetzt noch schauen müssen, sind die Auslandshows. Wir hatten sie ja schonmal verschoben auf diesen Sommer aber da müssen wir noch abwarten, Lennard?". Sein Kollege nickte ihm zu. "Wir behalten erstmal die Lage in England, Frankreich und Finnland im Blick. Aber ich denke wir müssen die spätestens im Juni auch noch aufs nächste Jahr verschieben.".

Das Meeting hatte mich ziemlich geschlaucht, zugehört hatte ich am Ende auch schon gar nicht mehr und ich war einfach nur froh wieder da raus zu sein. Mit Handschuhen bewaffnet ging ich durch die Halle, vorbei an jedem und in die letzte Ecke, wo ich gestern Abend schon meinen Arbeitsplatz gefunden hatte. Schweigend machte ich mich daran die letzten Feinheiten der Einheit fertigzustellen, wobei mir ständig der Traum der letzten Nacht in den Kopf kam. Ich schmiss meine Handschuhe frustriert auf die Werkbank und atmete durch. Langsam ließ ich mich davor auf den Boden sinken und lehnte den Kopf an. Mühsam probierte ich meinen Atem zu regulieren und schloss dabei die Augen. "Chrissy.". "Hm?". Ich sah nicht zu Manu auf, der offensichtlich vor mir stand. "Was los?". "Heute ist einfach ein schwieriger Tag", murmelte ich und sah zu ihm auf.

"Möchtest du darüber reden?". Ich schwieg erst eine Weile und schüttelte dann leicht den Kopf. "Ich glaube nicht, dass ich das möchte.". "Das ist völlig in Ordnung Schatz", erwiderte er und setzte sich zu mir. "Was machst du? Musst du nicht arbeiten?". Er schüttelte den Kopf und sah in die Ferne. "Ich mach nichts weiter. Ich weiß, dass du manchmal schwierige Tage hast und nicht reden magst, das ist vollkommen in Ordnung.". Sanft legte er seinen Arm um mich sodass mein Kopf leicht auf seine Schulter fiel. "Aber weißt du-", er gab mir einen kurzen Kuss auf den Kopf. "-schwierige Tage sind viel leichter wenn du weißt, dass jemand für dich da ist. Und ich werde immer für dich da sein, Chris.". Er schwieg nun und ich ließ mich in meinen Gedanken versinken. Ich schloss die Augen und genoss seine Nähe, seine Akzeptanz und seine unglaublich große Liebe. Ich musste etwas lächeln bei dem Gedanken an seine Worte, er hatte Recht. Ich mochte nicht reden, aber schweigend beieinander zu sitzen war eine verdammt angenehme Alternative.

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt