chapter 77

262 15 1
                                    

Müde und vollkommen am Ende meiner Kräfte setzte ich mich auf den Bürostuhl. Manu hatte sich heute Morgen gleich verabschiedet zu einem Arzttermin, der allerdings nirgends in unserem gemeinsamen Terminplan stand. "Guten Morgen.". Ich nickte Andreas lediglich zu. "Man siehst du beschissen aus, was ist denn mit dir passiert?". Entnervt atmete ich durch. "Immernoch dasselbe wie vergangene Nacht, danke. Dazu noch ein Alptraum und ein angeblicher Arzttermin meines Mannes.". Leicht massierte ich mir die Schläfen. "Was ist denn da los bei euch?". "Sag du es mir doch.". Perplex sah Andreas mich nun an. "Was?". "Du weißt doch immer alles, was Manuel macht hm.". "Was is denn jetzt dein Problem Christian?".

"Mein Problem?! Mein Mann macht was hinter meinem Rücken, ich weiß nicht was und du stellst es dar, als würde ich übertreiben!". "Weil dus auch tust! Er ist wie jeder normale Mensch auch beschäftigt und muss dir nicht stets und ständig sagen, wo er was macht!". Schwer atmete ich durch und hielt mir leicht den Brustkorb. "Er fickt doch eh nen anderen", raunte ich bissig, wurde allerdings vom Klopfen unterbrochen. "Ja?". Wenn man vom Teufel sprach. Manuel stand in der Tür mit seinem typischen Lächeln auf den Lippen. "Moin Chefs. Die Jungs warten auf eure Hinweise zu den neuen Illusionen.". "Schön", murmelte ich und stand auf. "Kommst du Andreas?". Schweigend stand er auf und folgte mir mit Manuel hinab in die Halle.

"Moin", grüßte Andy die Gruppe rund um Manu. "Morgen, wir hätten für heute nur eine Nummer im Plan. Die Schwebe-Illusion müssten wir nochmal verfeinern, da hatte Chris uns ja die neuen Skizzen vorgelegt.". Ich nickte leicht. "Dann lasst uns das ausprobieren.". Gemeinsam gingen wir in die Probenhalle und bereiteten die Illusion vor. "Jungs, Position! Wir gehen das erstmal durch und schauen dann, wie wir es umsetzen.". Andreas zog sich den Stuhl heran und richtete sich die Jacke. "Bereit?". Ich zeigte den Daumen hoch und atmete kurz durch. Konzentriert gingen wir diese Illusion durch, die Vorgänge hinter der Bühne liefen reibungslos und doch merkte ich Komplikationen. Schweigend behielt ich es für mich und bereitete den finalen Effekt vor.

Manuel brachte mir das riesige Tuch und sah mich kurz an. "Ich lieb' dich", hauchte er und ging wieder zurück. Andreas fing für einen kurzen Moment meinen Blick auf und formte ein "Alles ok?", worauf ich nicht mehr antwortete. Langsam begann mein Bruder sich bereits zu erheben, während ich besorgt den Geräuschen lauschte, die von mir ausgingen. Ruckartig schwebte ich hoch. Ich hörte ein ohrenbetäubendes Zischen und augenblicklich fiel ich zu Boden. Vor Schreck konnte ich nichtmal mehr aufschreien, sondern nur noch versuchen mich abzufangen. "Chris!". Schwer atmend hielt ich mir den Brustkorb und hustete schwer auf. "Scheiße, Sven!". Sofort entstand ein riesen Durcheinander um mich herum. Andreas kniete über mir und schlug leicht an meine Wange. "Sieh mich an! Sieh mich an! Manuel!".

Der blonde Mann kam angelaufen und sah mich besorgt an. "Hörst du mich?". Leicht nickte ich. "Schmerzen?". "Brust", murmelte ich. Zaghaft schob er mein Shirt hoch und streichelte dabei kurz über meinen Bauch. "Das wird wieder, alles gut honey.". Sven, unser Sanitäter, kam zu uns und kniete neben mir. Ganz vorsichtig versorgte er mich, Kühlpack und Schmerzsalbe. "Geh mal hoch und ruh dich aus. Ihr solltet echt mal sehen, dass die Sicherheit hier größer wird.". Manu und Andreas halfen mir wieder auf die Beine und brachten mich ins Büro. "Kannst du bleiben?", murmelte ich und sah meinen Mann an. Sein Blick wich dem meinen aus und ich schluckte schwer. "Schon ok.".

Vorsichtig drehte ich mich auf die Seite und schloss die Augen. "Na komm Manu.". Die Tür fiel ins Schloss und die beiden Männer verließen das Büro. Vorsichtig erhob ich mich und stellte mich ans Fenster. "Was hab ich dir denn getan Manu? Dass du nich mal mehr bei mir bleiben kannst wenns mir scheiße geht", murmelte ich verzweifelt und strich mir durchs Gesicht. Mein Blick blieb an Manus Wagen hängen, dessen Licht eingeschalten worden war. Langsam rollte der dunkle Wagen vom Hof und bog hinter Andreas Haus ab, in Richtung Innenstadt. Skeptisch wartete ich noch einige Minuten, doch er kam nicht wieder. Mein Handy blieb ebenfalls stumm. Seufzend verließ ich das Büro mit meinem Rucksack in der Hand und schmiss ihn in meinen Wagen.

Andreas stand an seinem Tor und beobachtete mich. Ich fing seinen Blick auf und schnaubtr verbittert. "Von wegen Du weißt nichts, Arschloch", raunte ich leise und stieg in mein Auto. Die Heimfahrt war anstrengender als der gesamte bisherige Tag. Die Gedanken trieben mich an den Rande des Wahnsinns, das Unwissen über Manuels Handlungen brachten mich zum Verzweifeln. Zuhause angekommen schaffte ich es nicht das Auto zu verlassen. Schwer atmend weinte ich verbittert. Ich schrie seinen Namen und meine Angst heraus, meine Ungewissheit. "Ich habe dir nichts getan Manuel! Nichts verdammte Scheiße! Sprich doch einfach mit mir!". Laut schluchzend schlug ich aufs Lenkrad. "Fuck!".

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt