chapter 57

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Mein verzweifelter Schmerzensschrei hallte durch die Gänge während ich schwer atmend an den Fliesen lehnte. Ich weinte. Ich schrie mir die Angst aus dem Leibe. Die Angst wieder abzusinken, wieder in dieses unendlich tiefe Loch zu fallen und sonst etwas mit meinem Körper zu tun. Ich holte schwer Luft und viel zu schnell, mir wurde unglaublich übel. "Chris!?". Erschöpft hob ich den Kopf und sah Manuel und Andreas in der Tür stehen. "Schatz.". Erschrocken blickte mein Mann zu mir während Andreas sich bereits zu mir kniete. "Hol Luft Christian.". Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf hinter mir an die Fliesen, während sich alles drehte. "Komm hoch. Wir bringen dich an die frische Luft.".

Andreas war äußerlich die Ruhe in Person, allerdings hörte ich seine Stimme zittern. Vorsichtig griff er unter meine Arme und zog meinen Körper hoch. "Manu, hilf mir mal bitte.". Er kam zu uns und legte seinen Arm um mich, sodass sie mich gemeinsam aus der Arena brachten. Behutsam setzten sie mich ins Gras und Manu kam gleich neben mich und zog mich an seine Brust. Mein Atem rasselte vor Anstrengung, was die Beiden besorgt beobachteten. "Hol Luft Chris, bitte.". Mein Bruder kniete vor mir und fing meinen Blick auf. Noch immer hektisch kam die Luft aus meinen Lungen und ich schloss einfach nur noch die Augen. Ich hörte die beiden Männer gar nicht mehr, merkte nicht dass ich mein Bewusstsein verlor.

Panisch schreckte ich hoch und atmete schwer durch. "Chris.". Nervlich vollkommen fertig sah ich mich um und blieb an der Person mir gegenüber hängen. "Manu", murmelte ich und ließ mich sofort in den Arm nehmen. "Ich bin hier, ganz ruhig.". Tief atmete ich durch und schluchzte auf. Augenblicklich drückte Manu mich fester an sich und ließ mich gar nicht mehr los. Wut und Verzweiflung beherrschten meinen Kopf und brachen nun aus mir heraus, ich begann bitterlich zu weinen und zu schreien. Ich schrie um Erklärung und um Hilfe, die mir allerdings verwehrt wurde. Nur Manu konnte mir jetzt noch helfen, indem er mich einfach nicht losließ.

Ich hörte wie sich leise die Tür öffnete. "Er ist eben aufgewacht und total durch mit den Nerven", flüsterte Manu und strich behutsam über meinen Rücken. "Kleiner, ich hab hier etwas für dich.". Manu lies mich ein wenig los und strich mir zärtlich einige Tränen von der Wange. "Ich hab dir etwas zur Beruhigung geholt, damit du dich ausruhen kannst.". Andreas setzte sich neben uns aufs Sofa und hielt mir eine kleine Tablette hin. "Wir machen ganz in Ruhe heute. Du konzentrierst dich auf dich und später auf unsere Show. Ich verspreche dir, dass wir auch das wieder durchstehen jetzt. Wir sind an deiner Seite und wir haben dich so unglaublich lieb.". Stumm nahm ich die Tablette ein und schmiegte mich eng an Manu. "Ich geh alles klären, damit wir morgen Mittag heimfahren können.". Manu stimmte ihm zu. Bevor Andy ging, streichelte er mir zaghaft über die Wange und flüsterte: "Ich hab dich lieb Chris. Vergiss nicht, was du mir versprochen hast.".

Den ganzen Nachmittag über lag ich weinend in Manus Armen, zwischendrin schlief ich oder trank eine Kleinigkeit. Ich hatte mich noch zweimal erbrochen, sodass mein Magen mittlerweile wieder knurrte. "Magst du probieren etwas zu essen Schatz? In knapp drei Stunden ist die Show und du brauchst die Energie.". Gedanklich war ich vollkommen woanders, daher nickte ich lediglich. "Ich hol dir etwas leichtes zu essen und dann gehen wir gemeinsam deinen Text für heute Abend durch, um dich vorzubereiten. Schau nach vorne Chrissy.". Liebevoll schenkte er mir einen Kuss und löste sich ganz vorsichtig aus meinen Armen. Ich blieb auf dem Sofa liegen und wartete, dass er zurückkam.

"Schau mal, Tina hat heute sogar deinen Lieblingssnack gemacht.". Ich sah zu ihm und lächelte etwas. Mit zwei Tellern setzte er sich zu mir und gab mir den ersten Teller. "Iss so viel du kannst und lass dich nicht stressen.". Ich nahm das erste Sandwich und aß während Manu mir meinen Text noch einmal aufsagte. Ich beobachtete ihn dabei und entspannte mich zunehmend. "Manu?". "Ja?". Sein Blick legte sich auf mich. "Danke, dass ihr vorhin so für mich da wart und aufgepasst habt.". "Das haben wir dir doch versprochen honey. Ich bin stolz auf dich, dass du mir gesagt hast wie es dir heute Nacht ging und dass du unsere Hilfe angenommen hast.". Ich rutschte wieder näher zu ihm und lehnte mich an seine Brust.

"Wir stehen das gemeinsam durch und lassen uns nicht unterkriegen. Wir arbeiten immer weiter und wenns nur in der Halle ist, irgendwann werdet ihr wieder jede Woche auftreten und bis dahin heißt es durchhalten.". Ich nickte leicht und biss von meinem Sandwich ab. "Wenn wir zuhause sind, lassen wir dich einmal durchchecken. Vielleicht gibt es etwas, das gegen dein Erbrechen hilft. Passiert ja öfter wenn du unter Stress stehst.". "Ja, das wäre schön", murmelte ich. "Kümmern wir uns drum.". Dankbar gab ich ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich freu mich auf die Show Manu", flüsterte ich. "Endlich wieder echte Menschen, die da sitzen und die wir verzaubern dürfen.". Seine Hand strich über meinen Bauch und verharrte dort. "Endlich wieder gemeinsam deinem Bruder die Beine klauen", murmelte er, was mich zum ersten Mal an diesem Tag lachen ließ. "Vielleicht geb ich sie ihm ja auch gar nicht zurück.".

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt