chapter 101

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P. o. V. Nessi

Ich legte Manu vorsichtig die Hand auf die Schulter. "Wir müssen zurück zum Platz Manu. Die Techniker sind schon wieder auf ihren Plätzen.". Sowohl Chris als auch Manu sahen mich an und ich erkannte alle möglichen Emotionen in ihren Augen. "Hast Recht", gab Manu murmelnd zu und sah seinem Mann noch einmal tief in die Augen. "Dann- bis nachher?". "Bis nachher, ja.". Chris atmete tief durch und berührte noch einmal Manus Hand. "Komm.". Ich sah Manu bereits jetzt schon an, dass es ihm schwer fiel ausgerechnet jetzt zu gehen. "Chris, Andreas. Plätze einnehmen", mischte sich nun auch Jana, wie sie sich eben vorgestellt hatte, ein. Mit vorsichtiger Bestimmtheit zog ich meinen Kollegen am Arm zurück zu unserem Platz, so er sich schwer seufzend fallen ließ.

Manu saß direkt am Gang, ich daneben und zu meiner linken Seite saß Céline. Wir waren mittlerweile ein eingespieltes Team und daher hatten wir gleich angeboten Manu aus Bünde abzuholen und mit nach Köln zu nehmen. Ich sah ihn an und konnte sehen, dass sein Blick auf Chris ruhte. Manus Augen glitzerten und als ich eine feuchte Spur seine Wange hinab erkannte, bestätigte sich meine Befürchtung. "Hey, alles okey?". Leicht schüttelte er den Kopf und sah hoch zu mir. Ich konnte den Schmerz förmlich aus seinen Augen spüren. "Das hat dir weh getan, oder? Dass Chris dich nicht küssen wollte?". Manuel wischte sich fahrig eine Träne von der Wange und schüttelte erneut den Kopf. "Ach was, halb so wild Nessi. Schon gut.". Ich sah mich kurz um und seufzte tief durch. Sanft legte ich meinen Arm um seine Schultern und sah kurz mit einem besorgten Blick zu Céline. Nicht minder betrübt trafen sich unsere Blicke für einen Moment, bevor ich wieder zu Manu sah. "Du bist ein unglaublich schlechter Lügner Josting, weißt du.". Sein ersticktes Lachen ließ seine Schultern beben.

"Ich kann es wohl kaum ändern, wenn er nicht mag", murmelte er verletzt und schluchzte leicht auf. "Sorry, ich-". "Céline, hast du mal ein Taschentuch?". "Klar, warte.". Behutsam streichelte ich über Manus Arm während meine Freundin ein Taschentuch für ihn suchte. "Hier, bitteschön.". Dankend nahm ich es entgegen und übergab es Manu. "Ich glaube Chris hat Angst, Manu.". Noch immer völlig aufgelöst strich er sich einige Tränen von der Wange und gestikulierte verzweifelt. "Vor was denn? Ich bin hier, ich- es wissen alle und- ich bin doch an seiner Seite.". Kopfschüttelnd brach er ab und ließ den Kopf sinken. "Du weißt doch wie er ist Manu. Er hat so viel zu kämpfen mit seinen Selbstzweifeln, die letzten Interviews-". Zögernd schob er meinen Arm von seinen Schultern und sah mich kurz aufmunternd an. "Ich muss kurz auf Toilette, tschuldigt mich.". Ohne weitere Worte stand er auf und verließ über die Treppen das Studio.

"Was war das denn jetzt?". Ich seufzte auf und sah nach vorne während ich Céline antwortete: "Er ist verletzt, weil Chris nicht offen zu ihm steht. Ich weiß aber auch nicht, was ich jetzt tun soll.". "Da kannst du auch nichts tun Nessi. Das müssen die Beiden alleine besprechen.". Ich fing genau in diesem Moment den Blick von Chris auf, der mich besorgt und unsicher ansah. Er deutete kurz auf den leeren Platz neben mich, doch ich konnte nur die Schultern zucken. Andreas zog ihn an der Jacke auch gleich wieder zurück, da sie mitten in einem Interview für die Ausstrahlung waren. "Passt du auf, dass die unsere Plätze freilassen?". Ich zog mir die Maske über die Nase und stand auf. "Wohin gehst du?". "Ich werd versuchen Manuel etwas zu besänftigen, er kann nich den ganzen Abend lang so hier sitzen.". "Pass mir auf ihn auf, ich halt die Plätze warm.". Lächelnd nickte ich ihr zu und verließ dann eilig den Zuschauerraum. An den Ausgängen fing mich eine Mitarbeiterin von RTL ab. "Die Aufzeichnungen gehen gleich weiter. Ist es dringend?". Perplex sah ich sie an. "Natürlich ist es dringend, sonst würde ich doch nicht gehen. Die zehn Minuten werde ich dann auch hier warten können.". Nun war sie es, die mich verständnislos ansah doch ich lächelte nur freundlich und ging an ihr vorbei.

"Manche Menschen", nuschelte ich und eilte durch das große Foyer zu den Toiletten. Kurz zögerte ich. "Ich kann doch jetzt nich aufs Männerklo gehen, andererseits kann ich ihn da auch nich alleine lassen.". Seufzend öffnete ich die Tür und hielt mir die Hand vor die Augen. "Manuel?". Ich lief in jemanden rein, der mich sofort bei sich hielt. "Nessi, was machst du hier? Das ist die Männertoilette". Erleichtert nahm ich die Hand von den Augen und sah in Manus verweintes Gesicht. "Ich hab dich nur gesucht. Komm mit, wir setzen uns ins Foyer.". Widerwillig folgte er mir und ließ sich auf die Bank sinken. "Sprich mit mir Manu.". Traurig senkte er den Kopf und strich sich durchs Gesicht. "Ich dachte wir wären jetzt endlich so weit. Ich dachte er bekommt es endlich hin mich öffentlich als seinen Mann zu behandeln. In Essen vor drei Tagen hat ers auch hinbekommen mich vor den ganzen Technikern zu küssen.". Seufzend sah er mich an.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es an dir liegt hm. Schau mal, erinnerst du dich an die Interviews letzte Woche? Diese beiden Journalisten waren so ungemein kritisch gegenüber euch und eurer Ehe. Hier im Saal sitzen viele Fans, denen er nicht aus dem Weg gehen kann und du hast bestimmt schon gesehen wer hier teilweise sitzt.". Eindringlich sah ich ihn an. "Er hat Angst vor Gegenwind, nicht davor zu dir zu stehen. Gib ihm etwas Zeit, er wird ganz sicher noch öffentlich zu dir stehen.". Langsam nickte er und spielte vorsichtig an seinem Ring. "Ich hab mich nur so vor den Kopf gestoßen gefühlt eben. Ich hätte ihn so gern in den Arm genommen und geküsst", gab er leise zu. "Ich weiß doch.". Zaghaft streichelte ich seinen Rücken. "Heute Abend hm. Es ist der letzte Drehtag und ich glaube dein Mann ist dann genauso glücklich dich wieder bei sich zu haben.". Leise Zustimmung klang an mein Ohr. "Danke Nessi, ich glaub das brauchte ich gerade.". Ein verlegenes Lächeln schlich über seine Lippen. "Dafür sind Freunde doch da Manu.".

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt