chapter 96

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P. o. V. Manuel

Ich schmiss das Handy aufs Bett in meinem Hotelzimmer. Wütend warf ich das Kissen gegen die Wand und schrie: "Versteh mich doch verdammte scheiße!". Natürlich wusste ich, dass er irgendwo Recht hatte und diese Show wichtig war aber dennoch konnte er nicht immer von mir verlangen mich ihm anzupassen. "Manuel?!". "Was ist?!". "Mach mal auf.". Augenrollend ging ich zur Tür und öffnete meinem guten Freund und Kollegen Lars die Tür. "Was gibt's?". "Was wirfst du hier durch die Gegend?". Er ging an mir vorbei ins Zimmer und ließ sich auf einen der Stühle sinken, die um einen kleinen runden Tisch zusammenstanden. "Und brüllen tust du auch noch. Wenn die ganzen Rentner aus der unteren Etage jetzt wach sind, ist es deine Schuld.". Schnaufend schmiss ich mich aufs Bett und schloss die Augen. "Mein Mann ist los Lars und ich habe ehrlich gesagt jetzt wenig Lust darüber zu reden. Haben wir keine Termine?".

"Nein Manuel. Erzähl jetzt, um was geht's?". Seufzend sah ich zu ihm. "Er hat einen wichtigen Auftritt am 08. September und-". "Und du sollst dabei sein, bist Dienstagnacht aber noch in Bremen.". "Genau. Weil ich mir das kommende Wochenende freigenommen habe um nach Nürnberg mitzufahren. Kann doch keiner wissen, dass sie ausgerechnet die Woche noch nach fucking Hof müssen.". Aufgebracht strich ich mir durchs Gesicht. "Kannst du nich für mich einspringen? Zumindest den Dienstag.". "Ne du, sorry. Ich kann den Tag nicht, meine Schwiegermutter hat Geburtstag.". "Deine Schwiegermutter Lars? Wirklich? Das war dir noch nie wichtig, warum jetzt?". "Natürlich war das wichtig?". Bitter sah ich ihn an. "Es geht hier um die Beziehung zu meinem Mann, du weißt wie sehr wir uns brauchen man.". "Manuel, ich kann wirklich nicht.".

Kopfschüttelnd stand ich auf. "Du verstehst es einfach nicht, genauso wenig wie er es versteht.". Ich griff mein Handy und verließ Hals über Kopf das Hotel zum nächstbesten Café. "Hey Manulein, was gibt's? Vermisst du uns da oben in Kiel?". Leicht lächelnd klemmte ich mir das Handy zwischen Ohr und Schulter während ich bei einer Kellnerin einen Latte Macchiato bestellte. "So ähnlich, ja. Ich hab Mist gebaut.". "Was ist es diesmal?". Seufzend legte ich meine Sonnenbrille auf den kleinen Tisch vor mir und warf einen Blick auf die anderen Gäste. "Christian. Die Generalprobe für die Show findet am 08.09. statt und ich bin bis zum Dienstag noch in Bremen. Ich schaffs niemals pünktlich zu Showbeginn nach Hof Céline. Ich wollte ihm helfen und hab das Nürnberg-Wochenende frei und jetzt kommt diese scheiß Probe dazwischen. Wir haben uns angebrüllt und letztlich hab ich einfach aufgelegt.". "Manu.". Seufzend strich ich mir durchs Gesicht und ich konnte förmlich den Vorwurf in ihrer Stimme hören.

"Ihr seid wie zwei kleine Kinder wenn ihr streitet. Einer schlimmer als der andere, glaubs mir. Chris muss verstehen, dass du auch deine Termine hast aber du kannst auch nicht gleich so verständnislos reagieren. Du weißt wie wichtig ihm eure gemeinsame Nummer ist und besonders wenn das die Generalprobe sein wird. Kannst du nich mit- wie hieß er nochmal?"- "Lars.". "Genau, kann er den Abend nich übernehmen?". "Nein, seine Schwiegermutter hat Geburtstag.". Ich nahm dankend meinen Kaffee entgegen und seufzte leise auf. "Ich vermisse ihn so Céline", murmelte ich. "Besonders jetzt. Ich wollte nicht so böse sein, aber es regt mich einfach auf.". "Dann fahr doch einfach hin Manu. Hast du morgen zu tun?". "Ja schon. Wir haben ne Fortbildung noch, 8.30 Uhr.". "Lass Lars doch mitschreiben und du fährst nach Bünde. Chris war den ganzen Tag wie eine Hülle aus sich selber, er vermisst dich auch.". "Meinst du?". "Na klar. Komm beruhig dich mal jetzt und dann gehst du das mit Lars abklären.".

Ich brauchte noch eine gute halbe Stunde bis ich zurückging und Lars tatsächlich schnell an der Hotelbar fand. "Hey", murmelte ich erschöpft. "Sorry, ich-". "Schon gut.". Mit einem leichten Lächeln schob er mir einen Kurzen rüber. "Ich kanns ja nachvollziehen, aber Nathalie reißt mir den Kopf ab wenn ich wieder nich zum Geburtstag ihrer Mutter auftauche.". "Klar, schon gut. Ich krieg das schon irgendwie hin.". Ich trank den Shot und war überrascht, wie heiß er mir die Kehle runterlief. "Ich muss morgen einmal in die Heimat. Entschuldigst du mich? Sag ich bin krank oder so.". "Klar, is ja eh nich so wichtig morgen.". Mit diesem Satz schob er mir ein weiteres Tablett Shots hin. "Gehen aufs Haus, also prost.". Lachend nahm ich das erste Glas und gemeinsam stießen wir an. "Hm, mein Handy vibriert", nuschelte ich und griff in meine Hosentasche. Ich brauchte kurz bis ich es in der Hand hatte und sah dann, dass der Anruf bereits beendet wurde.

Skeptisch entsperrte ich es und sah, dass Chris mich angerufen hatte. "Josting, was los?". "Chris hat angerufen, ich sollte kurz-". "Ach was, lass den doch schmollen heute.". Grinsend nahm er mir das Handy ab und hielt es über sein Glas Cola. "Lars, nein man. Gib her.". Sehnsüchtig sah ich auf mein Handy und schluckte schwer. "Du hast was besseres verdient heute abend, vergiss es.". Er schaltete es aus und steckte es sich in die Hosentasche. "Trink Manuel und vergiss für einen Abend mal, dass dein Mann dir Stress bereitet.". Seufzend nickte ich und nahm den nächsten Shot. Aus den anfangs noch recht überschaubaren Mengen, wurden letztlich Mischen bis tief in die Nacht. Gegen fast zwei Uhr erst kamen wir zu unseren Zimmern und Lars hielt mir mein Handy hin. "Wenn du zu ihm fährst-", ernst sah er mir in die Augen und bemühte sich vernünftig zu sprechen, "-lass dich nich so leicht unterkriegen. Er muss sich auch an dich anpassen können.". Ohne Kommentar nahm ich mein Handy und ging ins Zimmer. Mein Weg führte mich ins Bad, Dusche eiskalt an und schnell reinspringen. "Fuck is das kalt", fluchte ich und schüttelte leicht dem Kopf.

Den ganzen Abend ließ mich Chris' Anruf nicht los und ich musste nun einen freien Kopf bekommen, um ihm eine halbwegs vernünftige Nachricht schreiben zu können. Kurz darauf lag ich im Bett und schaltete mein Handy ein, nur um eine Sprachnachricht meines Mannes zu finden. Von vor über vier Stunden.

"Hey Schatz, können wir bitte noch einmal in Ruhe drüber reden? Via FaceTime am liebsten, ich muss dich unbedingt sehen.".

"Ich dich auch", murmelte ich und legte mein Handy beiseite. Stumm starrte ich an die Decke meines Hotelzimmers, während eine einzelne heiße Träne meine Wange hinab lief und damit eine schlaflose Nacht einläutete.

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt