chapter 32

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Ich sah ihm noch nach wie er die Halle verließ. "Manu!". In dem geöffneten Tor blieb er stehen. "Ja?". Ich legte meine Handschuhe beiseite und ging zu ihm. "Es tut mir leid, ich bin nur- also mir-". Ich schluckte schwer, traute mich jedoch nicht die passenden Worte auszusprechen und schwieg deshalb weiter. "Kommst du heute Nacht noch nach hause?". Er drehte sich zu mir um. "Oder schläfst du hier?". Ich zuckte die Schultern. "Ich schreibe dir eine Nachricht wenn ich hier bleibe, ja?". Er nickte leicht und sah mich sehnsüchtig an. "Dann gutes Gelingen noch Chrissy", murmelte er und entzog sich meiner Hand, die ich gerade nehmen wollte. Ich griff vorsichtig an seinen Mundschutz, nahm ihn ab und strich zaghaft über seine Lippen. "Wir dürfen nicht honey", hauchte er. Schweigend nahm ich meine Maske ebenfalls ab und gab ihm einen liebevollen Kuss.

Leise seufzend ließ er sich darauf ein, legte die Arme um meine Taille. Sanft zog er mich näher zu sich heran, weshalb ich meine Arme um seinen Hals legte. "Ich liebe dich Manuel", hauchte ich an seine warmen Lippen. "Ich dich auch Chrissy.". Ich strich leicht über seinen Nacken und seufzte. "Fahr vorsichtig und schreib mir, ja?". "Natürlich honey.". Ich nickte leicht und gab ihm einen Kuss. "Und du mach nich zu lang, ruh dich auch etwas aus.". "Mach ich.". Einen letzten leichten Kuss gab er mir noch, dann entfernte er sich von der Halle zum Parkplatz und wenige Minuten später fuhr er davon. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief die kühle Nachtluft ein. "Auch noch hier?". Ich drehte mich um und ließ die Tür zufallen. "Nachtschicht.". "Du hast genug Zeit, du brauchst keine Nachtschichten Christian. Fahr nach Hause.".

Ich ging an ihm vorbei zurück zur Werkbank, doch er folgte mir. "Wovor hast du Angst Andreas? Dass ich zu wenig schlafe? Dass ich zu viel arbeite?". "Ich habe Angst, dass du wieder einen Burnout bekommst und dir alles zu viel wird.". Ich schluckte schwer und legte die Handschuhe zurück auf den Tisch vor mir. "Du musst es akzeptieren Christian, was damals passiert ist, beeinflusst dich mehr als du selbst merkst.". "Ach ja?". Ich drehte mich zu ihm um und sah in seine Augen. "Und du bist ein wirklicher Zauberer und weißt, was in meinem Kopf abgeht?". "Ich bin dein Bruder und kenne dein Verhalten. Außerdem habe ich dich damals ins Krankenhaus geschafft, ich saß an deinem Bett und ich habe danach alles möglich probiert, um dich bei mir zu behalten!". Ich sah ihn ausdruckslos an. "Ich bin doch hier, is doch alles gut.". "Du verstehst es nicht!".

Ich schrak zurück und hielt mich an der Werkbank fest. Schwer atmend beobachtete ich ihn, wie er auf und ab ging. "Diese Nacht war die schlimmste meines Lebens Chris. Ich habe dich dort liegen sehen, hab dich im Arm gehalten während der Rettungswagen unterwegs war und-". "Sei still.". Ich sah schwer atmend zu ihm. "Du musst darüber reden Chris. Warum es dazu gekommen ist und wie überhaupt.". Ich schüttelte den Kopf und strich mir durchs Gesicht. "Geh, lass mich alleine Andreas.". "Jetzt erst Recht nicht.". Ich setzte mich langsam auf den Boden und legte den Kopf auf meine Knie. "Du weißt genau, was passiert ist, oder?". Leise drang seine Stimme an mein Ohr und vorsichtig hob ich den Kopf an. Er kniete vor mir und sah mich besorgt an. "Natürlich weiß ich das", flüsterte ich. "Tu das nicht noch einmal. Sprich mit einem von uns.".

Ich antwortete ihm nicht, sah nur immernoch in seine Augen. "Mach nich zu lang und falls du nich mehr nach Hause fahren magst, kommst du rüber und legst dich bei uns hin. Du weißt ja wo der Schlüssel liegt.". Ich nickte leicht. "Danke.". "Ich hab dich lieb kleiner Bruder, vergiss das bitte nicht.". Er stand auf und ging mit seinem Rucksack aus der Halle. Ich blieb sitzen und strich mir durchs Gesicht. Nur mühsam beruhigte ich mich und konnte langsam wieder aufstehen. Er hatte Recht, ich sollte vermutlich reden damit es mir besser geht aber ich schaffte es nicht. Ich schüttelte den Kopf und hoffte damit auch alle negativen Gedanken abschütteln zu können. Die Konzentration für meine Arbeit hatte deutlich abgenommen und doch probierte ich noch weiterzukommen. Mit leerem Kopf kämpfte ich mich bis fast 1 Uhr nachts noch durch und legte meine Schutzausrüstung beiseite.

"Ich schlafe heute hier, liebe dich.". Ich steckte nach der Nachricht an Manu mein Handy wieder weg. In Ruhe machte ich einen Rundgang durch die Halle, schaltete überall das Licht aus und ging letztendlich in mein Büro. Ich legte meinen Rucksack auf meinen Schreibtisch, zog mich um in eine Jogginghose und legte mich aufs Sofa. Mein Handy leuchtete auf und ein unscharfes Bild von Manu leuchtete mir entgegen. Ich öffnete WhatsApp. "Dann kuschel ich eben mit deinem Kissen :P". Das Bild zeigte ihn mit eben diesem im Arm, was mir tatsächlich ein leichtes Schmunzeln zauberte. "Ich liebe dich du Spinner", hauchte ich und legte mein Handy neben mich. Ich schloss die Augen, riss sie jedoch panisch wieder auf als mir die Bilder wieder in den Kopf schossen. "Auf eine erneute schlaflose Nacht", nuschelte ich und seufzte.

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt