chapter 99

166 13 2
                                    

Nach einer langen heißen Dusche lagen wir nun eng aneinander geschmiegt auf der Couch. Unsere Kaffeetassen standen auf dem Couchtisch und der Fernseher lief leise im Hintergrund. "Wollen wir vielleicht kurz drüber sprechen? Ich müsste spätestens in zwei Stunden auch wieder los. Lars schickt sonst ne Vermisstenanzeige.". Leicht nickte ich und setzte mich aufrecht hin. "Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll Manu", seufzte ich und spielte an meinen Fingern rum. "Dieser Termin liegt einfach so bescheuert, andererseits ist nur der Termin möglich zwecks Vorbereitung und dann noch nach Nürnberg fahren. Ihr als Crew müsst ja auch erstmal wieder reinkommen mit dem Aufbauen und so.". Ich strich mir leicht durchs Haar, nicht wirklich wissend was ich vor Nervosität mit meinen Händen machen sollte. "Hey Schatz, ich kann das nachvollziehen. Ich weiß doch auch, wie aufgeregt alle sind und wie wichtig eine gut organisierte Crew ist.". Sanft nahm er meine Hände in seine und hielt sie fest.

"Und so ungern ich das sage-", sein Blick verhärtete sich kurz ehe er durchatmete und meinen Blick suchte, "-ihr habt mit Jannik einen sehr gut organisierten Prokuristen. Der kennt sich schon aus und wird notfalls mit der Faust aufn Tisch hauen.". Leicht nickte ich und schloss die Augen. "Ich hätte dich einfach so gerne dabei gehabt und hab dabei total vergessen, dass du auch noch deinen eigenen Job hast Manu.". Seufzend zuckte ich mit den Schultern. "Ich war einfach so enttäuscht gestern Abend. Ich hab mich so sehr über die Nachricht gefreut, dass wir auftreten dürfen und dass es nun endlich auch ein Datum dazu gibt, dass ich gar nicht auf deine Gefühle dabei geachtet habe. Ich-". "Chris, ich war doch selbst nicht unbedingt einfühlsam und hab rumgebrüllt. Ich hab mich einfach so vor den Kopf gestoßen gefühlt.". Zaghaft streichelte sein Daumen über meinen Handrücken und für einen kurzen Moment senkte ich meinen Blick.

"Ich tue alles für dich Chris. Ich wusste, dass ihr die Probe machen wolltet aber eben nicht wann. Das Wochenende in Nürnberg ist der offizielle Tourstart und ich hab ihn mir extra freigehalten, um mit dir und allen anderen eine fette Party abzufackeln. Ich hab mit Lars gesprochen wegen Hof-". Seufzend brach er ab und ich sah die wachsende Unsicherheit in ihm aufsteigen. "Sieht nicht so gut aus. Der Auftritt am Dienstagabend ist für eine Firma in Bremen.". Sein Blick suchte den meinen und als er ihn fand, schlich ein zögerndes Lächeln über seine Lippen. "Ich verspreche dir, ich lasse nichts unversucht um nach Hof zu kommen-". "Ich weiß doch, Schatz. Wirklich, es ist okey.". Vorsichtig löste ich meine Hand aus seiner und streichelte stattdessen liebevoll über seine Wange. "Ich hoffe du weißt, dass du meine Nummer Eins bist Chris. Immer und überall, ich gebe alles für dich. Mein Verhalten gestern tut mir so unendlich leid-".

"Schatz, ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss. Du bist immer bei mir dabei, legst deine Termine nach mir und ich Blödmann hab es in zwei Jahren Beziehung nicht einmal geschafft bei deinen Auftritten dabei zu sein.". Ich schüttelte den Kopf und ließ meine Hand sinken. "Ich mach dir hier so einen Stress, dabei steht es mir absolut nicht zu.". Mit vollster Reue sah ich meinen Mann an, welcher mir allerdings mit vollstem Verständnis entgegenkam. "Ist schon gut, du hast mehr zu tun als ich und durch Corona hab ich ja auch weniger. Ich möchte nur, dass du nicht vergisst, dass ich immer für dich da sein werde.". Ich nickte leicht und atmete leise durch. "Weißt du-", ich brach kurz ab und musste mir eine Träne aus dem Augenwinkel streichen. "Weißt du, wann ich gemerkt habe, wie beschissen ich mich verhalten habe?". "Wann?". "Als du aufgelegt hast.". Schmerzlich sah ich ihn an und konnte die nun doch aufsteigenden Tränen nicht mehr zurückhalten.

"Das war doof Schatz", erwiderte er leise und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er liebevoll meine Tränen trocknete. "Ich hab mich einfach so unverstanden gefühlt und konnte nicht mehr diskutieren. Du weißt, ich mach sowas eigentlich nich-". "Ich verstehe es ja.". Erneut begann ich nervös mit meinen Fingern zu spielen und wich seinem Blick aus. "Ich mag das nicht so, also- also wenn wir uns streiten", schniefte ich leise und spürte augenblicklich seine Hände an meinen Wangen. "Dann lass uns aufhören, jetzt gleich.". Ich sah ihn an und ließ von dem zaghaften Lächeln anstecken. "Ich probiere alles, um nach Hof zu kommen-". "-Und ich werde auf dich warten und spätestens am Wochenende mit dir die Halle rocken.". Sanft legte ich meine Lippen auf seine und wir beide wussten, dass dies ein stummes Versprechen war. "Begleitest du mich dann auch mal und lässt mich dich in meine Welt entführen?".

Überrascht sah ich ihn an. "Ich soll mitkommen zu nem Auftritt? Wenn du auflegst und so?". Euphorisch nickte er. "Warum sollst du immer nur zaubern, wer weiß welche versteckten Talente noch in meinem Mann schlummern.". Verlegen strich ich mir durchs Haar. "Ich komme sehr gerne mal mit, natürlich.". "Es wird dir gefallen, das verspreche ich dir Schatz.". Ich lächelte ihn zuversichtlich an und nickte. "Schaukeln wir schon irgendwie.". Für einige Minuten schwiegen wir und genossen noch einmal die Nähe des Anderen. "Soll ich dich noch in die Halle fahren? Dein Auto steht ja noch da.". "Das wäre lieb-". "Ach und Chris", ernst sah er mich an, was mir einen tiefen Schauder durch den Körper jagte. "Andy hat erzählt, du schläfst seit ich in Kiel bin in der Halle. Das geht so nicht. Entweder schläfst du hier oder zumindest bei Andreas, ich mag das nicht wenn du viel in der Halle schläfst, alleine.". Sein eben noch tadelnder Blick wurde weich und besorgt. "Versprichst du mir das?". "Natürlich. Dann geh ich zu Andy mit, ich mag nich alleine hier im Haus sein", gab ich leise zu und seufzte.

"Ist so leer und leise.". "Das kenn ich auch. Aber dann gehste zumindest zu Andreas, damit bin ich vollkommen ok. Am Sonntag schläfst du aber hier, ich schleich mich nachts dann zu dir.". Schmunzelnd stimmte ich ihm zu. Wir machten uns gemeinsam fertig und erneut musste ich fest schlucken beim Anblick von Manus Outfit. "Wie man mich innerhalb von fünf Sekunden scharf bekommt, weißt du spätestens jetzt auch", murmelte ich und schloss kurz die Augen, um tief durchzuatmen. "Lass uns bloß losfahren.". Schnell ging ich zum Auto, wobei ich Manu hinter mir noch lachen hörte. Er fuhr mich zu Andreas und stieg noch einmal mit aus. "Dann bis Sonntag Chrissy", murmelte er und legte sanft die Hände an meine Hüfte. "Ich meld mich wenn ich da bin und rufe heute Abend wieder an, diesmal leg ich auch nich einfach auf, versprochen.". "Ist gut, ich warte auf dich.". Sanft küsste er mich bevor er ins Auto stieg, mir einen Handkuss zuwarf und dann zurück Richtung Kiel fuhr.

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt