chapter 66

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Stumm beobachtete ich wie mein Bruder unserer Stylistin half alle Klamotten zusammen zu sammeln und ordnungsgemäß zu verstauen. "Haben wir alles?". "Deine Wechselsachen liegen noch aufm Stuhl bei Chris.". Ich sah hoch und blickte zu den Beiden. "Hm?". "Andreas Sachen auf deinem Schoß.". Ich sah kurz runter und nickte. "Hier.". Ich hielt sie ihm hin und wartete bis er sich umzog. "Können wir jetzt?". Gerade ausgesprochen klopfte es an der Tür. "Ja?". Hilde kam rein und schloss langsam die Tür. "Yvonne.". Sie nickte Richtung Tür. "Ciao Jungs, kommt gut nach Hause.". Andreas winkte ihr lächelnd, bevor sie dann auch schon ging. "Was sollte das eben? Das war live Christian!". Ausdruckslos sah ich unsere Managerin an. "Schön.".

"Schön?! Was sollen die Leute denn jetzt denken?!". Ich zuckte die Schultern. "Du hast einen Journalisten runtergemacht und live angebrüllt!". Andreas wollte sich nun einmischen, wurde allerdings sofort abgewürgt. "Probiers nicht Andreas.". Langsam erhob ich mich und baute mich vor Hilde auf. "Nun hör mir mal zu-", zischte ich wütend und hielt ihrem kalten Blick stand. "Ich werde diskriminiert, weil ich nicht mit einer Frau zusammen bin! Ich werde vor laufender Kamera abgewimmelt nur weil es diesem Wixxer nicht passt und er seine beschissenen Weltanschauungen nicht ändern kann!". Schwer holte ich Luft und schnaufte kräftig durch. "Du kennst Manuel und weißt wie ihn sowas mitnimmt und verdient hat er das nun schon mal gar nicht! Wir lieben uns und das hat auch ein Herr Lange zu kapieren und zu akzeptieren und da brauche ich mir jetzt auch gar nicht blöd kommen lassen von dir!".

Meine Hand kribbelte und am liebsten hätte ich sie tatsächlich ordentlich und vor allem körperlich in ihre Schranken gewiesen, allerdings verließ sie ohne weitere Worte unseren Raum und ließ die Tür zufallen. "Willst du auch noch was dazu sagen!?". Perplex sah Andreas zu mir und schüttelte lediglich den Kopf. Kopfschüttelnd stand ich auf, griff meine Tasche und ging aus dem Raum. "Warte doch!". Ich drehte mich um und wartete bis er zu mir gejoggt kam und seinen freien Arm um mich legte. "Tut mir leid. Ich war einfach etwas überrascht von deinem Ausbruch.". "War doch gerechtfertigt.". "Das auf jeden Fall, ich hätte nur nich damit gerechnet. Versuch mal dich ein wenig zu beruhigen und nach vorn zu sehen.". Ich nickte nur leicht und ließ mich von ihm nach draußen führen.

Die Fahrt verlief weitestgehend schweigend. Ich hatte den Kopf am Fenster gelehnt und hörte Musik, schrieb ein wenig mit Manu nebenbei und sah ständig auf die Uhr. Es war fast 20 Uhr und laut Navi hatten wir noch circa eine halbe Stunde. Seufzend nahm ich meine Kopfhörer raus und entgegnete dem Blick meines Bruders. "Du siehst so maulig aus", nuschelte ich erschöpft. "Schau mal nach vorne.". Ich lehnte mich nach vorne und sah lediglich ein Meer aus Warnblinkern. "Stau? Ernsthaft jetzt?". Enrico drehte sich kurz zu uns, das Auto stand mittlerweile bereits. "Sorry Jungs, laut Verkehrsfunk ist kurz vor unserer Abfahrt ein Unfall passiert. Vor 10 Minuten erst.". Seine Erklärung wurde unterstützt von den schrillen Sirenen, die sich ihren Weg durch die entstandene Rettungsgasse bahnten. "Wie lange dauert das ungefähr?". "Bestimmt ein Weilchen, es kommt keine Ausfahrt mehr vorher.".

Schmerzlich schloss ich die Augen und lehnte den Kopf an die Scheibe. "Chris", flüsterte Andreas sanft und betätigte vorsichtig meinen Sicherheitsgurt. Ich sah zu ihm und ließ mir ohne Gegenwehr den Gurt vom Körper schieben. "Komm her.". Langsam legte ich meinen Kopf auf seinen Schoß und schmiegte mich näher an ihn. "Es wird alles gut", murmelte er und strich zaghaft durch mein Haar. "Ich will doch einfach nur nach Hause.". Er flüsterte beruhigend auf mich ein, während ich schweigend hier lag und mir einfach nur noch zum Brechen war. "Enrico", murmelte ich. "Enrico, halt an.". Wir rollten immernoch langsam der Masse nach, doch ich riss nun meine Tür auf und lief über den Standstreifen zum Grün und erbrach mich.

"Enrico! Standstreifen sofort!". Mein Bruder kam sofort zu mir und stützte mich vorsichtig. "Schon gut Chrissy, beruhig dich erstmal und dann steigen wir wieder ein.". Ich ließ mir helfen zurück zum Wagen zu kommen und setzte mich in die offene Tür. "Danke Andy", flüsterte ich und nahm die Wasserflasche entgegen. "Wollen wir langsam weiter? Ist schon viertel nach neun und langsam geht's weiter.". Leise stimmte ich zu und wir stiegen wieder vernünftig ein, nur dass ich mich jetzt auf den mittleren Sitz setzte und mich fest an Andreas schmiegte. "Bald sind wir zuhause und dann lässt dich Manu nich mehr los.". Ich nickte und hustete einmal schwer auf. "Hm sorry", murmelte ich und hielt mir leicht den Hals.

"Werd jetzt bloß nich krank hm.". "Bestimmt nich, kommt vom Brechen.". Mitleidig sah er mich an und seufzte. "Eine Woche Pause ab morgen. Ruht euch aus und genießt etwas Zeit.". "Danke Andy.". Ich beobachtete den Verkehr vor uns und musste lächeln als endlich das Ortseingangsschild von Bünde erschien. "Fahrt ihr mich erst heim?". Enrico antwortete mir gar nicht, bog allerdings in Richtung unseres Wohngebiets ab. Nach etwa zehn weiteren Minuten hielt er vor unserer Auffahrt und drehte sich zu uns. "Ruht euch aus und grüß Manuel.". Ich schlug mit ihm ein und stieg gemeinsam mit Andreas aus, der mir meine Tasche aus dem Kofferraum gab. "Erhol dich Chrissy, ich hab dich lieb", murmelte er und nahm mich nochmal fest in den Arm. "Ich dich auch, danke Andy.". Sanft lächelte er mich an bevor er sich auf den Beifahrersitz setzte und die beiden Männer weiterfuhren.

Straight Against The Feelings - Of Suffering and Joy [Part Two]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt