Kapitel 67

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Louis POV

Das nicht alles o.k. war, spürte ich die nächsten Tage. Jamie redete zwar halbwegs normal mit uns, aber war ansonsten sehr zurückhaltend. Das lautstarke Lachen, was sonst so oft durchs Haus schallte, wenn er mit Zoey spielte, war so gut wie gar nicht mehr zu hören und er hielt sich fast nur in seinen Zimmern auf.

"Ich mache mir Sorgen.", Harry und ich saßen im Wohnzimmer, tranken gerade unseren Nachmittagstee zusammen.

"Kann ich verstehen.", antwortete mein Mann und seufzte. "Aber vielleicht braucht er einfach noch etwas Zeit um zu beobachten, dass wirklich alles gut ist, zwischen uns."

Ich runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf. "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es nur das ist. Merkst du, dass er auch körperlich seltsam distanziert ist, zu uns? Sonst kam er immer kuscheln, bei jeder Gelegenheit hat er die Nähe gesucht, aber jetzt... Gestern ist er sogar einen Schritt von mir weggetreten, als ich einen Arm um ihn legen wollte.", erzählte ich bitter.

"Vielleicht sollten wir mal mit seinem Therapeuten reden?", schlug Harry nun vor und ich zuckte mit den Schultern. 

"Der sagte mir zuletzt nur, dass er sich auch dort komplett in sich verschlossen hat. Harry, was ist, wenn er uns nicht mehr akzeptiert, als seine Eltern? Was ist, wenn er sich innerlich komplett distanziert?", ich merkte meine Stimme brach und hektisch wischte ich ein paar aufkommende Tränen weg.

"Erstmal darfst du dich jetzt nicht aufregen, Love. Bitte, bleib ruhig. Das schadet deinem Herzen und damit im Zweifel auch Jamie, wenn es dir nicht gut geht. Ich denke, ich werde mal mit ihm ein klärendes Gespräch führen. Er zog mich zu einem Stirnkuss zu sich, stand dann auf. "Drück mir die Daumen, vielleicht bekomme ich ja etwas aus ihm heraus."

Als Harry nach oben verschwunden war, schlug mein Herz mir bis zum Hals. Ich wusste, dass er nicht der Sensibelste war, was den Umgang mit Jamie anging und die Angst, dass er ihn noch mehr vergrätzte, saß mir gewaltig im Nacken.

XXX

Harry POV

"Darf ich rein kommen?", ich schob die Tür zum Spielzimmer auf, sah Jamie auf dem Boden sitzen, Zoey daneben und er baute gerade an einer großen Legoburg.

"Ja. Bist du ja sowieso so schon.", antwortete er, ohne mich anzusehen.

Normalerweise hätte ich ihn jetzt dafür gerügt, dass es unhöflich war sein Gegenüber nicht anzusehen, aber vermutlich wäre das als Einstieg in unser Gespräch eher kontraproduktiv gewesen.

Ich ließ mich zu ihm auf den Teppich fallen, wo unsere Hündin direkt zu mir kam und es sich auf meinem Schoss bequem machte.

"Du wirst langsam zu groß dafür.", sagte ich grinsend, kraulte aber dennoch ihre Lieblingsstelle hinter dem Ohr, so dass sie genussvolle Geräusche von sich gab.

Als ich noch einen Moment beim Bauen zugesehen hatte, startete ich meinen Gesprächsversuch.

"Jamie, deinem Daddy und mir ist aufgefallen, dass du dich sowohl emotional als auch körperlich von uns entfernst. Wir wissen nicht warum und machen uns Sorgen, was dich dazu treibt. Wir vermissen unseren fröhlichen lachenden und vor allem kuscheligen Jamie.", ich sah ihn von der Seite an und er blickte jedoch weiter stur auf seine Legosteine, baute weiter, als ob ich keine Frage an ihn gerichtet hatte.

"Jamie?", hakte ich nach und er hob langsam den Kopf.

"Ihr seid abartig.", kam es plötzlich aus seinem Mund und ich riss die Augen auf, mein Mund stand offen und ich sah ihn vollkommen entsetzt an.

"Was?", fragte ich, noch immer komplett geschockt und er nickte, sah wieder runter auf die Steine.

"Ihr seid ekelig. Ich habe auf dem Tablett dieses BDSM Zeug gegoogelt...", er schluckte und ich hatte das Gefühl mir würde es alles unter den Füßen wegziehen. "Du verhaust Papa. Du verhaust ihn, bis er schreit und fleht, dass du aufhörst. Ihr, ihr... da waren Sachen... Oh Gott.", stammelte er und ich merkte, wie mir schlecht wurde. Wie sollte ich jetzt reagieren? Warum hatten wir diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, dass er selbst nachforschen würde?

One way or another - L.S. 3. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt