Kapitel 83

595 55 10
                                    


Harry POV

Ich war nervös, richtig nervös. Niklas und ich hatten bereits eine Stunde miteinander gesprochen und mich auf das kommende Gespräch vorbereitet.

Trotzdem ging mein Herz rasend schnell und als Jakob den Raum betrat, hielt ich sogar kurzfristig die Luft an.

"Schön, dass du gekommen bist. Nimm Platz.", sagte Niklas lächelnd zu dem älteren Dom, der sich mir gegenüber in den Sitz fallen ließ.

"Wir wissen alle drei, warum wir heute hier sitzen. Es sind Dinge vorgefallen, die innerhalb eures Beziehungsgefüges für Verwirrung gesorgt haben. Diese wollen wir heute gemeinsam gerade rücken, damit ihr im Idealfall wieder zu euren freundschaftlichen Bunden zurückkehren könnt, die ihr vor der Sache mit Louis im Krankenhaus gehabt habt.", der Therapeut nahm ein Schluck von seinem heißen Tee und sah Jakob dann herausfordernd an.

"Mir ist erstmal wichtig, dass du sagst, was Louis für dich ist.", sagte er und ich achtete auf jede Unsicherheit in Jakobs Gesicht, doch es zeigte sich nichts. Im Gegenteil, er war wie immer die Souveränität in Person und er lächelte, als er nickte.

"Louis ist für mich rein der Definition nach ein Freund. Ein sehr guter Freund, genauso wie Harry.", er hielt inne. "Emotional ist Louis für mich aber ein wenig mehr als ein Freund.", ich schluckte, merkte wie mir die Augen aufrissen und spürte gleich eine beruhigende Hand an meinem Arm, die mich tätschelte.

"Lass ihn ausreden.", sagte Niklas und ich brauchte alle Beherrschung um seiner Aufforderung auch nachzukommen.

"Louis und Harry sind damals zu mir gekommen, weil sie Hilfe brauchten. Hilfe bei einer sehr intimen Problematik. Ist Niklas im Bilde?", wandte sich Jakob an mich und ich nickte. "Harry war sehr ungehalten, unerfahren und vor allem konnte sich selbst schlecht kontrollieren. Louis dagegen war voller Fantasien, hat sich dafür aber massiv verurteilt, sich dann für Harry überfordert und so weiter.", führte er weiter aus, lehnte sich zurück.

"Ich habe dann angefangen die Beiden an die Hand zu nehmen, in die Szene einzuführen, ihnen beizubringen wie Dinge zu handhaben sind und dabei hat sich zwischen uns Vieren, also auch meinem Mann Luca, eine tiefe Freundschaft entwickelt in der jeder Jedem blind vertraute."

Niklas sah ihn mit einem Lächeln an und wartete, dass er weiter sprach.

"Louis war für mich von Anfang an jemand, bei dem mein Beschützerinstinkt geweckt war. Er hat sich mir auch sehr schnell anvertraut, weil ich ihm die für ihn in dem Moment notwendige starke Schulter bieten konnte und somit hat sich eine besondere Beziehung entwickelt. Gerade auch nachdem ich damals bei der Sache mit dem Mistkerl vom Jugendamt dabei war, ihn vor Schlimmeren bewahren konnte...", er stoppte und schluckte.

"Ich muss noch einmal präzisieren.", der Therapeut sah Jakob noch einmal intensiv an. "Haben sie sich in Louis verliebt, lieben sie ihn oder haben sonstige romantische Gefühle für ihn?"

Ich merkte wie sich meine Hände an die Armlehnen krampften, hörte wieder auf zu atmen, als Jakob antwortete.

"Harry,", wandte er sich direkt an mich, sah mich an. "Ich liebe Luca. Ich habe Louis lieb, ja. Ich habe ihn sogar sehr lieb. Genau wie ich dich lieb habe. Aber da sind keinerlei romantischen Gefühle, ich bin nicht verliebt in deinen Mann. Ich verhehle nicht, dass ich ihn attraktiv und anziehend finde, aber das ist nur natürlich und dir geht es bei Luca nicht anders. Ich hoffe, damit konnte ich die Frage gut und klarstellend beantworten."

"Atme.", wurde ich von Niklas angeschubst, zog erschrocken Luft ein und merkte erst jetzt selbst, dass ich bereits kleine Sternchen vor meinen Augen tanzen sah, weil ich wirklich die ganze Antwort lang nicht geatmet hatte.

One way or another - L.S. 3. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt