¨Hat man die Zwerge gefunden?¨, fragte Tauriel, als wir zum Waldlandreich zurückkehrten.
¨Nein. Aber man hat sie in der Seestadt gesehen.¨ Die Wache sah uns ausdruckslos an.
¨Und weiter?¨, fragte sie leicht genervt.
¨Nichts. Keine weiteren Infos von der Königsfamilie.¨ Legolas war also schon wieder aufgebrochen, er hatte keine Geduld um lange an einem Ort zu verweilen oder gar zu warten.
¨Danke.¨ Schnell fügte ich dies noch hinzu, bevor Tauriel sich umdrehte und mich mit sich in den Wald zog.
¨Was hast du vor?¨ atemlos kam ich bei ihr an und wischte mir eine dicke Strähne aus meinem Gesicht, die sich aus dem losen Zopf gelöst hatte.
¨Wir müssen die Zwerge finden und sie zur Strecke bringen.¨
¨Zurück bringen.¨, korrigierte ich sie, weil ich nicht wollte das die Zwerge sterben mussten. Irgendwie waren sie ja schon niedlich.
¨Wenn du meinst, Schwesterherz.¨ Es war so ungewohnt eine Schwester zu haben ... und von meiner eigenen Familie betrogen worden zu sein. Schnell schob ich diesen Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf den steinschweren Weg, über den ich nun haltlos stolperte. Der Wald war dunkel und dicke Wolken zerstörten auch die letzten Strahlen der kalten Sonne, die uns der bevorstehende Winter schenken wollte. Die Bäume links von mir war die alte, bekannte Art, die hallugene Stoffgemische verbreiteten, und rechts erstreckte sich ein Mischwald, der noch nicht ganz verstorben war. Hier gab es keinen Weg dem man folgen konnte, hier musste man den gewünschten Ort kennen und den Pfad von alleine finden. Wahrscheinlich traf man darum nicht einmal hier die weißen Hirsche des Königs an, die sonst die Wege säumten.
¨Weißt du wo es zur Seestadt geht?¨ Sie drehte sich nicht um, als sie mir antwortete:
¨Hörst du den Fluss? Riechst du den faulenden Fisch? Sie führend dich zu diesem stinkenden Ort.¨ Sie hatte recht. In der Ferne gurgelte das Wasser und ein Seemann schrie in der Erwartung eines Fanges. Die kalte Luft stach mir in der Lunge, und seichte Schweißperlen bildeten sich bereits auf meiner Stirn.
¨Tauriel! Taurel ich kann nicht mehr! Heilige scheiße, Tauriel mach mal halblang!¨
¨Hier kannst du nicht so reden wie du es einst lerntest. Reiß dich zusammen.¨ Ich stöhnte und legte mir eine Hand auf den Bauch. Mein Herz pochte unnatürlich schnell.
¨Also gut; fünf Minuten.¨ Meine Schwester musste Ausdauer wie ein Trollbalg haben. Das war nicht das Einzige für was ich sie zu dieser Zeit beneidete. Ungeduldig tiegerte sie auf und ab, während ich versuchte wieder zu Atem zu kommen.
¨Was ist das für eine Kette die du da trägst? Ich habe sie vorher noch nie gesehen.¨, versuchte ich die Stille zu brechen.
¨Tauriel?¨ Jedoch schien sie nicht zu beabsichtigen mir zu antworten. Die Möwen kreisten über uns und hofften auf den Fang eines Fisches aus den alten Netzen der Angler.
¨Sie war ein Geschenk. Ein Geschenk meiner Familie.¨ Sie stach mit dem Fuß die Erde auf und kaute nervös an den Nägel. Plötzlich wirkte sie so seltsam menschlich.
¨Was ist denn mit deiner ... meiner Familie geschehen?¨ Ich wollte ihr nicht zu nahe treten, aber ich musste es wissen.
¨Deren Geschichte wird nicht erzählt. Sie ist es nicht wert weitergegeben zu werden. Kein hoher Rang, kein Titel.¨ Fragend legte ich den Kopf schief.
¨Ich finde sie ist es wert. Nur weil der Hof sie nicht singt und feiert, muss sie nicht unwichtig sein. Jeder war einmal unwichtig. Und nur wenn du aufgibst, wirst du es bleiben.¨
¨Nette Rede, aber die Geschichte geht dich noch nichts an. Finde erst dich und dann deine Familie. Oder besser ... finde die Zwerge. Es geht weiter.¨ Ich hätte mir lieber etwas über meine wahre Familie angehört, aber Tauriel war stur. Immerhin war ich wieder ein bisschen zu Atem gekommen.
¨Elbenweib! Liebe Elbin des Waldlandreiches!¨ Eine Torwache versuchte uns anzuhalten, als wir über Fässer sprangen, und toten Pflanzen auswichen. Ich fluchte als ich in eine Wasserlache trat und meine seichten Stoffschuhe sofort durchweicht waren. Wiederwärtig quoll das Wasser bei jedem Schritt hinaus und ich wusste, dass ich spätestens übermorgen krank sein würde.
¨Haben sie Zwerge gesehen? Kleine Leute? Eher weniger hübsch?¨, fragte sie ohne ihn zu Wort kommen zu lassen.
¨Zwerge? Nein. Das hätte ich bemerkt. Hier kommt nichts ohne mein Wissen in die Stadt.¨
¨Gab es irgendwelche Vorkommnisse?¨, fragte sie weiter.
¨Hm, lass mich überlegen. Bard kam vorhin mit Fisch hier her. Ich frage mich wo er die alle her hatte. Aus unserem See ganz sicher nicht. Hier schwimmt nichts mehr was man essen könnte. Außerdem hatte er Fässer aus Eurem Reich. Hab Ihr ihm die Fische gegeben?¨ Einerseits ehrfürchtig und andererseits erstaunt, sah er von Tauriel zu mir und wieder zurück.
¨Vielen Dank für deine Hilfe.¨ Sie verbeugte sich leicht und sprang dann in großen Schritten davon. Ich verdrehte die Augen und wünschte, auch nur ein bisschen elbisches Blut vererbt bekommen zu haben.
¨Hat mich gefreut.¨, sagte ich halb im dreckigen Wasser ertrinkend, und hechtete davon. Mehr nass als trocken, keltterte ich über das Tor und sah über die alte Stadt.
¨Die armen Leute hier. Wir müssen sie retten.¨, sagte ich zu Tauriel in der Hoffnung sie würde es hören, doch wir beide wussten, dass wir nichts tun konnten. Wir konnten alleine keine ganze Stadt retten. Schon gar nicht zu dieser Zeit der Armut und der Angst. Entweder würden sie bald in dieser Stadt ertrinken, oder brennen. Denn Thranduil würde dieses Stück Erde nicht retten wollen. Für ihn hatte es keinen Zweck, keinen Nutzen, aber für mich. Selbst wenn ich machtlos war, werde ich diesen Menschen nicht ihrem Schicksal überlassen. Keiner hat es verdient im Drachenfeuer zu sterben, oder in seiner Stadt zu ertrinken.
¨Tauriel warte doch!¨, schrie ich, als ich feststellt, dass sie schon wieder drei alte Häuse weiter war.
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Le Melin - Legolas
FanfictionMeleth ist normal. Ein gewöhnliches Mädchen, und das soll sich auch nicht ändern. Noch nicht. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut, weiß dass sie anders ist, weiß dass sie hier nicht hingehört. Legolas ist ihre Rettung. Unsterblich verliebte sie...