Mein Retter kam zu spät -16

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Als ich erwachte war ich gefesselt. Eigentlich hatte ich auch nichts andres erwartet. Mir war bitter kalt, obwohl die Sonne groß und hell am Himmel schien. Ich reckte ihr mein Gesicht entgegen in der Hoffnung Wärme zu verspüren. Eine riesige dunkle Wolke schob sich vor den ganzen Himmel als die erste Eisschicht von meinen Lippen zu fallen schien.  Ein Donner grollte und  Blitze schlugen in den Bäumen rechts und links von mir ein. Wieso um Himmels Willen rettet mich denn niemand? War ich ihnen allen so egal? Die ersten Tropfen trafen auf dem Boden auf, doch ich bemerkte es gar nicht. Meine Tränen waren ihnen gleich. Schon wieder zuckte ein Blitz am Himmel. Die Helligkeit die ich bis ebend noch verspürt hatte war verschwunden. Düsternis war eingekehrt die sich bis tief in mein Herz fraß. 

Ich sah auf und erkannte eine Person hinter ein paar Baumreihen. Sie hatte große und breite Schultern und einen Bogen in der Hand. Ich schöpfte Hoffnung. Hatte Legolas bemerkt das ich verschwunden war und kam mich nun befreien?
Sie wird sterben ...
Nein das darf sie nicht ...
Einer muss uns helfen ...
Sie muss überleben ...
Sie ist verloren ...

Da waren sie wieder. Diese Stimmen.  Diesmal flehten sie mich an, um irgendwas. Ich hörte ihnen jedoch nicht mehr zu denn mein verschleierter Blick war starr auf die Person gerichtet die sich nun langsam auf mich zu bewegte. Mein Herz sprang mir vor Adrenalin fast aus der Brust und ich sehnte mich danach ihn zu spüren. 

Als er näher kam stellte ich fest das es nicht Legolas war. Und auch nicht Sanwe der mich retten wollte, es war ein Waldmensch und als er seinen Bogen auf mich richtete wusste ich auch was er vor hatte.  Mir war es jedoch gleich. Wenn es weder Legolas noch Sanwe für nötig hielt mich zu retten wollte ich nicht mehr leben. Ja für diesen blonden Elben hab ich überhaupt gelebt! Wenn er mich nun nicht wollte sah ich keinen Grund mehr hier zu verweilen. 

Der Waldmensch trat noch näher heran und spannte seinen Bogen bis zum Anschlag. Wenn ich gewollt hätte hätte ich die Spitze seines Pfeiles berühren können, die nun gefährlich auf meinen Hals zeigte. Bevor er den Pfeil von der Sehne sirren ließ, dachte ich an meine Familie, an mein altes Leben und mir wurde klar das ich es nicht zurück wollte.

Der Pfeil war gerade dabei meinen Hals zu zerspalten als ich merkte wie ihn jemand hinderte noch tiefer in mein Fleisch einzudringen. Ich stöhnte vor Schmerz auf und sah Legolas besorgten Blick nur eine Hand von mir entfernt. Er wirbelte jedoch viel zu schnell wieder herum und erstoch jemanden. Weitere Waldmenschen kamen auf das Schlachtfeld gestürmt und feuerten Pfeile auf Legolas ab, die er aber behend abwehrte.
Sie muss ihm helfen ...
Aber wie ...
Sie kann nicht kämpfen ...
Aber für Ablenkung sorgen ...
Und wie ...

Ich nahm meine allerletzte Kraft zusammen um mich aufzurichten. Mein Hals brannte wie Feuer und ich wünschte mir die Kälte zurück.

"Ihr wollt mich? Hier bin ich!" Sie ließen von Legolas ab und sahen mich an. Sie dachten wohl ich seie tot, aber ich gab nicht so leicht auf. Langsam bewegten sie sich auf mich zu. Keiner von ihnen trug noch Bogen und Pfeil bei sich, weshalb mein Ende wohl mit einem Schwerthieb entschieden werden würde. Legolas jedoch stürzte sich erneut auf die Waldmenschen und tötete erneute 5. Die letzten drei die übrig geblieben waren flüchteten,  aus Angst mit Legolas Schwert Bekanntschaft zu machen. Ich jedoch konnte mich nicht über den errungenen Sieg freuen, denn so allmählich blieb mir die Luft aus und schwarze Punkte begannen sich am Rande meines Blickfeldes zu bilden. Noch bevor ich auf die Kniee sinken konnte umschlossen mich zwei kräftige warme Arme, doch ich konnte es nicht genießen. Das Feuer breitete sich aus ...

Ich spürte nur ihn, den Regen und den Schmerz, als ich die Besinnung verlor und Legolas entsetzt aufschrie.

Le Melin - LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt