Schmerzen im Paradies -11

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"Was machst du hier? Bist du völlig verrückt geworden?" Sanwe hielt mich an den Schultern fest und schüttelte mich leicht. Er hatte mich auf der Treppe abgefangen.

"Was ist denn so schlimm daran. Ich wollte mich nur mal umsehen!"

"Ich glaube du weißt nicht wo du hier bist!? Dieses Schloss mag zwar schön sein, jedoch ist es wie ein Magen. Jeden der rein geht, verdaut es. Und manchmal kommt man nicht mehr raus. Bleib am besten da wo du sein sollst."

"Und wo soll ich sein? Wo gehör ich hin? Sags mir Sanwe!!" Er schüttelte den Kopf und senkte den Blick.

"Ich würd ja sagen das du zu mir gehörst, aber das stimmt nicht. Das geht nicht." My heart will never broken . . . Ich musste an mein Lieblingslied denken, wo genau diese Stelle vorkam. Es war alles so wie ich es haben wollte und doch brach wieder etwas. War ich mir nicht im Reinen, Legolas zu lieben? Sanwe war ein Freund. Wieso dann? My heart will never broken. . .

Ich ging ein paar Schritte zurück.

"Meleth ich . . ."

"Nein, ich hab schon verstanden. Du willst mich nicht. Schmeißt mich weg. Ist das bei Elben so ein Ding? Gebt jemanden das Gefühl besonders zu sein und dann? Wie kannst du nur? Können Elben etwa nicht lieben?" Meine Stimme brach und die ersten Tränen stiegen in mir auf. Dieses scheiß Gefühl, mit einem Kloß im Hals, den man immer bekam wenn man kurz vor dem weinen war.

"Du weißt so wenig. Wenn Elben einmal jemanden lieben, dann lieben sie ihn für immer. Und wenn einer der beiden stirbt, bricht es das Herz des anderen und er stirbt. Also oh doch, Elben können lieben. Mehr als alle anderen." Mir wurde schlecht.

"Liebst du mich?" Er sah mich schlagartig an.

"Was?"

"Liebst du mich? Würdest du sterben wenn ich gehe?" Er sah wieder weg.

"Sanwe!"

"Ich muss gehen."

"Geht's noch! Du bleibst jetzt hier und redest mit mir!"

"Es tut mir leid." Und dann rannte er, als wären die Peitschen seiner Herren hinter ihm her. So blieb ich also in den tiefen des Schlosses zurück. Ohne Antwort, ohne Wissen.

Es war spät. Oder früh? Ich wusste nicht wie spät es war. Die ganze Nacht war ich durch die Gänge geirrt. Stunde um Stunde waren verstrichen bevor ich zurück fand. Ich hätte niemals gehen dürfen . . .

Nun saß ich wieder an meinem Balkon und sah der aufgehenden Sonne zu. Ich wollte wissen was mit Sanwe war. Ob es schon zu spät war. Das durfte nicht sein.

Mein Gesicht ruhte auf dem Geländer des Balkons. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein. Als ich mir den Himmel ansah, war es mir, als würde er auf mich herab fallen.

Definitiv würde es heute regnen.

Ich zog mich nun zurück. Mir wäre es lieber gewesen wenn die Sonne geschienen hätte, denn dann würde ich mit Legolas trainieren können. Leise huschte ich durch die Flure. Nur weil wir nicht trainieren können, heißt das nicht, dass wir nichts anderes machen können... Nun musste ich lächeln. Ich hatte schon einen Plan. Ich musste wissen ob ich Sanwe für Legolas opfern konnte, oder ob es umsonst wäre . . .

Le Melin - LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt