Gerüchte - 23

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Kurz nachdem Lenuia gegangen war, nahm ich mir vor so schnell wie möglich in meine Gemächer zurückzukehren da zu diesem Zimmer jeder Zutritt hatte und die Vorstellung Wildfremder in meinen Räumen mich schaudern ließ.

Jedoch schien die Heilerin von diesem Plan nicht gerade angetan zu sein. Sie sah mich skeptisch an und betrachtete die vielen Verbände die ich trotz meiner Körperlichen Verbesserung immer noch tragen musste.  Ich garantierte ihr zwar das mir mein Hals nicht mehr schmerzte, was jedoch völlig gelogen war. Bei jedem Wort spürte ich die brennende Hitze so sehr, als würde mir jemand immer und immer wieder den Hals anzünden. Zurück blieb dann nur ein bittere Nachgeschmack.

"Bitte!", flehte ich nun winselnd und versuchte so große Augen wie nur irgends  möglich zu machen.

"Das muss ich mit der Heilerin absprechen , ich bin nur ihre Hilfe und darf nichts entscheiden." Wahrscheinlich wusste sie das ich protestieren würde,  wenn sie mir nicht versprach es zu versuchen.

"Ich tue mein Bestes.", sie stand schon an der  Tür und schaute mich ein letztes mal mahnend an.

"Ich weiß was passiert ist, aber es gibt Leute die denken sehr schlecht über dich."

So blieb ich also eine Weile liegen,  und ließ mir die Worte der Elbin noch mal durch den Kopf gehen.  Plötzlich schreckte ich auf, da etwas durch meine Tür durch geschoben wurde. Erst als ich mich weit aus meinen Bett beugte, erkannte ich das es ein Brief war, ohne jegliche Signierung. Es fiel mir ungeheuer schwer mich aufzurichten und als ich dabei war die Füße über die Bettkante zu schwingen, erlitt ich einen extremen Schwindelanfall und mir wurde ungeheuer übel. Ruckartig ließ ich mich zurück in die Kissen fallen und dachte angestrengt nach. Warum musste ich nur immer so neugierig sein?   Langsam, so langsam das ich Zeit hatte jeder meiner Bewegungen genau zu überdenken, richtete ich mich zum zweiten mal auf und ließ meine kraftlosen Beine zu Boden gleiten. Als ich sicher war das sie mich tragen würden, hiefte ich auch meinen Körper aus dem Bett. Nun Kniete ich mit gesenktem Kopf, einer des Betens ähnlichen Geste. Ich sah nun meine fettigen Haare, die ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gewaschen hatte und spürte den Dreck auf meiner Haut, den ich als Erinnerung an die Waldmenschen zurückbehalten hatte. Meine Kraft reichte zum Aufrichten noch nicht aus,  also kroch ich wie ein geschlagender Hund zur Tür, griff den Brief und lehnte mich schnaufend an die Wand.
Meine Finger zitterten als ich das Papier durchriss und mein Zeigefinger erlitt dadurch einen langen Schnitt, der jedoch zwischen den vielen anderen verbleibenden Wunden nicht auffiel.
Das Papier das ich nun in den Händen hielt war schwerer als das was ich kannte, und es fühlte sich sehr teuer an. Die Schrift war schwungvoll und ordentlich geschrieben,  was aber nicht heißen musste das der Brief aus der Feder einer Elbin stammen musste, nein auch die männliche Gattung Elben hatte eine Schrift die aussah als hätten sie die Engel geschrieben. Ich musste ein paar mal blinzeln,  ehe ich auch die Wörter erfassen konnte die dort standen, denn auch in meinen Wimpern schien Dreck zu stecken,  der mir nun die Augen verklebte und jeden Wimpernschlag erschwerte. Jedoch wünschte ich mir schnell diesen erschwerlichen Weg nicht auf mich genommen zu haben, denn was dort stand ließ jede Wunde aufflammen ...

Wenn du nicht sofort verschwindest werde ich kund tun, was du dem Prinzen und Sanwe angetan hast. Mein Einfluss ist groß und wenn ich will bist du morgen tot. Doch ich habe mich anders entschieden :  ich lasse dich leiden .
Ach Kleine, glaub mir ... schon bald wirst du dir wünschen ich hätte dich eher töten lassen.
- V

Le Melin - LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt