14 Menschenjahre zuvor ~ 15.06.
Am Morgen des nächsten Tages wusste ich was zu tun war. Leise schlich ich mich aus dem Zimmer - das Mädchen schlief noch tief und fest. Lange noch betrachtete ich sie. Wenn Mialoa schlief sah sie so friedlich aus, ohne Zornesfalte und verzerrten Mund. Sie gefiel mir so viel besser. Generell gefiel sie mir. Wenn ich es doch nur schaffen würde ihr den Hass zu nehmen, dann würde ich sie bestimmt später heiraten. Mutter hatte recht; sie war ein wirklich liebes Kind. Ich sollte mir ein Beispiel an ihr nehmen.
Als sie sich auf die andere Seite drehte, mein nächtliches Kissen fest umklammert drehte ich mich um und ging. Ich würde sie gewiss heiraten. Mit oder ohne Zornesfalte. Draußen begrüßten mich die Vögel mit einem fröhlichen Lied und nur kurze Zeit später sang ich mit. So saß ich vor dem Baum den mein Vater gestern bekämpft hatte und schnitzte. - Es sollte ein Bogen für das kleine Mädchen werden, ein Geschenk.
Als ich fertig war betrachtete ich ihn im gleißenden Licht und entschied das seine Fertigstellung sogut wie beendet war. Es fehlte nur noch ihr Name am Griff ...
Gerade als ich mein Messer ein letztes mal ins Holz gesetzt hatte hörte ich es hinter mir im Laub knistern und als sich ein kleiner Körper mit orangenen Haar zu mir niederließ begann mein Herz schnell zu pochen. Ich zeigte ihr wie man die Sehne des Bogens einlegte und überreichte ihn ihr stolz.
"Das hast du gemacht? " Ihre Augen wurden kugelrund und so groß wie die einer Puppe.
"Jap." Stolz reckte ich das Kinn in die Höh und innerlich bedankte ich mich abermals dafür das mir Vater dies beigebracht hatte.
"Er ist wunderschön - vielen Dank." So schnell das ich es kaum bemerkte warf sie sich in meine Arme und vor Schreck erstarrt fielen wir zusammen nach hinten. Stunde um Stunde verstrichen wo wir lauter Spiele spielten und die Zeit vergaßen. Erst als Mutter zu Mittag rief kam die Zeit zurück. Lachend aßen wir zu Tisch und als endlich alle ihr Mahl verzehrt hatten krochen wir unter den Tisch um den Krümel des Kuchens aufzusammeln; wir hatten etwas vor und darum brauchten wir sie. Wir holten unsere Bogen und banden uns Ledergürtel mit den Krümeln drin um. Wir wollten Hasen jagen. Dann rannten wir als wären wir selbst zwei der Langohre in den Wald und schmissen uns raschelnd ins Gebüsch. Als wir dort nun kauerten - die Krümel nur wenige Meter des Gebüsches entfernt, die Bogen gespannt, bemerkte ich das Mialoa im Gesicht blutete. Die Dornen mussten es ihr zerkratzt haben. Als ich ihr dies sagte lachte sie nur und meinte :
"Warte nur ab wie dann der König aussehen muss wenn ich mit ihm fertig bin!" Und da war es wieder: Der verzerrte Mundwinkel, die Zornesfalte und ihre Augen begannen gefährlich zu glitzern. Genau in diesem Moment ließ sich ein Hase vor den Krümeln nieder um an ihnen zu schnuppern, doch als ich ihr das freudig sagen wollte, war sie schon weg. Wie der Blitz war sie hervorgeschossen und erlegte den Hasen nur mit den Händen. Entgeistert beobachtete ich wie sie dem Tier die Glieder verrenkte und es nach unendlicher Quälerei triumphierend an den Ohren in die Luft hielt. Sie lächelte.
"Siehst du das Sanwe? Wenn ich groß bin werde ich das mit allen machen können die mir böses wollen!" Plötzlich verging mir die Lust am jagen. So wie sie wollte ich es nicht tun. Ich wollte schießen üben und aus der Beute für Vater, Mutter und uns ein Mahl bereiten - doch so wie der Hase nach Mialoas Akt aussah, konnte man ihn nicht mehr verzehren.
Und zum ersten mal fragte ich mich, ob es so eine gute Idee war sie nicht über ihr Verhalten zurecht zu weisen ...
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Le Melin - Legolas
FanficMeleth ist normal. Ein gewöhnliches Mädchen, und das soll sich auch nicht ändern. Noch nicht. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut, weiß dass sie anders ist, weiß dass sie hier nicht hingehört. Legolas ist ihre Rettung. Unsterblich verliebte sie...