Freude - 67

1.1K 101 17
                                    

Ich erwachte nicht wie sonst von dem kalten Morgenwind, sondern von einem intensiven Geruch ... Tanne.

Verdattert rappelte ich mich auf.

"Aber wie? ..." Vor mir an der Wand stand ein stattlich gewachsener Baum.

"Er ist noch ungeschmückt, doch ich hoffte das wir das zusammen machen könnten? Gefällt er dir? Ich wollte nicht das du traurig bist und habe gedacht er würde dich aufheitern." Man sah ihm die Hoffnung an und sein Gesicht war von einer leichten Röte überzogen.

"Natürlich freue ich mich! Vielen dank, Legolas!" Freudig fiel ich ihm um den Hals und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Sofort wurde er noch röter.

"Das freut mich. Wirklich. Sag, willst du den Schmuck für deinen Baum mit mir sammeln gehen? Gerade schneit es nicht und die Sonne scheint." Er hob mich hoch und wirbelte mich durch die Luft. Ich liebte seine Elbenpower.

"Klar! Aber lass mich meine Sachen anziehen. So würde ich mir doch da draußen den Arsch abfrieren!" Ich begann zu lachen und er stimmte mit ein, obwohl er immernoch nicht zu seiner gewöhnlichen Gesichtsfarbe gefunden hatte.

"Ich ..  warte dann draußen auf dich." Doch was einige vielleicht mit Vor der Tür gedeutet hätten, kam für einen Elben nicht in Frage. Denn er faltete ordentlich meine Vorhänge beiseite und sprang dann eleganter als eine Katze, von dem Balkon. Still lächelte ich in mich hinein und freute mich auf den angebrochenen Tag.

So beeilte ich mich also meine Sachen mir überzuwerfen und die dicken Winterschuhe unter dem Bett hervor zu kramen. Es schien ewig her zu sein als ich sie zum letzten mal getragen hatte.

Da ich zu meinem Leidwesen kläglich auf den Boden geditscht wäre, nahm ich lieber die Treppe. Zwar fluchte ich Wie wild als ich dreimal stolperte, doch zum Glück sah es keiner.

Unten auf dem Hof blickte ich auf ein verschneites Feld, was den Blick auf die Königshäuser, den Kampfplatz und den Wald bot. Gerade als ich mich fragen wollte wohin ich gehen solle, sah ich Legolas gedankenverloren zu meinem Balkon hochstarren und nutzte die Gelegenheit um in den Schnee zu greifen und eine große Kugel zu formen. Als sie an seinem blonden Haar zu tausenden an Kristallen zerbarst, konnte ich nicht mehr an mich halten und bog mich vor lachen. Der Elb sah mich so verwirrt an, dass es mir an Worten fehlte. Aber Legolas lernte schnell. Blitzschnell schoss er herunter und seifte mich ordentlich ein und er ließ erst von mir ab als ich vor Lachen und vom Schnee gerötet am Boden lag.

"Stopp Legolas, stopp! Hast ja gewonnen!" Glucksend rollte ich mich zur Seite und lag mit dem Gesicht gen Himmel im Schnee.

"So viel zum Thema : schön brav Deko suchen.", sagte ich als ich mich wieder eingekriegt hatte.

"Das können wir auch immernoch machen. Der Tag liegt noch vor uns." Er sprang auf und reichte mir die Hand Ich kenne eine schöne Gegend. Dort können wir hin."

"Super!" Freudig hüpfte ich hinter ihm her und pfiff begeistert als wir durch die verzierte Pforte gingen ... hüpften ... schlichen. .. äh, was auch immer. Also Legolas war so elegant wie immer und ich ..  War ein lauter, hüpfender Trampel. Aber ich hatte einfach gute Laune und vergaß für kurz Sema. Auch Lenuia spukte nicht mehr ununterbrochen in meinem Kopf herum.

"Wie wäre es hiermit?" Etwas traf mich am Kopf und Legolas lachte hell und klar. Es tat nicht weh, aber ich hatte nicht damit gerechnet einen wohlgeformten Tannenzapfen an den Kopf zu bekommen.

"Und wenn wir genug haben, können wir Schmied Leraron fragen, ob er uns ein paar Stücke Draht gibt um sie anzuhängen." Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an.

"Du hast mir ja so richtig zugehört!" Freundschaftlich rammte ich ihm meinen Ellenbogen in die Rippen, denn ich reichte ihm nicht annähernd bis an die Schultern. Er wankte kurz, begann dann aber zu lachen und pustete mir von Einem Blatt Schnee ins Gesicht.

"Ja natürlich. Alles was ich über dich wissen kann will ich wissen, und alles was dir gefällt will ich dir geben dürfen. Also denke bloß nicht das ich je etwas vergessen habe was du mir gesagt hast. Ist alles gespeichert." Er tippte sich an die Stirn und lächelte. Er hatte ein Viel zu gutes Herz.

Es hatte wieder angefangen zu schneien und nun suchten wir im glücklichen Schweigen Sachen zusammen, die die Tanne schmücken könnten.

Als unsere Taschen voll, und meine Finger erfroren waren, kam er zu mir, küsste sie und führte mich zur Schmiede.

Leraron half uns gerne, obgleich weil der Prinz vor ihm stand, oder weil sich die beiden einfach verstanden. Jedenfalls schleppte ich scheppernt eine große Kiste in mein Zimmer. Legolas dicht auf dem Fersen.

"Weiter oben!  ... Links! Nein doch rechts! Ja, da!" Als ich nicht mehr an die Zweige rankam, musste Legolas herhalten, doch dem schien es gleich zu sein. Ich genoss den tag mit ihm in vollen Zügen, und auch er hatte sehr gute Laune.

"Hängt alles?", fragte er als ich ihm die letzte Nuss gereicht hatte.

"Total mega sieht der aus! Der schönste Weihnachtsbaum den ich Jeh gesehen habe!" Freudig nahm er die Arme aus dem Baum und umschlang sofort mich.

"Wenn du glücklich bist, bin ich es auch." Ich schmiegte mein Gesicht an seiner Brust und lauschte einer Weile seinem schnellen Herzschlag. In diesen Minuten ging die Sonne unter und tauchte das Waldlandreich in ein goldiges Rot, und schon bald sah man draußen nur noch die Düsternis.

"Sag Faen, willst du nicht zu der Köchin gehen? Das ganze Reich feiert Weihnachten und es scheint ihnen Spaß zu machen!"

"Ja du hast recht! Warte nicht auf mich, aber deine Köchin hat eine fette Umarmung verdient!" Er lachte nur wieder und ich stürzte nach unten.

Hier war ein riesiges Buffet aufgebaut und mindestens hundert Elben tummelten sich.

Auch der König. Mir blieb der Atem stehen als ich sah wie er von den einzelnen Gerichten kostete und zu lachen begann als ihm Puderzucker auf's Gewand fiel. So beobachtete ich also noch eine Weile das bunte Treiben und besonders den König der ein Weinglas nach dem anderen leerte und trollte mich dann wieder nach oben. Ich wollte mich eigentlich schlafen legen, doch als ich meine Tür öffnete, verflog all die Müdigkeit.

"Bei den Valar, Legolas!"

Le Melin - LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt