Eine Leiche, Eine Geliebte ? - 28

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Legolas Sicht

Ich hatte heute so unwahrscheinlich viel um die Ohren! Ach was rede ich da, nicht nur heute.  Seit dem Vorfall mit den Waldmenschen hatten alle aufeinmal einen großen Redebedarf. Vater ging es wieder schlechter, weshalb ich das Regieren übernehmen musste. Heute war der Tag wo vor vielen Jahren meine Mutter Leyandil gestorben ist. Und immer an diesem Tag zog sich Vater zurück. Er wollte alleine sein, über ihren jungen Verlust weinen. Ihm wäre es lieber gewesen wenn ich an ihrer Stelle gestorben wäre. Ich wusste das und hatte mich damit abgefunden. Nur ich vermisste sie auch so sehr. Vermisste ihre heilenden Küsse und ihre warmen Hände die mir die Haare glatt strichen. Nie wieder,  egal wie viel Zeit verstrich , würde sie das wieder tun. Egal wie sehr ich mir wünschte das sie mir jetzt sagen würde das alles gut wäre. Egal wie gut ihre Wärme dem Volk tun würde - sie war tot. Und das konnte ich nicht ändern. War es eigentlich fair das mein Vater trauern durfte und ich mir nicht mal ein Hauch von Schwäche anmerken lassen durfte? Ich schluckte schwer. Stark bleiben,  es gibt so viel schlimmeres als Mutter zu verlieren
"Madame Fidalis Kleid ist beim anprobieren zerrissen!", wie das. Gerade wollte ich beginnen mich wieder schlecht zu fühlen,  als meine Wachen hereingestürmt kamen. Sie hatten Schweiß auf der Stirn, was sonst bei Elben nur ein Zeichen von sehr großer Anstrengung war. Was hatten sie bloß?
"Prinz wir müssen dringend mit Ihnen reden!" Da riss bei mir der Geduldsfaden.
"ALLE WOLLEN MIT MIR REDEN, ALLE WOLLEN IRGENDWAS! !!" Sonst begann ich nie zu schreien, aber ich hatte Meleth eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und das ließ mich nicht mehr ruhig schlafen.  Ein paar Sekunden herrschte überraschtes Schweigen,  aber dann redeten wieder alle durcheinander. Ich hörte gar nicht zu. Ich wollte nicht zuhören. Doch dann, wie als würden die Worte des Offiziers von der Stille freigesprochen sein, drangen seine Worte in meine Ohren ein und ich musste sie begreifen. Zwei ,  drei Sekunden gedachte ich zu verstehen bevor ich langsam den Kopf hob und ihn ansah ; wie vom Donner gerührt.
"Was?" Das wollte ich noch einmal hören um sicher zu gehen das ich mich nicht verhört hatte. Die Anspannung war nun deutlich zu spüren und all die Leute die mir so ebend noch ihre Lebenschronik erzählen wollten, verstreuten sich im Raum. Sahen sich kurz dies und das an und verschwanden dann schnell.
"Es tut mir leid Prinz -", ich unterbrach ihn.
"Sag mir das von ebend nochmal ... bitte." Zwar war ich kurz davor einfach weg zu rennen,  doch die mir von meiner Mutter so hart antrainierten Manieren wollte ich nicht vergessen.
"Auf unserem Täglichen Sicherheitsgang haben wir die Leiche des Mädchens gefunden." Ich hatte mich nicht verhört. Sie hatten Leiche  gesagt,  dass hies also ... Ohne auf irgendwas anderes zu achten stürmte ich aus der Tür. Hinter mir sagte der Offizier etwas, doch ich hörte nicht hin, da seine Stimme von der ins Schloss fallende Tür übertönt wurde. Ich konnte ihm nicht glauben, wollte ihm nicht glauben. Denn wenn nun auch sie  heute verstorben war .... Unter schweren Schwindelanfällen griff ich nach der kalten Klinke des Leichenzimmers und schläppte mich noch gerade so hinein. Das durfte nicht wahr sein !

Le Melin - LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt