Einfach ruhig verhalten. Keine Angst zeigen. Er wittert das. Er spürte das rasende Blut.
"Woran mag es wohl liegen, dass ich anders aussehe? Woran mag es wohl liegen, dass du anders bist als anderen Menschen?" Ich spürte seinen fauligen Atem in meinem Gesicht. Okay, dann roch er halt auch wie ein Ork.
"Antworte!", bellte er.
"Ich weiß es nicht." Meine Stimme klang fest, ich hatte keine Angst. Ich habe in den letzten Wochen schlimmere Sachen gesehen. Er konnte mich nicht einschüchtern.
"Dann will ich es dir erklären. Wir gehören beide einer anderen Art an und sind doch die selben. Sieh mich an. Und jetzt sag mir, wieso sind wir gleich." Ich mussterte ihn lange und überlegte, was ein Ork mit mir zu tun hatte. Und dann, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
"Du warst ein Mensch. Vor langer Zeit. Jemand wie ich." Er nickte schwer.
"Was ist passiert?" Blitzschnell ließ er sein Shwert zurück in die Scheide gleiten und sah mich traurig an.
"Eigentlich ... war ich ein Elb. Doch bei einem Kampf, habe ich ebenfalls einen Menschen unseres gleichen verkrüppelt. Mir wurde klar, dass ich nicht würdevoll genug war den Posten eines Elbes zu wahren und wand mich zu den Orks. Das war das schmerzhafteste was ich jemals durchgestanden hatte, hielt ich jedoch für das einzig richtige." Mir kam das Bild des Wesens vor Augen, dass Legolas getötet hatte. Wir mussten einfach vom gleichen sprechen.
"Das tut mir leid. Ich denke ich kenne die Person von der du sprichst. Doch glaub mir, er ist eine schlechtere Seele als du geworden." Ich erzählte ihm die Geschichte. Angefangen von dem Anruf, bis zum Kampf. Zum ersten mal seit langem hatte ich das Gefühl wirklich verstanden zu werden. Immerhin hatte er die gleiche Welt wie ich gesehen, wusste wie es vorher war, und werden würde. Es war merkwürdig einen Ork vor Augen zu haben, den man mochte und nicht mit einem Schwert durchbohren wollte. Er hatte sich zu mir auf den Boden gelassen und lachte ein röchelndes Lachen. Das Bild war so falsch, und doch hatte ich ein Gefühl von Bindung.
"Wo willst du eigentlich hin? Sahst ja ziemlich verloren aus." Neben dem Gefühl von Heimat, gab er mir auch endlich jemanden mit dem ich normal sprechen kann.
"Zu den blauen Bergen dort ...", ich brachte es einfach nicht über mich auszusprechen und versuchte den Klos in meinem Hals herunter zu schlucken.
"Die blauen Berge? Nein! Dort ist Grad alles voll von schwarzer Magie! Ich muss es wissen, ein bekannter Ork von mir arbeitet dort mit seinem Sohn. Schlimm ist das, schlimm."
"Und gerade wegen dem Nekromanten muss ich da hin. Ùlsya versteh doch, wie heißen sie denn? Vielleicht komme ich ja mit ihnen klar." Ùlsya stand auf und schabte mit dem großen Fuß, Muster in den Sand.
"Arzog der Schänder und sein Sohn Bolg. Das ist ein weißer Ork! Er ist der gefährlichste den ich jeh getroffen habe."
"Irgendwann habe ich mal von ihm gehört. Vor langer Zeit." Einer Zeit längst vergessener Tage.
"Dann kann ich nur hoffen das es beim hören bleibt. Die meisten Narben die ich trage sind von ihm." Er sagte das so schlicht und unbedeutend, doch ich hörte die unterdrückte Angst die er hegte.
"Ich komm schon klar -", wollte ich ihm gerade ausführlich erklären, doch er unterbrach mich.
"Weißt du was? Ich komme mit. Der Weg ist nicht mehr so weit und ich hab eh nichts besseres vor." Kopfschüttelnd versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Ein Ork der keiner war wollte mir helfen zu den blauen Bergen zu kommen, ohne zu wissen wieso und ohne Hintergedanken mich abzuschlachten. Eigentlich sollte ich ja nicht mit Fremden reden aber ... mal ganz ehrlich? Diese Regel habe ich in den letzten Monaten wohl mehr als einmal gebrochen. (Obwohl aggressiv zerbröselt wohl eher passen würde.)
"Aber du weißt doch nicht mal worum es geht! ", versuchte ich ihm den Ernst der Lage klar zu machen.
"Na und? Höchstens eine halbe Stunde Wegmarsch und wir sind da. Das bisschen kann ich nun auch noch laufen." Mir war gar nicht bewusst gewesen wie weit ich schon gekommen war, doch als ich aufsah waren die Berge bereits riesige Brandungen am Horizont.
"Meleth, ich will nicht das dir das gleiche passiert wie mir. Also werde ich dich beschützen.", sagte er nun ganz nah an meinem Gesicht. Bei aller Liebe, ich musste mich wirklich zusammen reißen nicht zurück zu weichen, denn Ùlsya mochte zwar der netteste 'nicht Ork' in ganz Mittelerde sein, hatte aber bestimmt seit Beginn des zweiten Zeitalters keine Zahnbürste mehr gesehen. Und wenn ich so drüber nachdachte war ich nicht viel besser ... Ups.
"Nagut. Dann komm halt mit, ich freue mich. ", stöhnte ich, obwohl ich mich wirklich drüber freute.So machten wir uns also auf den Weg. Auf einmal war die ganze Einöde gar nicht mehr so trist. Ùlsya erzählte mir seine Geschichte und ich ihm die meine. Doch unsere Gespräche verstummten, als wir vor dem Eisentor der kleinen Festung standen. Provisorisch aufgebaut und definitiv, dass Tor zur Hölle.
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Le Melin - Legolas
Fiksi PenggemarMeleth ist normal. Ein gewöhnliches Mädchen, und das soll sich auch nicht ändern. Noch nicht. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut, weiß dass sie anders ist, weiß dass sie hier nicht hingehört. Legolas ist ihre Rettung. Unsterblich verliebte sie...