Die Trauer die tötet -10

2.3K 190 34
                                    

"Aber genug von mir. Nur weil ich der Prinz bin musst du dir nicht pausenlos meine Probleme anhören."

"Das ist mir egal. Ich will dir helfen. Über mich gibt es nicht viel zu erzählen, daher stört es mich nicht wenn du weiter redest." Er sah mich dankbar an. Und doch, irgendetwas in seinen Augen sagte mir, dass es nicht das letzte mal gewesen sein wird, dass er mich nach meiner Herkunft gefragt hat.

Nun entstand eine unangenehme Stile. Eine Stille die man füllen wollte, egal wie.

"Sag, magst du kämpfen zu verstehen?"

"Ich denke nicht, nein. Wollen, ja, aber meine Geschicklichkeit gleicht der eines Braunbären."

"Auch ein Braunbär kann mit seinen Pfoten geschickt eine Wabe ausrauben. Ich glaube an dich." Wie lange war es her das jemand das letzte mal an mich geglaubt hatte? Es war lange her . . .

"Selbst wenn, ich habe das Kämpfen nie erlernt."

"Na das kann man ändern.", sagte er und stand von der Bank auf, auf der wir bis ebend gesessen haben.

"Jetzt? " Ich wollte auf keinem Fall jetzt, tief in der Nacht, am Rand des Düsterwaldes, kämpfen üben!

"Heute nicht mehr, aber wie wäre es mit morgen?"

"Das erfreut mein Herz! Natürlich werde ich erscheinen. Nur jetzt, oh mein Prinz, muss ich mich zur Ruhe legen. Schlafmangel bekommt mir nicht."

"Das verstehe ich natürlich. Ich werde euch begleiten." Damit reichte er mir seine Hand und führte mich durch die gewundenen Gänge des Palastes. Ein ungetrübter Tropfen Schönheit berührte mich, als er mich durch die hohen Säle führte. Selten hatte ich ein Schloss gesehen was sich Holz zum Grundbaustein gemacht hat und nur durch Schnitzereien am Wand und Boden, es zu einem Kunstwerk machte. Ich war beeindruckt.

"Kommst du?" Man sah an der Art und Weise wie er das Schloss betrachtete, dass ihm nicht mehr viel dran lag.

Er rannte fast. Es musste ihm wohl sehr weh tun zurück geblieben zu sein. Wie eine wunderschöne Hölle . . .

"Du Legolas? Feiert ihr hier auch Feste oder so?" Er drehte sich nicht um.

"Ja, ab und zu. Vater trinkt eh jeden Tag. Das Volk darf nur an bestimmten Festtagen mittrinken.

"Ist denn bald ein Fest?"

"Willst du Wein trinken oder mit allen Elben feiern? " Nun lachte er wieder.

"Weder noch. Ich möchte einfach so viel wie möglich erleben, so lange ich hier sein darf."

"Das nächste Fest ist der Winterball." Dann ging er. Wir standen vor einer Tür die wahrscheinlich zu meinem Zimmer führte. Ich schaute ihm nach bis er weg war. Nicht nur er ging, ich hatte auch das Gefühl das ein Stück Licht und Herz mich verließ.

Mir war kalt. Nicht einmal die vier Decken, die sich um mich schmiegten, wärmten. Langsam stand ich auf. Am Schlaf war nicht zu denken, wodurch mir nichts besseres einfiel als durch das Schloss zu wandern. Ich hatte noch lange nicht alles gesehen.

Die Flure lagen leer und einsam vor mir. Kein Geräusch war zu hören. Nicht einmal das rascheln der Bäume. Ich sah weder Lampe noch Kerze und doch war es nicht dunkel. Es musste das Licht der Bäume sein. All das Leben was hier pulsierte befand sich in den Bäumen. Je mehr Leben, desto mehr Licht. Da sich der Hof zu Ruhe gelegt hat, gab es natürlich auch weniger Lebensenergie. Fazit, wenig Licht.

Viele Treppen lief ich hinab und schon bald hörte ich auf sie zu zählen.

Ab und zu hätte ich in gewundene Gänge eintauchen können, doch es zog mich woanders hin. Immer weiter nach unten . . .

Le Melin - LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt