| Chapter One |

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„Quinn!".
Überrascht drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und atmete dann erleichtert die angehaltene Luft wieder aus, als ich den Jungen, mit den grauen Augen, erkannte.

„Wo warst du, Arschloch?", fragte mich mein bester Freund grinsend, während er die letzten Meter zu mir sprintete und mir einen Arm um die Schulter legte. „Hatte keinen Bock auf dich zu warten, du Schnecke", erwiderte ich ihm und grinste zurück. Gespielt entrüstet atmete Chester tief ein und legte sich eine Hand auf seine Brust. „Wie kannst du nur, du Unmensch!". Lachend schupste ich ihn von mir und setzte mich wieder in Bewegung. So ein Idiot.

Unruhig holte ich mein altes, beinah zerstörtes, Handy aus der Hosentasche und schielte auf die Uhrzeit. Schon 11:35 Uhr. In fünf Minuten war unsere Pause um, dann begann die nächste Schulstunde bei Herrn Rubben.

Nervös begann mein rechtes Auge zu zucken, da mir bewusst wurde, dass ich zu spät kommen würde. Ich wusste, dass es Ches egal war, doch mich machte es nervlich fertig. Schon seit ich denken konnte, hasste ich es. Ich hasste die Aufmerksamkeit und das schlechte Gewissen, die unausweichlich daraus folgen und versuchte es, so gut es ging, zu vermeiden. Doch Chester schaffte es immer wieder, mich in unangenehme Situationen zu bringen, dabei ging er nicht mal in meine Klasse! Er war ein Dreiviertel Jahr älter, als ich und ging deshalb in die Klasse über mir. Nur Sport hatten wir zusammen, da wir zu wenig Sportlehrer an der Schule besaßen, weshalb ich normalerweise nach dem Unterricht auf ihn wartete und wir dann zusammen wieder zurück zu unserem Schulgebäude liefen, welches etwas entfernt von der Turnhalle lag.
Da er mir heute jedoch zu lange gebraucht hatte, war ich einfach ohne ihn losgelaufen.

„Tja, gewöhn dich lieber dran", antwortete ich ihm nun und steigerte meine Geschwindigkeit. Von hinten hörte ich ein „Vollidiot", dann Schritte, als mein bester Freund wieder zu mir aufschloß und mir meine blonden Locken verstrubbelte. „Ches!", rief ich wütend und wehrte seine Haarattacke mit meinen Händen ab, um sie danach wieder zu glätten. Chester lachte und legte wieder einen Arm um mich. „Du musst dich mal entspannen, Quinn", murmelte er und schüttelte seinen Kopf. „Ich bin tiefenentspannt", erwiderte ich einfach nur, konnte jedoch die negativen Gefühle nicht los werden. „Gut so. Ich hole dich heute um 22 Uhr ab, wehe du bist nicht fertig. Und zieh dir gefälligst was anderes an, Creep!", meinte mein Kumpel nun und mein Herz rutschte mir in die Hose, als ich mich panisch zu ihm drehte.

„Vergiss es! Ich geh da nicht hin!", wehrte ich mich und drückte ihn wieder etwas von mir weg. „Außerdem, was ist falsch, mit dem, was ich sonst trage?", fragte ich herausfordernd und schielte an mir herunter. Mein dunkelgrüner Pulli hing mir schief auf meinem Oberkörper und meine ausgewaschene Jeans saß mir locker auf der Hüfte. Meine alten, abgelaufenen Schuhe sahen mich traurig von unten an. Ich wusste, dass ich nicht die beste Kleidung trug, doch ich war froh, wenigstens etwas zum Anziehen zu haben! Dann hatte ich halt fast jeden Tag das Gleiche an, na und? Es interessierte mich doch nicht, was andere von mir dachten, oder über mich sagten. Sollten sie ruhig reden, gerne erleuchtete ich ihre Welt mit etwas Ablenkung von ihrem eigenen, langweiligen Leben.
Gott, ich wünschte, ich könnte das wirklich...
„Nichts, nichts", wehrte Chester nun ab und fuhr sich verlegen durch seine kurzen, braunen Haare, da er genau wusste, dass ich kein Geld für andere Kleidung besaß. „War doch nur so daher gesagt, dass du dich gefälligst aufbrezeln sollst. Du kommst mit, keine Widerrede. So schlimm sind sie doch nicht und dieses Mal wird es was, das habe ich im Blut! Ich brauche dich doch, als meinen Wingman. Lass mich nicht hängen!".

Wütend schnaufte ich laut aus und schüttelte meinen Kopf, sodass meine blonden Locken wild umher flogen. „Doch, dass sind sie und das sagst du jetzt schon zum dritte Mal, seh's doch endlich ein, dass Anna nichts von dir will, man", wies ich ihn auf das Offensichtliche hin und er begann laut zu lachen. „Du vergisst, ich bin unwiderstehlich. Du bist doch nur eifersüchtig, aber sei nicht traurig, Princess, wir suchen dir heute auch noch eine, die du abschleppen kannst", zwinkerte er mir verschwörerisch zu und gelangweilt verdrehte ich meine Augen.

„Also, bis heute Abend, Schätzchen", verabschiedete sich mein bester Freund von mir, als wir das große, graue Gebäude erreichten und beeilte sich, von mir wegzukommen. „Immer noch nein, du Dreckskerl", rief ich ihm nach und beeilte mich dann, zu meinem Klassenzimmer zu kommen.

Ich glaube, der spinnt! Ganz sicher werde ich nicht zu dieser scheiß Party mitgehen, nur über meine Leiche.
Sein Kumpel, Killian, feierte seinen achtzehnten Geburtstag und veranstaltete wohl eine mega Sause.

Wütend presste ich meine Zähne aufeinander. Ich wollte auch endlich achtzehn sein, endlich volljährig sein, sodass ich diesem Loch entfliehen konnte, doch das würde noch ganze sieben Monate dauern. Viel zu lang, fand ich.
„Herr Dekker, wie schön, dass Sie uns doch noch mit Ihrer Anwesenheit beehren", begrüßte mich mein Mathelehrer sarkastisch und griff zum Klassenbuch, um mein Zuspätkommen zu dokumentieren. „Entschuldigung, ich habe nach dem Sportunterricht noch-", begann ich mit einer Ausrede, doch Herr Rubben winkte ab. „Jaja, Quintus, setz dich bitte einfach hin".

Verärgert lief ich zu meinem Platz und ließ mich dort auf meinen Stuhl sinken, die Blicke der anderen waren mir wohl bewusst. Ich hasste es, doch ich war selbst schuld. Wer nicht hören wollte, musste fühlen.
Wut kochte in mir und ich fühlte, wie es mich von innen verbrannte.

Ich hatte keine Lust auf diese Party zu gehen. Es waren Chesters Freunde, aus seiner Klasse, und jedes Mal behandelten diese mich, wie Abschaum, doch ich war selbst Schuld. Wenn man jedes mal provozierte und mitlachte konnte ja auch niemand ahnen, wie weh mir ihre Sprüche eigentlich taten, oder?

„Schnelle Nummer gehabt, Quincy?", fragte Darius mich laut, sodass es alle hörten und grinsend drehte ich mich zu meinem Klassenkameraden um. Seine dunkelblonden Haare klebten ihm verschwitzt auf dem Kopf fest und seine langweiligen blauen Augen funkelten böse. „Klar, wenn du auch willst, weißt du ja, wo du mich später findest, Darilein", zwinkerte ich ihm zu und drehte mich wieder nach vorne, da Herr Rubben mich mit einem genervten Blick bedachte. „Halt doch einfach deine Fresse, Darius, und nerv nicht", mischte sich Johanna wütend ein, da Darius wohl noch etwas erwidern wollte. Dankbar drehte ich mich zu meiner besten Freundin und lächelte sie an. Zwinkernd strich sie sich ihre schulterlangen, blonden Haare nach hinten und widmete sich dann wieder dem Unterricht, genauso wie ich.

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Heyyyyy!
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Eure Ella <3

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt