| Chapter Nine |

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Meine Finger waren eiskalt und fühlten sich an, als wären sie längst erfroren, so wie mein Herz. Ich versuchte gar nicht erst sie aneinander zu reiben, um Wärme zu erzeugen, es war mir egal.
So schlimm wäre es nicht, falls ich erfrieren sollte... Wer würde mich den großartig vermissen?

Dann schoss mit Sienna durch den Kopf und ich hätte mir am liebsten selbst eine verpasst. Was war ich nur für ein egoistischer Bruder?! Ich musste weiter machen, für sie! Musste einen guten Abschluss machen, musste viel Geld verdienen und dann konnten wir endlich das Leben zusammen leben, welches uns zustand.

Mein kaltes Herz zog sich in meiner Brust zusammen und wieder schluchzte ich auf. Ich vermisste meine Halbschwester so sehr...
Schon seit fünf Jahren lebte sie nun bei ihrem leiblichen Vater Sebastian und wir sahen uns nur sehr selten, da sie zwei Stunden von hier weg wohnte und ich kein Auto oder Geld für ein Bahnticket besaß. Basti und ich kamen nicht gut miteinander aus, was an meiner Mutter lag und ich konnte ihn sogar verstehen. Er wollte mit Karina überhaupt keinen Kontakt mehr haben und mit mir somit auch nicht. Tatsächlich wollte er mir verbieten sie zu sehen, doch so leicht gab ich nicht auf. Ich werde solange arbeiten, bis ich für uns beide sorgen konnte.

Sie fehlte mir so sehr... Mit ihrem bezaubernden Lachen, bei dem ich immer einstimmen musste. Mit ihren glitzernden, blauen Augen, die mich jedes mal beruhigten, wenn ich in diese sah. Mit ihrer offenen und lieben Art. Einfach alles an ihr fehlte mir. Sie war die einzige, die mich verstand, zumindest fühlte es sich so an. Zwar konnte sie sich, zum Glück, nicht mehr an alles erinnern, was unsere Mutter uns angetan hatte, trotzdem schweißte uns das noch näher zusammen. Diese Scheiße, die wir durchgemacht hatten, verband uns, für immer.
Ich würde für sie alles tun, ich würde für sie sterben, ich würde für sie-

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich aus meinen Gedanken gerissen wurde. Eine warme Hand leget sich auf meinen Rücken und sofort ging die Hitze auf mich über. Überrascht hob ich meinen Blick, von meinen Händen, und erblickte ein Paar graue Augen. „Ches...", flüsterte ich überfordert und fand mich im nächsten Moment in einer warmen Umarmung wieder. „Was machst du nur für Sachen, Quinn?", murmelte Ches besorgt und strich mir beruhigend über meine blonden Haare, als ich erneut schluchzte. „Es tut mir so leid", erwiderte ich und das schlechte Gewissen begrub mich unter einer riesigen Last, welche mir die Luft aus der Lunge drückte. „Halt die Klappe, du bist ja eiskalt. Komm mit, du Idiot", zog mich Chester dann auf die Beine und stütze mich dabei. Zusammen gingen wir auf einen dunklen Audi zu, der am Straßenrand parkte. Am Wagen angekommen erblickte ich eine zweite Gestallt und mein Herzschlag schoss in die Höhe.

Seine dunkelgrünen Augen blickten in meine. Ich blieb stehen und schaute ihn ängstlich an, sodass Ches wohl oder übel auch stehen bleiben musste. Er folgte meinem Blick zu Marek und zuckte dann mit den Schultern. „Er hat mir geholfen dich zu finden, ich kenne mich hier ja auch nicht so aus", erklärte mir mein Freund dann und meine Beine begannen zu zittern.
Marek und mir helfen? Das konnte nicht sein, irgendwas plante der doch. Würde er es jetzt Chester sagen? Panisch wartete ich darauf, dass Marek irgendeine Reaktion von sich gab, doch dieser blieb nur ruhig am Auto stehen und sah uns entgegen.

Langsam gingen wir weiter auf ihn zu und Ches verfrachtete mich dann auf die Rückbank, während er sich selbst ans Steuer setzte und Marek sich auf den Beifahrersitz sinken ließ. Sofort schaltete mein Freund die Heizung an und im Auto wurde es angenehm warm. Meine Finger begannen zu kribbeln, während sie langsam auftauten, doch mein Herz blieb trotzdem weiterhin kalt.

Immer noch wartete ich auf irgendeinen dummen Kommentar von ihm, doch auch während der Autofahrt blieb er stumm. Wahrscheinlich wartete er einfach nur auf den perfekten Moment, um mich bloß zu stellen. Warum sollte er das alles sonst tun?
Erschöpft schloß ich meine Augen, ließ mich tiefer in den Sitz sinken und legte meinen schweren Kopf auf der Nackenstütze ab. Wieso war ich nicht einfach erfroren...

„Geht es Joy gut?", fragte ich plötzlich in die Stille hinein und sah, wie Ches vor Mareks hell erleuchteten Wohnung stehen blieb. „Mach dir keine Gedanken, sie wird von Fiona gut bewacht", lachte Chester und nahm mir die Sorge, um meine Freundin. Wenigstens das hatte ich nicht verkackt.

Vorsichtig stieg ich mit den anderen beiden aus und vermied es Marek anzusehen. Die Angst vor ihm versuchte ich einfach immer weiter zu unterdrücken, was mir jedoch nur bedingt gelang. Mein Herz klopfte immer noch viel zu schnell und meine Beine fühlten sich bei jedem Schritt an, wie Wackelpudding. „Bleib sitzen", sagte Chester zu mir, doch ich schüttelte den Kopf, da ich nach Joy sehen wollte. Mein Kumpel seufzt nur, beobachtete mich kurz mit einem besorgtem Blick und schlug dann Marek auf den Rücken. „Danke, man". Marek winkte ab und ging auf seine Wohnung zu. „Kein Ding. Macht dann fünfzig Euro", erwiderte er grinsend und Ches lachte, während ich die Augen verdrehte. War ja klar.

Zusammen betraten wir den stickigen Raum und begegneten immer noch unglaublich vielen Leuten. Nach einem Blick auf die Uhr atmete ich laut aus: 4:49 Uhr. Wann wollten die denn mal nach Hause gehen?! Voller Energie tanzten die Jugendlichen um uns herum und ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern, um Joy zu finden. Tatsächlich saß sie noch genau da, wo ich sie verlassen hatte. Joys Kopf ruhte auf Fionas Schulter und die beiden lachten, als Fio etwas sagte. Sofort lief ich auf die Couch zu und blieb vor den beiden Mädchen stehen. Überrascht sahen beide zu mir auf, während ich entschuldigend lächelte.

„Hast du das Wasser in Afrika geholt, oder was?", schnauzte Fiona mich an und ich ließ mich neben ihr auf das Polster sinken. „Tut mir leid, irgendwie bin ich wohl falsch abgebogen", redete ich mich heraus und Joy winkte ab. „Wir hatten auch ohne dich viel Spaß", rief sie über die laute Musik hinweg und umarmte die Blondhaarige, welche Joy ebenso in den Arm nahm. „Quinn, kannst du bitte meine Jacke holen, damit wir gehen können?", fragte mich meine Freundin nun und ich nickte ihr zu. Schnell stand ich auf und ging zur Garderobe hinüber, wo sich Joys Jacke befinden musste. Je schneller wir gingen, desto besser.
Während ich nach dem Kleidungsstück suchte hielt ich auch nach Ches Ausschau.

„Warum bist du weggerannt?", hörte ich eine tiefe Stimme hinter mir fragen und erschrocken zuckte ich zusammen. „Weil du mich nervst", erwiderte ich so selbstbewusst, wie ich konnte und drehte mich zu ihm um. Seine dunkelgrüne Augen musterten mich und unter seinem Blick fühlte ich mich sofort unwohl. Er lachte und kam mal wieder näher, sodass er mir nun direkt gegenüber stand. Mein Herz schlug hart gegen meine Brust und verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg.

Gerade, als Marek etwas erwidern wollte, kam Chester dazu, mit Joy im Schlepptau. Erleichtert atmete ich auf und sah, wie Marek ein Schritt von mir zurück trat. Noch nie war ich so erleichtert gewesen meine Freunde zu sehen. „Na komm, wir gehen", sagte Ches und zog mich mit sich, nachdem er sich mit einem Wink von Marek verabschiedet hatte. Mit wackeligen Beinen folgte ich den beiden zum Auto und ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus.

———
Hiiiii, ich mal wieder.
Alles gut bei euch?

Wie findet ihr die Geschichte so bis jetzt?

Was haltet ihr von Chester?

Was haltet ihr von den anderen Jungs?

Sagt mir mal eure Meinung!
Danke, fürs Lesen, Voten und Kommentieren!
Eure Ella<3

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt