Wieso zum Fick hatte ich so ein schlechtes Gewissen?!
Es war doch nicht meine Schuld, was passiert war!
Es war allein Quinns dumme Entscheidung gewesen, sich zu outen, nicht meine!
Verfickte Scheiße nochmal...Ein Teil von mir konnte nicht aufhören darüber nachdenken, was passiert war, konnte nicht aufhören, sich Sorgen zu machen.
Der andere Teil war verdammt sauer auf ihn.
Was hatte er sich nur dabei gedacht?!
Was, wenn jemand nun Schlüsse zog und man mich auch outete?!Meine Wut kochte in mir, während ich weiter auf den Boxsack einschlug.
Bei jedem Schlag fühlte es sich an, als würden meine Finger brechen und ich begrüßten den Schmerz.
Er war das einzige, der mich von den dummen Ideen abhielt.Dumme Ideen, wie, jeden anzuschreien.
Dumme Ideen, wie, Quinn zu suchen.
Scheiße, ich machte mir wirklich Sorgen.Es waren nun zwei Stunden vergangen, seit er aus der Schule geflohen war und ständig musste ich an seinen verzweifelten Gesichtsausdruck denken und fragte mich, was er gerade wohl machte.
Immer wieder versuchte ich mich damit zu beruhigen, dass Chester ihm gefolgt war, doch irgendwie konnte ich diese kack Gedanken nicht stoppen.Was, wenn er irgendwo saß und nicht weiter wusste?
Ach, Scheiße, das war doch nicht mein Problem!
Ich hatte nichts mehr mit ihm zu tun und das war auch besser so.Mein Kopf verstand das, doch mein Herz war da anderer Meinung.
Direkt nachdem Quinn gegangen war, war ich nach Hause gefahren.
Ich scheißte auf den Unterricht.
Mit dem Sturm in mir drin hätte ich mich eh auf nichts konzentrieren können.Immer stärker und immer schneller schlug ich zu.
Schlug und schlug und schlug und endlich baute sich die Wut etwas ab.
Doch sobald ich kurz aufhörte, um Luft zu holen, kam sie sofort zurück.Dann loderte das Feuer sofort wieder auf und verbrannte mich.
Es verzerrte mich dann immer weiter und ich wusste nicht wieviel von mir noch übrig war.Gerade, als ich erneut zuschlagen wollte, riss mich ein Vibrieren aus meinen Gedanken.
Überfordert zog ich mein Handy aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen."Hallo?".
"Wo bist du?!", rief mir eine bekannte Stimmte aus dem Hörer entgegen und verwirrt hielt ich den Hörer etwas von meinem Ohr weg, um nicht ohrgeschädigt zu werden."Zu Hause. Was schreist du so, alter?", maulte ich meinen Kumpel an und wischte mir dann kurz etwas Schweiß aus dem Gesicht. "Ich war an deiner Wohnung und irgendein Mädchen hat mir die Türe aufgemacht", erklärte Chester und genervt verdrehte ich meine Augen. Was machte er auch an meiner Wohnung?! Er sollte doch bei Quinn sein!
"Das ist Sunny, Ivars Freundin. Sie benutzt die Wohnung ein paar Tage, weil sie hier ein Modeljob hat. Was machst du an meiner Wohnung? Ist Quinn bei dir?", bombardierte ich ihn mit Gegenfragen und spürte, wie ich wieder nervös wurde.
"Nein, das ist das Problem. Bin gleich bei dir, mach die Tür auf", wies er mich nur noch an und legte dann auf.
Verwirrt und mit zerreisenden Nerven öffnete ich ihm Fünf Minuten später die Türe und wurde sofort nach hinten geschleudert.
"Du verdammter Idiot!", rief Chester, während ich mich benommen vom Boden aufrappelte.
Was sollte das denn?!"Du Scheißkerl!", schrie er nur und zerrte mich auf die Beine. "Weißt du eigentlich, was du getan hast?!". Sichtlich wütend schuckte er mich erneut, doch diesmal war ich nicht so überrumpelt und machte einen Ausfallschritt, um nicht erneut zu fallen.
Meine Wut schrie und mit aller Kraft unterdrückte ich sie, um Chester nicht weh zu tun.
"Alter?! Was zum Teufel?!", meckerte ich ihn an und sah dann, wie Chester etwas vor mir fallen ließ.
Als ich das metallische Geräusch hörte, rutschte mir das Herz in die Hose.
Geschockt ging ich in die Knie, um den gebrochenen Anhänger aufzuheben.Mir wurde schlecht.
Unendlich schlecht.
Scheiße...
"Wo ist Quinn?", fragte ich nur und stand wieder auf, um meine Jacke zu holen."Ich weiß es nicht. Ich hoffe für dich, dass wir ihn bald finden", schnauzte er mich an und ging schon wieder aus der Türe nach draußen. "Wir haben beide Scheiße gebaut, man", hörte ich ihn noch murmeln und ich folgte ihm sofort nach draußen.
"Ich kann ihn nicht finden. Zuhause war er nicht, bei dir nicht. Ich hab keine Ahnung wo er sein könnte", erklärte Ches, während wir nebeneinander zu seinem Auto liefen. "Ich weiß, wo wir anfangen können", fiel mir eine Idee ein und wir beeilten uns, hatten beide ein komisches Gefühl im Bauch.
Etwas lag in der Luft.
Etwas Schreckliches.
Mein ganzer Körper schien es zu spüren, ich konnte nicht aufhören zu zittern.Quinn war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.
Das Bild von Theodor Dekker thronte direkt an dem dunklen Grabstein und ich musste kurz schlucken.
Ob ich wohl bald vor dem Grab meiner Mutter stehen würde?
Kurz schüttelte ich meinen Kopf, um den Gedanken los zu werden.
Für so ein Pussy-Zeug hatten wir nun echt keine Zeit!Das Grab lag still vor uns, doch weit und breit kein Quinn.
„Was sollen wir jetzt tun?", fragte ich in die Stille hinein und sah Chester ins Gesicht.
Unter seinen Augen lagen dicke Ringe und seine Kieferknochen mahlten ungeduldig.
„Keine Ahnung... Hast du noch eine andere Idee?", wollte Chester von mir wissen, während wir den Friedhof schon wieder verließen und zurück zum Auto gingen.
Meine Gedanken drehten sich unendlich wild umher, konnte sie nicht fassen, nicht verstehen.Warum auch immer, aber mit einem Schlag wurde ich so unruhig, dass ich kaum atmen konnte.
Was zum Teufel war nur los mit mir?!
Es war ja nicht so, dass Quinn gleich für immer verschwinden würde, oder?
Diese verfickten Sorgen, meine Fresse!„Was ist das mit euch, Marek?", hörte ich meinen Kumpel fragen, während wir ins Auto stiegen und mein Herzschlag wurde noch einen ticken schneller.
Mein Mund wurde trocken und nervös zupfte ich mit meinen Fingern an meiner Hose.Ich wollte es ihm nicht sagen, aber irgendwie schon.
Nein.
Nein, ich wollte es nicht sagen.„Ich weiß es nicht", murmelte ich nur.
Chester fuhr los und ich presste mir meine Hand gegen die Stirn.
Ich bekam Kopfschmerzen.„Was ist passiert?", gab Chester nicht auf und bohrte weiter. „Du kannst mir nicht sagen, dass da nichts zwischen euch war. Ich hab doch gesehen, wie ihr euch anschaut".
Seine Worte ließen mich nur nervöser werden, gleichzeitig aber ließen sie auch die Hoffnung erneut erblühen.
Wie hatte Quinn mich angeschaut?„Es spielt keine Rolle...", gab ich zu und musste schlucken, denn die Gefühle überschwemmten mich. „Ich hab es verkackt. Ich hab ihn verletzt und das wird er mir nie verzeihen...".
Noch während ich weiter nachdachte, wo er sein könnte, klingelte Ches Handy.
"Hey, hast du ihn?", ging der Grauäugige ran und ich sah, wie er mit einem Schlag bleich wurde.
"Was?! Wo?".Fuck. Fuck. Fuck.
Ches Finger verkrampften sich um das Lenkrad, sein Atem wurde schneller, seine Augen weiteten sich.
Mein Bauch hatte mich noch nie angelogen...Fuck!
"Wir sind gleich da, halte ihn auf!", hörte ich ihn panisch sagen, während er das Handy einfach nach hinten warf und los fuhr, als würden wir verfolgt werden.
"Was ist passiert?!", wollte ich wissen, während ich mich krampfhaft festhielt und mein Herz so schnell schlug, als würde ich neben dem rasenden Auto her laufen."Dieser Idiot! Er ist auf der Jagsttalbrücke!", brachte mein Kumpel zwischen zusammengepressten Zähnen heraus und meine Welt blieb kurz stehen.
Er...
WAS?!
DU LIEST GERADE
Fragile - Falling like the stars || boyxboy
Teen FictionSind wir nicht alle etwas kaputt? Etwas defekt? Etwas zerbrechlich? Gebrochen vom Leben, sodass wir irgendwie in diese Gesellschaft passen? Quinn hasst Marek. Marek hasst Quinn. Dabei sind sie sich gar nicht so unähnlich: Sie sind beide kaputt...