| Chapter Fifty-Six |

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Lesetag Teil 5/6

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„Das kannte ich gar nicht, wie heißt das?", fragte Kaya mich, nachdem ich die letzte Note gespielt hatte und diese im Raum nachklang. „Ach, nur ein paar Improvisationen", winkte ich ab und fuhr mir durch meine Haare. „Oh, wie cool. Schreibst du mir auch ein Lied?", lächelte mich die hübsche Dunkelhaarige an und ich wischte mir meine schwitzigen Finger an der Hose ab.

„Träum weiter, Kay", lachte Marek laut, stand von dem Sofa auf und kam zu uns ans Klavier geschlendert. „Bevor er dir eins schreibt, hat er mir eins zu schreiben", grinste er mich an und lehnte sich lässig an den Flügel.
Ich grinste zurück und schüttelte den Kopf, während Kaya genervt seufzte. Ich war froh, dass Marek bei mir blieb, denn ich wollte unter keinen Umständen alleine mit seiner Cousine sein. Dafür nahm ich auch die aufgeregt zuckenden und schwitzenden Hände in Kauf.

„Es war einmal ein Junge Namens Marek", begann ich zu singen und spielte ein paar Akkorde dazu. „Dieser stank und hatte einen ganz schlimmen Modegeschmack. Nein, ehrlich, richtig schrecklich!", machte ich weiter und grinste den Dunkelhaarigen weiter an. Sein Lächeln vertiefte sich, während er laut ausatmete. Kayas Kichern blendete ich völlig aus, dass sie da war vergaß ich einfach, sah nur ihn und seine dunkelgrünen, glitzernden Augen.

„Dafür kannte er aber einen tollen Typen Namens Quinn", fuhr ich fort. „Dieser war echt klasse", kicherte ich und erst, als Marek mich in die Seite pickte hörte ich auf.
Grinsend zog er mich auf die Beine, weg vom Klavier und weg von seiner Cousine, die leicht säuerlich drein schaute, und weiter zu einem der drei Sofa.
Mit einem Seufzen ließ er sich neben seinen großen Bruder nieder, der die Szene lächelnd beobachtet hatte und drückte mich dann auf den Platz neben sich. Somit gab es für Kaya zum Glück keine Sitzgelegenheit neben mir und mit einem giftigen Blick in Mareks Richtung setzte sie sich zu ihrem Bruder Nael und Moe auf das andere Sofa.

Mareks Schulter drückte gegen meine und seine Wärme erfasste meinen ganzen Körper, sodass immer wieder leichte Schauer meinen Rücken hinunter rannen.
Der Dunkelhaarige zückte sein Handy und begann mir einige Witze und lustige Videos zu zeigen und zusammen lachten wir darüber. Ich wunderte mich schon gar nicht mir darüber, dass der Typ neben mir Marek war, sondern schien es in meinem Kopf wohl einfach weiterhin zu verdrängen.

Was sollte ich denn ewig der Vergangenheit hinterher heulen.
Ja, er war ein Arsch, aber jetzt gerade war er es nicht und ich hatte beschlossen seine nette Seite solange zu genießen, bis er sie wohl oder übel wieder vor mir verschließen würde.
Es war mir egal, sollte er ruhig.
Wir werden niemals Freunde sein und das wusste er genauso, wie ich.
Das wollte ich auch gar nicht, ich brauchte ihn ja schließlich nicht.

Als mein Handy vibrierte stand ich auf und lief in ein Nebenzimmer, um mit Chester zu telefonieren. Er fragte, wie es mir ging und ob alles okay wäre und irgendwie musste ich ihn ja nur teilweise anlügen, denn mir ging es gut.
Sehr gut sogar.
Das ich nicht Zuhause war, sondern bei Marek musste er ja nicht wissen. Auch musste er nicht wissen, dass es mir gerade wegen diesem so gut ging.

Mein bester Freund erzählte von seinen Großeltern und dem Weihnachtsessen und nach einiger Zeit legten wir wieder auf. Da ich versprochen hatte mich zu melden beschloss ich auch noch Joy, Isa und Griff anzurufen, was ich dann auch in dieser Reihenfolge tat. Alle erzählten von ihren Geschenken und dem tollen Weihnachtsfest und das erste mal, seit langem, war ich nicht eifersüchtig auf sie, denn auch mein Weihnachten war toll.
Zum Schluss wählte ich noch mit zittrigen Fingern die Nummer meiner kleinen Schwester.

„Quinny!", begrüßte mich Siennas aufgeregte Stimme und sofort musste ich lächeln. „Frohe Weihnachten, Nana", lachte ich in den Hörer und wurde sofort von einem Redeschwall von ihr begraben. Sie erzählte von ihren neuen Geschenken, das beste war ein neues Handy, und von ihren blöden Klassenkameraden.
Es war richtig, dass sie bei Basti lebte, schoß es mir durch den Kopf und musste das schlechte Gefühl weiter verdrängen.
Trotzdem werde ich sie zu mir holen! Natürlich, vorher werde ich nicht richtig atmen können, nicht richtig schlafen können, nicht richtig leben können.

Erst, als Sebastian meine Schwester bat zum Essen zu kommen legten wir auf und wie immer musste ich ihr versprechen, bald wieder anzurufen.
Nach mindestens zwei Stunden, in denen ich im Nebenzimmer war, kam ich wieder ins Wohnzimmer zurück und begegnete Mareks fragendem Blick. Seufzend ließ ich mich neben ihm nieder und musste ihm gleich erklären, wo ich war.

„Du brauchst aber lange, um dir einen runter zu holen", raunte er mir leise zu, sodass es Ivar, der selbst am Handy hing, nicht hören konnte. Unsanft boxte ich ihm in die Seite. „Ich hab telefoniert", erklärte ich ihm und zuckte zusammen, als er plötzlich einen Arm um mich legte und mich zu sich zog. „Schau, kennst du den Typen?", lachte er und zeigte mir dann weiter Videos auf seinem IPhone. Mein ganzer Körper kribbelte und mein Atem beschleunigte sich. Unsicher lachte ich mit ihm und wir beschäftigten uns noch weiter damit.

Wir spielten noch zusammen mit den anderen Tabu, bis es langsam Abend wurde und sich die Familie verabschiedete.
Als Kaya zu mir kam, um ihre dünnen Arme um mich zu legen, versteifte ich mich etwas, doch erwiderte ich die Umarmung.
Wir winkten ihnen zu, als ihr Auto aus der Ausfahrt fuhr und eilten dann zurück ins Haus, da es viel zu kalt war. Zusammen aßen wir noch etwas und ich machte mich dann auf zum Badezimmer, um zu Duschen.

Verunsichert stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete mein Gesicht. Ich sah schon viel besser aus, nur einige blaugrüne Stellen zeugten von meinen Schmerzen, die Augenringe jedoch waren verschwunden und meine Grübchen schienen mir deutlicher hervorzutreten, als sonst. So viel hatte ich schon lange nicht mehr gelacht...

Nachdenklich stellte ich mich unter den warmen Strahl und schloss genießerisch meine Augen.
Momente blitzten auf.
Seine Hände auf meiner Brust.
Seine Lippen auf meinem Körper.

Ich atmete schwer und beeilte mich, fertig zu werden. So schnell ich konnte zog ich mich wieder an und öffnete das Fenster, um kurz frische Luft herein zu lassen.
Was nur los mit mir?! Sonst war ich auch nicht so horny!
Ich verstand meinen Körper und meinen Kopf nicht und wahrscheinlich wollte ich das erst gar nicht, würde mir die Wahrheit zu sehr Angst machen.
Tief atmete ich die frische, kalte Luft ein, spürte, wie diese meine Lungen füllte, spürte, wie sie mich erfrischte, mich erneuerte und nervös schloss ich das Fenster wieder.

Es war Zeit und das wusste ich.
Schluss mit dem davon laufen!

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt