| Chapter Thirty-Seven |

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„Ich weiß, dass du mich hasst und ich kann das verstehen", hörte ich ihn hinter mir flüstern und blieb verunsichert stehen.
Langsam drehte ich mich zu ihm um.

Er stand noch an der gleichen Stelle, hatte sich nicht bewegt und sah mich nun etwas hilflos an. „Man, du hast jedes Recht dazu. Hass mich, wenn du willst, aber triff deswegen keine dumme Entscheidungen. Bleib hier, okay? Wir finden schon eine Lösung". Überrumpelt starrte ich ihn an und erkannte den Jungen vor mir gar nicht wieder. Wer war das und was hatte er mit Marek gemacht?

„Wieso tust du das?", fragte ich ihn verwirrt und machtlos und wusste nicht, was ich tun sollte.  „Weil du der einzige bist, der mich verstehen kann", gab er nach einer kurzen Stille zu und ich sah ihm an, dass es ihm schwer fiel das zu gestehen.
Langsam ließ er seine Masken fallen und ich wusste nicht, ob mir das nicht lieber viel mehr Angst machen sollte... Stattdessen breitete sich ein seltsames Glücksgefühl in meinem Bauch aus, welches ich jedoch sofort wieder unterdrückte.

Was sollte der Scheiß?! Wann kapierte ich das endlich?
Es war Marek.
Arschloch, Idiot und Angeber.
Er plante etwas, aber ich würde nicht darauf herein fallen, dass schwor ich mir.

„Na komm, lass uns wieder rein gehen. Es ist arschkalt und meine Familie wundert sich bestimmt schon, wieso ich so lange brauche, dich zurück zu holen", sagte er nun und sah mich erwartungsvoll an. Einen kleinen Moment überlegte ich noch, entschied mich dann jedoch dem Dunkelhaarigen zurück ins Haus zu folgen.
Immerhin hatte er Recht, Ben wieder zu begegnen würde ich lieber vermeiden. Gerne auch, für immer.

Nervös schlurfte ich ins Esszimmer und fühlte mich blöd, gerade so einen Auftritt hingelegt zu haben, doch niemand sagte etwas, als ich mich neben Marek an den Tisch saß. „Entschuldigung, ich-", begann ich, mich in eine Ausrede zu flüchten, doch Minella winkte ab, und unterbrach mich dadurch. „Willst du dein Rührei mit oder ohne Speck, Quinn?".

Total überrumpelt starrte ich die dunkelhaarige Schönheit mit großen Augen an, während sie zwei unterschiedliche Schalen mit entsprechendem Inhalt in den Händen hielt. „Mit. Danke, Mom", entschied Marek für mich, als ich immer noch nicht antwortete, da ich weiterhin zu perplex war, dass hier alle so taten, als wäre nie etwas passiert.
Selbst Moe sagte nichts.

„Quinn bleibt noch etwas hier", gab Marek dann, wie nebenbei, von sich und Minella nickte, während ihr Sohn ihr die Schüssel abnahm und mir etwas Rührei auf den Teller tat, ohne mich dabei anzusehen. Mit offenem Mund beobachtete ich ihn dabei.
War ich irgendwie im Schnee ausgerutscht und hatte mir den Kopf gestoßen? War ich irgendwo falsch abgebogen und nun in irgendeinem Paralleluniversum gelandet, in dem Marek nett war?

„Danke", schaffte ich es endlich zu nuscheln und Marek erwiderte meinen Blick. Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln und ich konnte es nicht fassen.
Lächelte er mich gerade an?! Was ist los mit ihm? Tat er dass, weil seine Familie dabei war? Er sollte damit aufhören und zwar sofort! Das war mir alles ganz und gar nicht geheuer...

Langsam entstanden Gespräche am Tisch und ich entspannte mich etwas, während ich das leckere Rührei mit einem Toast verdrückte. Mein Kopf pochte noch etwas und ab und zu merkte ich einen blauen Fleck, aber ansonsten ging es mir erstaunlich gut, was ich wohl Minella zu verdanken hatte.

„Wofür ist Quinn eigentlich der Spitzname? Von Quentin?", fragte Moe mich plötzlich und ich schreckte aus meinen Gedanken.
„Nein, Quintus", gab ich zurück und sah, wie der Jüngere die Augenbrauen zusammen zog. „Mein Vater war Musiker. Quintus kommt von der Quinte, der fünfte Ton der Tonleiter. Sagt dir der Quintenzikel was?", erwiderte ich ihm und beobachtete, wie sich in seinem Gesicht noch mehr Fragezeichen auftaten. „Ähm, nö", lächelte er mich entschuldigend an und ich grinste zurück.

„Du kennst dich in Musik aus?", fragte mich Dain überrascht und ich nickte schüchtern. „Etwas", gab ich verlegen zu. „Mein Vater hat mir ziemlich viel Musiktheorie beigebracht. Er war Pianist und hatte auch eine eigene Band", erzählte ich und bemerkte, wie sich mein Herz schmerzhaft zusammen zog.
Es tat immer noch unglaublich weh, an ihn zu denken und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das jemals anders sein würde. Es würde immer weh tun, an ihn zu denken.

„Eine bekannte Band?", fragte Ivar nun nach und sah mich mit seinen braunen Augen interessiert an. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Nein nein, das war ehr ein Hobby. Ches Vater war auch in der Band, aber das ist schon lange her", antwortete ich und sah beim letzten Satz zu Marek, der überrascht die Augenbrauen hochzog. „Spielst du denn auch ein Instrument?", mischte sich nun auch Henriette ein, deren grauen Haare perfekt auf ihrem Kopf frisiert waren. „Ich kann ein paar Noten auf dem Klavier spielen, aber nichts Außergewöhnliches", winkte ich ab, da ich mir nicht mal mehr sicher war, ob ich überhaupt noch etwas konnte.
Es war einfach zu lange her.

„Seit dem Tod meines Vaters habe ich nicht mehr gespielt", gab ich dann noch zu, bevor jemand hätte weiter fragen können.
Ich konnte und wollte nicht mehr spielen. Zu sehr tat es weh, erinnerte es mich doch an eine gute Zeit, die die jetzige noch viel schlimmer erscheinen ließ.

„Werde doch Musiker!", kam Moe die zündende Idee und sah aus, als hätte er Amerika entdeckt. „Früher wollte ich das auch, aber... Naja, es ist zu unsicher und bringt nicht genug Geld ein", erklärte ich dann und sah, wie Dain zustimmend nickte. „Doch, wenn du ein Weltstar wirst schon. Oh bitte, kannst du ein Weltstar werden, Quinn? Dann kann ich bei allen mit dir angeben. Du musst mir dann ganz viele Autogramme schreiben, ja?", quasselte der Jüngere einfach drauf los und ich spürte, wie sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete. „Wir belassen das wohl mal lieber als Plan B", holte ich Moe auf den Boden der Tatsachen zurück und sah, wie er enttäuscht weiter sein Rührei in sich schaufelte. Sofort tat es mir leid, doch war es die Wahrheit. Ich benötigte einen sichern, gut bezahlten Job, wenn ich Sienna zu mir holen wollte und das war eben nach wie vor meine oberste Priorität.

Wir redeten noch etwas über Gott und die Welt, bis jeder mit dem Frühstück fertig war. Während die anderen Männer alle verschwanden half ich Minella und Henriette noch beim Aufräumen, wobei die hübsche Frau immer wieder versuchte mich weg zuschicken, doch ich ließ mich nicht vertreiben.
Sie taten so viel für mich, irgendwas musste ich zurück geben, sonst würde mich mein schlechtes Gewissen erdrücken.
Nachdem wir fertig waren machte ich mich auf den Weg in Mareks Zimmer.


———
Hey naaaa
Hier schon mal Teil 1 für heute.
Wie gehts euch?

Wie fandet ihr Mareks Aktion?

Denkt ihr, es steckt doch mehr dahinter?

Lasst doch gerne mal ein paar Gedanken da!
Eure Ella.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt